Anspruchsvoll, abwechslungsreich und angesagt

Mitarbeiter der Werthmann-Werkstätten digitalisieren Akten und gewinnen neues Selbstvertrauen


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Leiter Andreas Mönig, Manuela Mettner-Kristes und Dr. Christine Menges ließen sich in Welschen Ennest von der anspruchsvollen Tätigkeit überzeugen.
Leiter Andreas Mönig, Manuela Mettner-Kristes und Dr. Christine Menges ließen sich in Welschen Ennest von der anspruchsvollen Tätigkeit überzeugen.

„Digital Plus“ heißt ein neues Arbeitsangebot der Werthmann-Werkstätten in Welschen Ennest und Olpe, das in Zusammenarbeit mit der Psychiatrischen Klinik der Katholischen Hospitalgesellschaft Südwestfalen entwickelt und umgesetzt wurde. Dabei handelt es sich um ein spezielles Angebot für Menschen mit psychischen Erkrankungen, die durch eine Ausbildung oder ein Studium über eine höherwertige Qualifikation verfügen und durch ihren Anspruch an Arbeit keinen Zugang zu den üblichen Angeboten im Berufsbildungsbereich der Werkstätten finden.


Fünf Mitarbeiter sind im Rahmen einer beruflichen Reha-Maßnahme dabei, den gesamten Aktenbestand der Werthmann-Werkstätten zu archivieren – und das mit großer Begeisterung: Die Arbeit ist anspruchsvoll und abwechslungsreich zugleich, weil die Mitarbeiter bei den verschiedenen Prozessen rotieren. Gefragt sind Konzentration, Bereitschaft zur Teamarbeit und aktive Mitarbeit an den verschiedenen Arbeitsabläufen. „Das Interesse an dem neuen Angebot zeigt, dass in diesem Bereich etwas gefehlt hat“, sagt Anja Dornseifer vom Begleitenden Dienst der Werthmann-Werkstätten. „Es haben sich gleich zehn Frauen und Männer um einen Arbeitsplatz beworben. Fünf von ihnen erfüllten die Eignungsvoraussetzungen. Zwei weitere Interessenten warten auf Aufnahme.“
Gutes Sprungbrett und attraktives Angebot
Über den guten Start freut sich auch Andreas Mönig, Leiter der Werthmann-Werkstätten: „Die Tätigkeit ist ein gutes Sprungbrett für die Vermittlung der Mitarbeiter auf den allgemeinen Arbeitsmarkt. Mit ,Digital Plus´ können wir für heimische Unternehmen deren gesamte Geschäftspapiere von unseren Mitarbeitern digital archivieren lassen. In Verbindung mit unserer Aktenvernichtung in der Abteilung Lennestadt bieten wir ein systematisches und kostengünstiges Gesamtpaket an.“ Markus Hanses ist Gruppenleiter des neuen Projektes. Er sieht die Arbeit im Team als wichtigen Aspekt. „Durch die unterschiedlichen Voraussetzungen kann der Stärkere dem Schwächeren helfen. Im Arbeitsprozess erfahren die Mitarbeiter Struktur und können sich gegenseitig unterstützen.“ Und: „Für die hohe kognitive Arbeit muss man Ruhe, Flexibilität und Sorgfalt mitbringen und Informationen sammeln“, erklärt Hanses.
Expertinnen: Positive Auswirkungen
Dass sich der psychische Zustand einiger Mitarbeiter durch die Tätigkeit positiv verändert hat, haben die Chefärztin der Psychiatrischen Klinik der Katholischen Hospitalgesellschaft Südwestfalen, Dr. Christine Menges, und Diplom-Sozialpädagogin Manuela Mettner-Kristes, Leiterin des Sozialdienstes Psychiatrie, festgestellt. „Sie fühlen sich nicht mehr unterfordert, sind ausgeglichener und es geht ihnen seelisch besser“, lautet ihr Fazit. Auch weil gleichzeitig das Zutrauen und Selbstbewusstsein der Frauen und Männer wachse – sogar soweit , dass sie sich vorstellen könnten, auch außerhalb der Werkstätten tätig zu sein, ergänzt Dr. Christine Menges. Schon seit vielen Jahren gibt es Schnittstellen zwischen der Psychiatrie der Katholischen Hospitalgesellschaft und den Werthmann-Werkstätten: Viele psychisch kranke Menschen finden nach oder während ihrer Behandlung einen Arbeitsplatz in der Einrichtung. Theo Selter, Abteilungsleiter der Werthmann-Werkstätten Olpe und Welschen Ennest, brachte die Idee ein, teilstationäre Plätze für Menschen mit hohem Bildungsniveau zu schaffen. Seit 2011 laufen die Planungen hierfür. Inzwischen wurde dank der Unterstützung aus der „Zahngold-Aktion“ in Welschen Ennest ein Büro mit moderndem PC-Equipment ausgestattet. (LP)
Über das Prinzip „Digital Plus"
• Mitarbeiter von „Digital Plus“ arbeiten im Vier-Augen-Prinzip an 24 Zoll-Bildschirmen und höhenverstellbaren Arbeitstischen. Die Datensicherung erfolgt auf einem eigenen Server. Zu den Vorarbeiten gehört die Erfassung der Unterlagen in einem Übergabeprotokoll (Sichtkontrolle), Erstellen einer Verzeichnis- und Dateistruktur nach Kundenwünschen sowie das Befreien der Papiere von Heftklammern. Danach werden die Papiere gescannt.
• Weil viele Papiere verblasst oder veraltet sind, weil Seiten häufig beidseitig bedruckt und beschrieben sind oder nicht das übliche Format haben, gestaltet sich das Scannen der Dokumente zu einer Arbeit, die Kreativität und Sorgfalt erfordert. Ist der Scan-Vorgang abgeschlossen, werden die Originale mit den digitalen Unterlagen verglichen, um eventuelle Fehlseiten auszuschließen. Der gesamte Arbeitsprozess unterliegt dem Datenschutz.
• Das bestätigt ein Mitarbeiter: „Man muss mit vollem Geist dabei sein. Deshalb ist es gut, dass wir uns bei den verschiedenen Arbeitsschritten abwechseln können, wenn die Konzentration nachlässt.“ Ein weiterer Mitarbeiter betont: „Ich stelle fest, dass mein Level an Belastbarkeit stetig steigt. Man wächst halt an seinen Aufgaben. Die Arbeit macht großen Spaß. Bei früheren Reha-Maßnahmen hatte ich nachmittags Antriebsstörungen. Das ist jetzt nicht mehr der Fall.“
• Noch mehr Arbeitsmöglichkeiten versprechen sich die Werthmann-Werkstätten von der geplanten Zusammenlegung der beruflichen Bildungsmaßnahmen für Menschen mit psychischen und geistigen Behinderungen und der Zentralisierung im neuen Gebäude im Industriegebiet Askay in Attendorn. „Der EDV-Bereich ist ein gefragtes Arbeitssegment, den wir qualifizieren und weiter entwickeln möchten“, erklärte Andreas Mönig.
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