Drei neue Flüchtlingsheime

Gemeinde investiert eine Million Euro


  • Wenden, 09.05.2015
  • Von Matthias Clever
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Der Wohncontainer in Ottfingen ist fertig. von Matthias Clever
Der Wohncontainer in Ottfingen ist fertig. © Matthias Clever

„Die Belastung ist enorm“, sagte Bernd Clemens. Der Wendener Kämmerer erklärte im Gespräch mit LokalPlus, dass die Gemeinde für die Unterbringung von Flüchtlingen in diesem Jahr rund eine Million Euro ausgibt. Mit diesem Geld werden drei Heime errichtet.


Neben einem bereits fertiggestellten Container in Ottfingen, werden zwei massive Häuser in Gerlingen und Elben gebaut. Bernd Clemens erklärte, dass Dreh- und Angelpunkt des kommunalen Handelns zunächst die Beschaffung von Wohnraum sei. Damit sei nicht nur das sprichwörtliche „Dach über dem Kopf“, sondern auch die Schaffung eines abgeschlossenen, sicheren Bereichs – einer Privatsphäre – gemeint. „Hierbei muss die Gemeinde Standards schaffen, die letztlich eine Gradwanderung zwischen den wirtschaftlichen Möglichkeiten und einer menschenwürdigen Unterbringung darstellen“, hieß es dazu auch in der zurückliegenden Ratssitzung. Dieser Mindeststandard umfasse sowohl eine Unterkunft, die regulärem Wohnraum entspricht, die Berücksichtigung der familiären Situation sowie eine grundlegende Hilfeleistung zur Deckung individueller Bedürfnisse der Flüchtlinge. Einzelpersonen, Familien, Kinder im Kindergartenalter, Schüler unterschiedlicher Bildungsniveaus, Kranke – alle sollen angemessen aufgenommen, versorgt und betreut werden.
101 Flüchtlinge aus 22 Nationen
Derzeit leben 101 Flüchtlinge mit 22 Nationalitäten in Wenden. Die meisten (elf) kommen aus Guinea. Jeweils zehn Flüchtlinge kommen aus Afghanistan und dem Kosovo. Unter den 101 Flüchtlingen sind 16 Kinder. Derzeit befinden sich fünf Kinder von Flüchtlingen im Grundschulalter in der Gemeinde Wenden. Ein Kind ist noch nicht eingeschult, zwei Kinder besuchen die Katholische Grundschule Hünsborn (einschließlich offener Ganztagsschule), zwei Kinder besuchen die Katholische Grundschule Gerlingen (ein Kind ist im offenen Ganztag). In der Sekundarstufe I befinden sich ebenfalls fünf Kinder, von denen vier Kinder die Gemeinschaftshauptschule in Wenden besuchen.
Keine Kindergartenplätze frei
Während für die Kinder im Schulalter eine Schulpflicht besteht, haben Jüngere im Kindergartenalter nicht die Möglichkeit, eine Einrichtung zu besuchen, da die Einrichtungen vor Ort keine Plätze frei haben. Derzeit befinden sich drei Kleinkinder (im Alter von null bis zwei Jahren, in Wenden und Hünsborn) und drei Kindergartenkinder (im Alter von drei bis fünf Jahren in Hünsborn) in der Gemeinde Wenden. Neben „Schwerpunktstandorten“, wo Flüchtlinge einquartiert werden, mietet die Gemeinde auch einzelne Wohnungen im Gemeindegebiet (Hillmicke, Rothemühle und Wenden) an, um vorrangig Familien unterzubringen. „Wir versuchen möglichst viele Flüchtlinge dezentral unterzubringen. Allerdings gibt es relativ wenige passende Wohnungen, die aktuell frei sind“, erklärte Clemens.
Flüchtlinge werden auf Kommunen verteilt
Seit 2008 steigt die Zahl der Menschen, die in Deutschland Asyl beantragen, stetig an. 2013 sind mit 127.000 Anträgen rund drei Mal so viele Anträge beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) eingegangen wie fünf Jahre zuvor. 2014 waren es rund 200.000 Anträge, ein erneuter Anstieg um fast 60 Prozent. Der Trend der hohen Zugangszahlen wird sich voraussichtlich auch im Jahre 2015 fortsetzen. Das BAMF rechnet für 2015 mit 200.000 Erst- und 30.000 Folgeanträgen, hiervon entfallen voraussichtlich 48.000 Anträge auf Nordrhein-Westfalen. Die Zuständigkeit für die Unterbringung der Flüchtlinge liegt bei den Ländern und den Kommunen oder Kreisen. Die Verteilung der Flüchtlinge auf die Länder erfolgt nach einem festgelegten Satz – dem so genannten Königssteiner Schlüssel, auf den sich die Länder jährlich einigen. Nordrhein-Westfalen nimmt danach die meisten Asylsuchenden in Deutschland auf, auf das Land entfallen rund 21 Prozent der Antragstellenden. Quelle: Gemeinde Wenden
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