Sprechstunde für Flüchtlinge in Hünsborner Hausarztpraxis Spieren

Ärztliche Versorgung nach der Erstuntersuchung im Aufnahmelager


Bei der Erstuntersuchung wird der Gesundheitsstatus erfasst, insbesondere ansteckende Krankheiten ausgeschlossen und der Impfstatus überprüft.
Bei der Erstuntersuchung wird der Gesundheitsstatus erfasst, insbesondere ansteckende Krankheiten ausgeschlossen und der Impfstatus überprüft.


Flüchtlinge werden in sogenannten Zentralen Unterbringungseinheiten vor der Verteilung in die eigentlichen Unterkünfte „erstuntersucht“. Dabei wird der Gesundheitsstatus erfasst, insbesondere ansteckende Krankheiten ausgeschlossen und der Impfstatus überprüft. In ihren Unterkünften in den Dörfern angekommen, haben die Menschen genauso gesundheitliche Probleme wie auch die Bevölkerung. Wenn sie jetzt einen Arzt benötigen, können die niedergelassenen Ärzte die weitere Versorgung übernehmen. „Die Menschen wissen, dass man in Deutschland medizinisch gut versorgt wird und sind auch gerade dafür sehr dankbar. Aber sie wissen nicht, wie das bei uns funktioniert“, so Stefan Spieren, Hausarzt in Hünsborn. Für die ärztliche Behandlung ist zur Zeit noch ein entsprechendes Formular erforderlich, welches die Flüchtlinge – ähnlich wie eine Versicherungskarte – beim Arzt vorlegen müssen.
"Grüner Zettel"
Diesen sogenannten „grünen Zettel“ müssen die Flüchtlinge bei der Gemeinde/Stadt abholen, denn ohne dieses Formular können keine „normalen“ Rezepte ausgestellt werden. Viele Flüchtlinge wissen das nicht. Sie wissen aber auch nicht, wie die Behandlung beim Hausarzt abläuft, dass diese zum Beispiel mit der Anmeldung bei den medizinischen Fachangestellten beginnt und sie erst dann ein persönliches Gespräch mit dem Arzt und die Untersuchung erwartet. Hinzu kommen natürlich die Probleme bei der sprachlichen Verständigung.
Termin in der Hünsborner Praxis
Aus diesem Grund hat Hausarzt Stefan Spieren vor vier Wochen erstmals mit seiner Ehefrau Julia Spieren, die eigentlich als Notärztin für die Stadt Olpe arbeitet, eine Sprechstunde für Flüchtlinge eingeführt. Außerhalb der regulären Sprechstundenzeit kümmern sich die beiden Mediziner in der Praxis in Hünsborn um die „ganz normalen Probleme“, die vor allem jetzt die kalte Jahreszeit mit sich bringt. Rückenschmerzen nach der langen Reise aus dem Herkunftsland, bei der junge Familien ihre Kinder teilweise wochenlang auf den Armen tragen mussten, gehören neben den seelischen Belastungen zu den häufigsten Problemen. Aber auch die Vervollständigung des Impfschutzes oder die Begleitung von jungen Müttern oder Schwangeren.
Angst vor Untersuchungen
„Oft haben die Menschen Angst vor Untersuchungen, und davor, dass sie Körperstellen freimachen müssen. Dafür muss man sich Zeit nehmen und jeden Schritt erklären, warum dies wichtig und gut ist“, berichtet Stefan Spieren. Mit Ruhe und Einfühlungsvermögen gelingt dies sehr gut. Ein Netzwerk von Übersetzern und auch die Hilfe von Übersetzungsprogrammen unterstützen die Sprechstunden. Die Angst der Geflüchteten verringert sich Woche um Woche. Gerade auch weil diese nun die Abläufe in der Praxis kennen und keine Befürchtungen mehr haben, dass sie nicht an die Reihe kommen, wenn sie warten müssen. „Untereinander spricht sich dies natürlich rum, und die Menschen passen sich an. Schön ist es vor allem zu sehen, wie sich die Kinder freuen - auch wenn sie bei einer Impfung „gepiekst“ wurden, denn die Eltern vermitteln Geborgenheit und die Sicherheit, dass hier in Deutschland alles besser wird“, berichtet Julia Spieren. Durch die Etablierung einer speziellen Sprechstunde für Flüchtlinge haben nicht nur die Flüchtlinge Vorteile, letztlich konnten damit auch die regulären Sprechstunden entlastet und Wartezeiten gerade in der Erkältungszeit im Rahmen gehalten werden.
Montags ab 13 Uhr
Die Sprechstunde für Flüchtlinge findet in der Regel immer montags ab 13 Uhr statt. Eine Anmeldung ist vorteilhaft, da dann Übersetzer organisiert werden können. Bei Notfällen findet eine Behandlung selbstverständlich auch außerhalb dieser Zeiten statt.
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