15 Jahre Warenkorb

"Wie ein richtiger Tante-Emma-Laden"


  • Olpe, 20.11.2015
  • Von Katja Fünfsinn
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    Katja Fünfsinn

    Redaktion

Die vielen ehrenamtlichen Helfer haben im Warenkorb in Olpe während der Öffnungszeiten alle Hände voll zu tun. von s: Katja Fünfsinn
Die vielen ehrenamtlichen Helfer haben im Warenkorb in Olpe während der Öffnungszeiten alle Hände voll zu tun. © s: Katja Fünfsinn

Der Warenkorb in Olpe ist seit 15 Jahren eine Anlaufstelle für bedürftige Menschen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter um Hella Pelz und Lieselotte Harnischmacher haben während der Öffnungszeiten sehr viel zu tun: Bis zu 180 Kunden kommen pro Essensausgabe. LokalPlus war an einem Mittag mit dabei.


Obwohl die Eingangstür zum Warenkorb in Olpe nicht abgeschlossen ist, hat sich davor eine lange Schlange gebildet. Mit Einkaufskörben und –tüten unter dem Arm warten die Kunden geduldig darauf, dass die Kirchturmglocken von St. Martinus 13 Uhr schlagen. Denn dann haben die Mitarbeiter der ökumenischen Initiative alles fertig vorbereitet, um ihre Gäste zu empfangen.
"Es soll schön aussehen"
Seit neun Uhr sind die ehrenamtlichen Helfer um Lieselotte Harnischmacher und Hella Pelz dabei, die Lebensmittelspenden zu sortieren und für den Verkauf anzurichten. „Es soll schön aussehen und mit den Bedienungen wie im Tante-Emma-Laden sein“, sagt Liselotte Harnischmacher. Die Lebensmittel werden von Händlern aus Olpe, Drolshagen und Wenden gespendet und morgens von Fahrern des Warenkorbs angeliefert. Mittlerweile fahren zwölf von Geschäft zu Geschäft. Liselotte Harnischmacher betont: „Die Geschäfte unterstützen uns sehr und sind sehr großzügig. Auch unsere Fahrer werden oft angesprochen.“
Zahlreiche Sachspenden werden an den Verkaufstagen ab 9 Uhr bei den Warenkorb-Mitarbeitern abgegeben. Hella Pelz und Lieselotte Harnischmacher bilden mit Wolfgang Brendel und Martina Neuhaus das ehrenamtliche Leitungsteam. Sie koordinieren den Einsatz der Helfer, denn pro Essensausgabe werden 45 Mitarbeiter benötigt.
Bis zu 180 Kunden pro Ausgabe
Warum das notwendig ist, merkt man beim Besuch im Warenkorb sehr schnell: Sobald die Tür geöffnet wird, setzt sich die Schlange der wartenden Menschen in Bewegung. Die Gäste kennen den Ablauf und gehen als erstes in das kleine Büro gegenüber der Eingangstür. Dort haben Barbara Leistritz und Brigitte Schreiber an diesem Tag Bürodienst.
Denn die Ausgabe der Lebensmittel folgt einem strikten System (für weitere Infos siehe Extrakasten unten): Alle zwei Wochen können die Bedürftigen im Warenkorb einkaufen. Damit pro Ausgabe nicht mehr als 180 Kunden kommen, sind zwei Gruppen gebildet worden.
Immer mehr Flüchtlinge
In einer Woche kommen die Kunden mit roter Karteikarte, in der anderen mit grüner. Manchmal, wenn jemand neu ist und das Prozedere noch nicht kennt, machen die Mitarbeiter eine Ausnahme. So wie an diesem Tag, als sie einen älteren Mann aus Syrien nicht wegschicken, sondern ihm auf englisch erklären, dass er ausnahmsweise einkaufen kann. Er versteht nicht direkt, ein junger Mann springt als Dolmetscher ein. Die Sprachbarriere macht sich bei der Arbeit der Frauen immer häufiger bemerkbar - "mittlerweile sind die Hälfte unserer Kunden Flüchtlinge aus den umliegenden Gemeinden", erläutert Lieselotte Harnischmacher. Mit Englisch und Händen und Füßen klappe die Verständigung aber doch immer irgendwie.
Nutella für die Kinder
Wer die Karteikarte für seinen Einkauf bekommt, muss einen Euro zahlen. Dann geht es zur langen Theke im Verkaufsraum.
Hinter der sind fünf Mitarbeiter damit beschäftigt, Obst, Gemüse und sonstige Lebensmittel zusammenzusuchen. Zwei sind bei der Brot- und Brötchenausgabe.
