Warum die Konfrontation mit der englischen Sprache richtig und wichtig ist

Die Kolumne von Lucas Schwarz, Teil 11


 von Sven Prillwitz
© Sven Prillwitz

Am Ende werden ihm zwei Schuljahre fehlen: Die 3. Klasse, die er übersprungen hat, und ein Jahr am Gymnasium. Lucas Schwarz macht am Städtischen Gymnasium das so genannte G8- oder „Turbo-Abitur". Der 15-Jährige bezeichnet sich selbst als Film-Junkie, spielt Gitarre - und liebt das Schreiben. Diverse Kurzgeschichten, sogar zwei Romane hat er bislang verfasst, peilt die Teilnahme an Poetry Slams an. Bei LokalPlus erscheint ab sofort immer samstags die Kolumne des jungen, unbekannten Schriftstellers aus Lennestadt.


Ich mag die englische Sprache. In unserer Gesellschaft ist sie eine Alltäglichkeit geworden. Die englische Sprache ist überall zugegen, gerade in den Medien wird man ununterbrochen mit der Weltsprache konfrontiert. Die Sprache zu beherrschen, ist schon lange kein Privileg mehr, sondern quasi zu einer Pflicht geworden. Und das ist gut so, denn die Konfrontation ist eben jeden Tag da. Konfrontation ist es auch, warum die heutige Schülerschaft Englisch wahrscheinlich weniger in der Schule lernt als eher im täglichen Leben. Wohin man auch blickt, sieht man im Zuge der Amerikanisierung unseres Landes und unserer Gesellschaft diese fremde Sprache – die in ihrer Allgegenwärtigkeit für meine Generation gar kein Fremder mehr ist. Ich habe erst zur dritten Klasse Englisch in der Schule hinzubekommen, heute wird schon im Kindergarten auf die Sprache hingeführt. Ich war Feuer und Flamme für das Fach, hätte es an unserer Schule einen bilingualen Zweig gegeben, ich hätte ihn gewählt. Doch da dieser fehlte, wählte ich in der siebten Klasse „English and American History“ dazu.
Selbstverständliche Selbstkonfrontation
Mit der Zeit begann auch die Selbstkonfrontation, die ich für sehr wichtig halte, und die ich damals für mich selbst als etwas Besonderes ansah, die aber eigentlich – wenn man sich heute mal so umschaut – weit verbreitet ist. Eben genau das, was viele junge Leute machen: sich Songtexte einprägen, übersetzen, sie erfassen; Bücher im englischen Original zu lesen; Filme, Serien oder Ähnliches in der Originalversion schauen… Was mal für mich besonders war und von dem ich auch dachte, dass es etwas Besonderes wäre, ist zu einem Standard geworden. Wenn ich mich in der Schule umhöre, hat es den Anschein, dass jeder Zweite seine Lieblingsserie nur noch mit englischem Ton schaut, jeder Dritte sein Lieblingsbuch gerade in der Originalfassung liest und mancherorts tönt es sogar, dass Englisch ja sowieso viel schöner als Deutsch sei.
Anglizismen werden Einzug in Sprache halten
Und auch, wenn ich diesem Satz nicht gerade beipflichten kann, so finde ich es doch grandios, wie sich alles gewendet hat. Manchen Leuten ist es zu viel, wenn sie all die neuen Anglizismen hören, die, oft von der Kunst herangebracht, ihren Platz in der Jugendsprache finden. Doch dieser Overkill (wie lustig an dieser Stelle) wird meiner Meinung nach nach einiger Zeit nicht mehr so stark bemerkbar sein. Sprache hat sich schon immer gewandelt, und wird es auch weiterhin tun – Anglizismen sind nur eine weitere Komponente, die sich schon irgendwie einfügen wird in das „richtige“ Deutsch. Was ich eigentlich sagen will: Konfrontation ist gut, sie ist wichtig, und es ist wunderbar, dass sie so einen Aufschwung erfahren hat und einfach geschieht. Der Wille, eine Sprache zu erlernen, ist bei keiner Sprache so selbstverständlich für den Großteil der heutigen Jugend wie bei der englischen – und ich hoffe, dass dies so bleibt.
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