Herausforderung:Familie und Beruf unter einen Hut

Erstes Treffen auf Bundesebene mit Vertretern aus zehn heimischen Unternehmen in Grevenbrück


Zum ersten Mal auf Bundesebene fand jetzt ein Treffen zum Thema "Vereinbarkeit von Familie und Beruf" statt. Zehn heimische Unternehmen waren dabei vertreten. von s: Kerstin Sauer
Zum ersten Mal auf Bundesebene fand jetzt ein Treffen zum Thema "Vereinbarkeit von Familie und Beruf" statt. Zehn heimische Unternehmen waren dabei vertreten. © s: Kerstin Sauer

Bundesweit zum ersten Mal fand jetzt ein Treffen zum Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ auf Bundesebene statt – und zwar im KulturBahnhof in Grevenbrück. Vertreter von der Servicestelle „Lokale Bündnisse für Familie“ und dem Netzwerkbüro „Erfolgsfaktor Familie“ aus Berlin diskutierten mit einheimischen Unternehmern, wie diese ihre Mitarbeiter beim Thema „Vereinbarkeit“ unterstützen können.


Insgesamt waren bei dem Treffen zehn Unternehmen aus Lennestadt und Kirchhundem vertreten. Darunter unter anderem Holger Grafe, Personalleiter bei der Firma Hensel, der in einem Interview das Konzept seiner Firma im Umgang mit „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ vorstellte. „Es ist leicht, auf dem Papier die Rahmenbedingungen für die Mitarbeiter zu verbessern und neue Konzepte zu schaffen“, erklärte er. Aber: „Jeder Mitarbeiter hat seine individuelle Geschichte und seine eigenen Probleme – die Arbeit fängt erst richtig an, wenn man hier ansetzt.“
Seit drei Jahren beschäftig sich die Firma Hensel mit dem Thema „Vereinbarkeit“, sowohl in Bezug auf junge Familien als auch mit Blick auf pflegedürftige Angehörige. Mit einem selbst entwickelten Fragebogen – Grafe: „Dieser sollte so kurz und knapp wie möglich sein“ – fragte die Unternehmensführung den Bedarf bei ihren Beschäftigten ab. „In erster Linie wünschen sich die Mitarbeiter Informationen, inwieweit und wo sie unterstützt werden.“ Seit Januar diesen Jahres arbeitet die Firma Hensel nun mit dem HANAH-Servicebüro der Stadt Lennestadt zusammen: Einmal im Monat bieten HANAH-Mitarbeiter in der Firma eine Sprechstunde an, in der sie den Mitarbeitern zuhören, Tipps geben und ihnen Erstkontakte vermitteln.
Nur Vorteile
Holger Grafe sieht in dieser Zusammenarbeit nur Vorteile: „Die Mitarbeiter öffnen sich, nutzen das Angebot – schließlich sprechen sie dort mit einer neutralen Person und nicht mit dem Arbeitgeber.“ Wichtig für eine offene und faire Kommunikationskultur in einem Unternehmen sei vor allem, dass die Führungskräfte das Vorgehen unterstützen, betonten Bernd Kramer und Peter Kaufmann von der Volksbank. „Den Führungskräften muss bewusst sein, dass sie mit Menschen zu tun haben.“
Auf der Führungsebene müsse man daher damit beginnen, eine Vertrauensbasis zum Mitarbeiter zu schaffen. Die Volksbank realisiert das mit regelmäßigen Mitarbeitergesprächen: Dabei wird dem Mitarbeiter die Gewissheit vermittelt, Rückhalt zu haben.
"Pflegetrainer"
Tipps und Anregungen kamen bei der Zusammenkunft von vielen Unternehmensvertretern. So erklärten die Vertreter der Hospitalgesellschaft, dass vor Ort „Pflegetrainer“ ausgebildet werden, die zur Unterstützung in die Familien kommen könnten. „Die Kosten übernimmt sogar die Krankenkasse“, wusste die Gleichstellungsbeauftragte Petra Peschke-Göbel zu berichten. Alle waren sich am Ende einig, gute Anregungen für das eigene Unternehmen erhalten zu haben. Viele wollen jetzt erstmal im eigenen Betrieb ihre „Hausaufgaben“ machen und eine individuelle Lösung finden.
Doch auch der Vorschlag von Bürgermeister Stefan Hundt fand Anklang: „Wir sollten nochmal eine Unternehmerrunde im größeren Rahmen zusammenrufen und das, was wir heute gelernt haben, verbreiten. Eine übergreifende Zusammenarbeit beim Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ ist wichtig.“
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