Bei der Ausgabe können die Kunden zwischen Reis oder Nudeln und Margarine oder Öl wählen. Auch Milch gehört zu den Grundnahrungsmitteln dazu. Die werden übrigens nicht direkt gespendet, sondern von den Geldspenden gekauft. Genau wie Waschmittel, Pflegemittel, Zucker, Salz und Mehl. Manchmal gibt es auch Kaffee, Marmelade oder Honig als besondere Aktion. „Vor Kurzem hatten wir Maggi“, erzählt Lieselotte Harnischmacher. „Das war der Renner“, ergänzt Hella Pelz. An Ostern gab es für Familien mit Kindern ein Glas Nutella.
Viele Äpfel und 1500 Eier
Generell werden Süßigkeiten eher selten gespendet. Gemüse, Obst und Salat, Fertiggerichte und Soßen, Wurst und Käse, Joghurt und Fisch kommen von den Geschäften. Weil es in diesem Jahr so viele Äpfel gab, konnten die großzügig verteilt werden. Vor Kurzem kam wieder eine Spende von Eiern rein - "da mussten wir mal eben 1500 Eier in Kartons verpacken", erzählt Hella Pelz.
Auch wenn jeder Kunde pro Karte genau festgelegte Mengen erhält, legen die Mitarbeiter bei Karten mit Kindern manchmal noch eine Tafel Schokolade, Kekse oder eine Tüte Saft dazu.
Besondere Weihnachtsaktion
Von einer großen Supermarktkette erhalten die Warenkorb-Mitarbeiter für fünf Euro eine gepackte Tüte mit wichtigen Grundnahrungsmitteln. Das Geld dafür sammeln sie als Spende von Kunden des Marktes. Innerhalb von zwei Wochen haben sie in diesem Jahr bereits 368 Tüten kaufen können. Im vergangenen Jahr waren es letztlich 1000 Tüten. „Unser Bekanntheitsgrad ist groß, wir brauchen unser Sprüchlein gar nicht mehr aufsagen“, sagt Hella Pelz.
In der Küche arbeiten während der Öffnungszeiten vier Mitarbeiter. Sie schneiden gespendeten Kuchen und stapeln ihn auf Tellern, räumen die Spülmaschine ein und decken die Tische. Schwester Maria-Martha von den Olper Franziskanerinnen verteilt den Kuchen im Café: Im Verkaufsraum wurden in einer Ecke einige Tische aufgestellt, an denen sich die Gäste nach dem Einkauf treffen. Manche kommen auch einfach so vorbei. An einem Tisch hat sich ein richtiger Stammtisch gebildet. „Die kommen und bleiben drei Stunden bis zur letzten Runde Kaffee“, berichtet Hella Pelz. Mittlerweile hört man immer mehr Sprachen an den Tischen. Wer sich nicht versteht, macht sich mit Händen, Füßen und ein paar Worten Englisch oder Französisch verständlich. Einige Frauen, die arabisch können, kommen und dolmetschen.
Hilfe im Alltag
Neben dem Café baut Daniel Schulte an einem Stehtisch seinen Stand auf. Der Sozialarbeiter arbeitet beim katholischen Sozialdienst und steht bei Fragen zur Rückkehr in den Beruf oder allgemeinen Lebensfragen zur Verfügung. Denn der Warenkorb will nicht nur dabei helfen, dass seine Kunden keinen Hunger leiden müssen. Die Mitarbeiter besprechen auch zwischenmenschliche Themen mit ihren Gästen oder empfehlen, wo man am besten das Fahrrad reparieren lassen kann und wer bei Problemen hilft. Damit an einem Verkaufstag alle Kunden mit gefüllten Tüten und Körben wieder gehen können, werden die Regale um 15 Uhr noch einmal aufgefüllt.
Der Warenkorb
Die ökumenische Initiative wurde 2000 von der evangelischen Kirchengemeinde Olpe und den Caritas Konferenzen der Region Olpe gegründet. Wer im Warenkorb einkaufen möchte, muss sich als bedürftig ausweisen. Das kann entweder mit dem Renten- oder Hartz-IV-Bescheid oder mit einer Meldebestätigung als Flüchtling erfolgen. Viele Kunden sind Verwitwete, Verschuldete oder psychisch Kranke. Der Familienstand, die Anzahl der Kinder etc. wird genau im Computer erfasst. Insgesamt arbeiten im Warenkorb 70 ehrenamtliche Helfer. Grundnahrungsmittel, Pflegeprodukte oder Süßigkeiten können mittwochs ab 9 Uhr in den Verkaufsräumen an der Martinstraße in Olpe abgegeben werden.
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