Milchproduktion mit modernster Technik

Adventkalender: Melkroboter steuert Futtergaben und prüft Eutergesundheit


  • Kreis Olpe, 10.12.2015
  • Von Volker Lübke
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Hendrik Sommerhoff gewährt uns Einblick in seinen Kuhstall in Dünschede. von s: Volker Lübke
Hendrik Sommerhoff gewährt uns Einblick in seinen Kuhstall in Dünschede. © s: Volker Lübke

Mit dem Melkschemel, Eimer, Lappen und Milchkanne von Kuh zu Kuh – dass der Bauer selbst Hand anlegen musste, ist schon lange her. Ein romantisch verklärtes Bauernidyll. Seit Jahrzehnten erledigen Melkmaschinen diese Arbeit. Dennoch stehen die meisten Milchbauern zweimal täglich im Melkstand und setzen die Pumpen an. Aber auch das scheint inzwischen ein Auslaufmodell zu sein. Hendrik Sommerhoff öffnet für LokalPlus die Steuerzentrale seines Melkroboters.


„Im Grunde läuft hier alles vollautomatisch ab“, erklärt der Dünscheder Landwirt. Wir stehen in einem Nebenraum. Vor uns eine große Maschine, die eher in der Produktionshalle eines Industriebetriebes zu erwarten wäre.
Eine Kuh lugt neugierig um die Ecke, marschiert zwei Meter weiter und bleibt vor einem Metallgatter stehen. Längst hat der Roboter das Tier identifiziert. „Ein Responder am Halsband macht’s möglich“, erklärt Sommerhoff. Bis zu dreimal am Tag wird gemolken. Die Kühe finden das offenbar prima. Schließlich wird nicht nur das Euter entlastet, sondern es gibt jedesmal eine Portion Kraftfutter. Im Grunde funktioniert es wie beim Hund: Wer brav herkommt und stehen bleibt, kriegt ein Leckerli.
Während die Kuh es sich vorne schmecken lässt, fährt hinten der Roboterarm an. Eine rotierende Bürste reinigt die Zitzen. Dann wird gemolken. Die vier Pumpen werden angelegt – finden den Weg zur Zitze wie von selbst. „Ein Laser ermittelt die genaue Position“, weiß der Landwirt. Das funktioniert nicht immer auf Anhieb, aber meistens recht gut. Müsste Hendrik Sommerhoff dreimal am Tag bei seinen 75 Milchkühen daneben stehen, hätte sich die Anschaffung der High-Tech-Anlage auch nicht gelohnt.
Aber früher haben Sie jede Kuh genau angesehen. Zweimal täglich haben Sie sich vom Zustand der Kuh persönlich überzeugt, wenden wir ein. „Auch das übernimmt der Roboter“, erklärt Hendrik Sommerhoff.
„Noch während des Melkvorgangs wird die Milch untersucht.“ Bevor die 38 Grad warme Milch in den großen Tank gelangt, werden Leitfähigkeit, Farbe und Zellgehalt überprüft. „Das gibt Auskunft über die Eutergesundheit“, weiß der Landwirt. Laufen die Werte völlig aus dem Ruder, schlägt der Roboter Alarm. Ebenso wenn der lasergesteuerte Arm die Zitzen nach mehreren Versuchen nicht findet. „Der Alarm läuft bei uns im Haus und auf meinem Handy auf“, erklärt Sommerhoff.
Das Euter ist leer und im Trog ist auch nichts mehr. Wie von Geisterhand öffnet sich das Gatter und entlässt die Kuh in die Herde im Stall. „Im Sommer führt der Weg dann auch weiter auf die Weide“, sagt der Landwirt. Zwingend notwendig ist das allerdings nicht mehr. Nicht nur der Melkstand ist auf dem Hof in Dünschede auf dem neuesten Stand, auch der komplette Stall. Waren Kuhställe früher dunkel, warm und feucht wie eine Sauna, so weht im Laufstall bei Sommerhoffs eine frisches Lüftchen. Tageslicht und ausreichend Platz für Begegnungsverkehr zwischen Liegeboxen und Futterraufe – so lässt sich’s für die Kühe durchaus aushalten. Im Grunde stehen sie nur unter einem großen Dach. Die Außenwände schließt Hendrik Sommerhoff nur dann, wenn es richtig kalt draußen ist. Die Gesundheit seiner Kühe gibt der Theorie der artgerechten Haltung an frischer Luft Recht. Gerade wollen wir mit Blick auf den gerade etwas matschigen Stallboden eine kritische Frage stellen, da biegt ein weiterer Roboterkollege um die Ecke. Der zieht den Spaltenboden ab und befördert alles ins Güllelager unter dem Stall. Was bleibt ist ein Spaltenboden, der zwar recht rutschig wirkt, auf dem die Kühe aber offensichtlich sicher laufen können.
Während die einen gemütlich auf Stroh in der Liegebox dösen, zieht es andere zum Futtertrog. Der Melkstand ist frei, doch der Trog bleibt leer. Statt eine Portion Kraftfutter herauszurücken, öffnet der Melkroboter nur das Ausgangstor. Er hat erkannt, dass die Kuh bereits vor kurzem da war. „Also gibt’s kein Futter“, sagt Hendrik Sommerhoff: „Wenn sie heute Abend wiederkommt, bekommt sie etwas, denn dann ist das Euter wieder gut gefüllt.“ Rund 30 Liter gibt eine Kuh am Tag. Durchschnittlich 9600 Liter pro Jahr. „Da sind die trockenen Kühe – die bald kalben – eingerechnet“, erklärt Sommerhoff die Rechnung.
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