Zuflucht Fußballplatz

SpVg Olpe macht’s möglich – Ehrenamtler organisieren Training für Flüchtlinge


  • Kreis Olpe, 23.08.2015
  • Von Volker Lübke
    Profilfoto Volker Lübke

    Volker Lübke

    Redaktion

Topnews
 von s: Volker Lübke
© s: Volker Lübke

Der SV Babelsberg hat es vorgemacht. Die Spiel-Vereinigung Olpe ist auf dem besten Wege dahin. Der Potsdamer Regionalligist hat die erste Fußballmannschaft, die ausschließlich aus Flüchtlingen besteht für den offiziellen Spielbetrieb gemeldet. Inzwischen steht Welcome United 03 auf Platz 5 der Regionalliga-Tabelle. Ganz soweit sind Michael Olberts und Ludger Heuel mit der Olper Truppe noch nicht. Doch darum geht es auch nicht. „Was zählt ist die sportliche Betätigung und die Möglichkeit, mal aus der Unterkunft raus zu kommen“, sagt Olberts.


Wisdom Nwaogu war sofort begeistert, als Olberts und die Mitarbeiter des Ökumenischen Warenkorb das Angebot machten. Fast tänzelnd treibt der 24-jährige Nigerianer den Ball über den Kunstrasen am Kreuzbergstadion. Er würde gerne professionell spielen, „in a big team“, wie er sagt. Viele der Asylsuchenden aus Olpe, Wenden und Drolshagen, die sich regelmäßig im Warenkorb treffen, haben nach Möglichkeiten gefragt, Sport zu treiben, erzählt SpVg-Vorsitzender Ludger Heuel. Lieselotte Harnischmacher, Leiterin der Aktion Warenkorb, hatte das Anliegen an die Spielvereinigung herangetragen. „Schnell waren zunächst 10 Fußballfreunde gefunden und es konnte losgehen“, erzählt Michael Olberts. Mit dem vereinseigenen Mannschaftsbus und vier privaten Pkw werden die fußballbegeisterten Flüchtlinge nun jeden Mittwoch nach einem festen Fahrplan an ihren Unterkünften abgeholt und nach dem Training dort auch wieder abgeliefert. Unterstützung beim Fahrdienst ist dringend erwünscht, rufen Olberts und Heuel zum Mitmachen auf.
Während wir auf der Trainerbank über das vorbildliche Engagement und den großartigen ehrenamtlichen Einsatz vieler Helfer in Wenden, Hilmicke und Olpe sprechen, kommt Hassan Omar Muomin aus der Deckung. Der Somalier versucht Avdo Mesanović das Leder abzuluchsen, scheitert, stürzt und lässt sich von seinem bosnischen Gegenspieler wieder auf die Beine helfen. „Die Männer aus unterschiedlichen Nationen gehen wunderbar miteinander um“, bestätigt Michael Olberts. Sie alle sind auf dem Spielfeld, „um mal raus zu kommen“, dem Alltag in der Flüchtlingsunterkunft für einen Nachmittag zu entfliehen – oder einfach, um Sport zu treiben, sich auszupowern. Trainingskleidung stellt der Fußball- und Leichtathletik-Verband (FLVW) aus Altbeständen zur Verfügung, berichtet Ludger Heuel. „Weitere Kleidung kommt aus der Kleiderkammer und von privaten Spendern.“ Fußballschule steuern die Aktiven des Vereins bei, weitere werden von der Caritas in Olpe und Wenden finanziert. Inzwischen wurde auch der DFB auf die Olper Aktion aufmerksam. Die Ägidius Braun Stiftung habe sogar eine Förderung mit 500 Euro in Aussicht gestellt, freut sich Trainier Michael Olberts über die Resonanz. Eine eigene Mannschaft wie beim SV Babelsberg werde aus den inzwischen etwa 30 Trainingsteilnehmern wohl nicht werden können, so Olberts. „Die Gruppe besteht ja aus Asylbewerbern aus verschiedenen Orten.“ Dennoch sei die SpVg an guten Spielern interessiert. Beim SV Rothemühle, im SV Ottfingen und dem FSV Gerlingen spielen bereits einige seiner Jungs in den 2. Mannschaften. „Wir hatten auch den ein oder anderen dabei, der schon höherklassig gespielt hat, als die Mannschaften im Kreis Olpe“, weiß Michael Olberts. Einige wollten auch gegen Geld unterkommen, seien aber wieder weg.
Verbände erleichtern Bedingungen für Spielberechtigung
Die Fußballer werden mittlerweile als Mitglieder der SpVg Olpe geführt, um den Versicherungsschutz zu gewährleisten. Die Bezahlung der Beiträge ist noch nicht geklärt. Zudem haben FLVW und DFB erleichterte Bedingungen für die Spielberechtigung von Flüchtlingen geschaffen. Welcome United 03 Babelsberg lässt grüßen. Eigentlich sei der Duldungs-Status für die Zulassung zum Spielbetrieb nämlich zu kurzfristig, erklärt Olberts. Lumbarth Jashari hat im Kosovo offiziell gekickt. „Ich habe fünf Jahre in einem Club gespielt“, erzählt er. Wegen seines Studiums an eine internationalen Wirtschafts-Hochschule habe er irgendwann die Fußballschuhe an den Nagel gehängt. Mit seiner Ausbildung als Marketing-Manager kann er als Asylsuchender in Deutschland nichts anfangen. Der Grund ist nicht allein die Sprache. Jashari spricht fließend Englisch, wie etwa ein Drittel seiner Trainingskameraden am Kreuzberg. Ein weiterer Teil spricht Französisch, der Rest verschiedene Sprachen. Die Verständigung zwischen Trainern und Spielern klappt trotzdem in allen Richtungen. Oft ist irgendeiner dabei, der übersetzen kann, erzählt Olberts, während Ludger Heuel Trainingsanweisungen aufs Spielfeld ruft – auf Englisch.
Engagement an vielen Stellen
Der sportliche Ausgleich als willkommene Freizeitbeschäftigung für die Asylsuchenden ist nur ein Teil des Projektes, für das die SpVg Olpe mit dem Ökumenischen Warenkorb und der Caritas verantwortlich zeichnen. Die Caritas hat in Olpe, Wenden und Hilmicke Sprachkurse organisiert, die mit Eifer angenommen werden. In Hilmicke gibt es mit Kickboxen ein weiteres Sportangebot, bei dem einige Flüchtlinge mitmachen. Im Jugendheim Lüttringhausen entstand ein Familientreff für Flüchtlinge, der rege besucht wird. Zusätzlich werden für Personen, die eine beschränkte Aufenthaltserlaubnis haben, Beschäftigungsmöglichkeiten gesucht. Eine Kooperation mit der Arbeitsagentur läuft bereits an.
Artikel teilen: