Arbeit als Mittel zur Integration


  • Kreis Olpe, 19.11.2015
  • Von Matthias Clever
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    Matthias Clever

    Redaktion

Von links: Dr. Bettina Wolf (Agentur für Arbeit), Klaus Fenster (IHK), Theo Melcher (Kreisdirektor) und Thorsten Klut (Staatssekretär für Integration im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen). von s: Matthias Clever
Von links: Dr. Bettina Wolf (Agentur für Arbeit), Klaus Fenster (IHK), Theo Melcher (Kreisdirektor) und Thorsten Klut (Staatssekretär für Integration im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen). © s: Matthias Clever

Sie kommen, um in Sicherheit zu leben. Sie stellen Deutschland vor Herausforderungen. Sie sind aber auch eine große Chance für das Land: Denn nicht nur die Bevölkerung könnte wachsen, sondern auch die Wirtschaft. Was bereits getan wird, und was sich noch tun muss, um die Flüchtlinge in die Gesellschaft zu integrieren, diskutierte eine Experten-Diskussionsrunde am Donnerstag, 19. November, in der Aula des CJD Olpe.


„Arbeit ist der beste Weg, um Flüchtlinge in die Gesellschaft zu integrieren“, sagte Dr. Bettina Wolf. Die Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Siegen/Olpe appellierte an alle Flüchtlinge und Helfer, dass sich die Asylsuchenden bei der Agentur für Arbeit melden. Es existierten Programme, um Flüchtlinge in Beschäftigungen zu bringen. Von leuchtenden Beispielen sprach sie – realisierte Sprachkurse, Praktika, Arbeitsstellen und etwa Umschulungen. Zahlreiche Unternehmen fragten inzwischen gezielt an, wie sie Flüchtlinge beschäftigen könnten. Zuletzt habe etwa die Krombacher-Brauerei angeboten, zwölf Praktikumsplätze für Flüchtlinge zu schaffen. Wolf: „Die Menschen hätten direkt im Anschluss eine Perspektive auf einen absolut sicheren Job.“ Aber: Nur ein Bruchteil der Hilfesuchenden sei derzeit bei der Agentur für Arbeit als arbeitssuchend registriert. Der Staatssekretär für Integration im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, Thorsten Klute, erklärte, was es für unterschiedliche Aufenthaltstitel gibt. So hätten etwa Syrier, Iraner, Iraker und Eritreer gute Bleibeperspektiven – Menschen vom West-Balkan hingegen nicht. Dies reiche aber noch nicht aus – Unternehmen müssten mehr Sicherheit haben, dass ein Flüchtling für die Dauer der Ausbildung und danach noch zwei Jahre bleiben kann. „Niemand wird jemanden einstellen, von dem er nicht weiß, ob er die Ausbildung bis zum Schluss durchziehen kann“, sagte Thorsten Klute.
„Gesellschaftliches Fiasko“
Viele der Menschen hätten ganz andere Berufsbezeichnungen, Bildungs- und Wissensstände. Klute berichtete von einem Steinsetzer – bei der Berufsbezeichnung habe er an einen Menschen gedacht, der große Steine etwa im Gartenbau setzt. Doch ein Steinsetzer montiere Edelsteine auf Schmuck und diese Fachkräfte seien sehr begehrt. Daher hätte der Flüchtling auch ohne Deutschkenntnisse direkt einen Job bekommen. „Aber nicht alle, die kommen, können direkt anfangen“, betonte Klute. 10 bis 15 Prozent der ankommenden könnten nach Schätzungen direkt eingesetzt werden, sobald Deutsch-Kenntnisse vorhanden seien. Etwa 50 Prozent könnten innerhalb kurzer Zeit durch Sprachkurse und fachliche Fortbildung fit für den Arbeitsmarkt gemacht werden. „Es sind aber auch Menschen dabei, die nie eine Schule besucht haben.“ Dennoch müssten diese Menschen, sofern eine Bleibeperspektive vorhanden sei, in Lohn und Brot gebracht werden. Der Geschäftsführer für Berufliche Bildung der IHK Siegen, Klaus Fenster, sprach von einem „gesellschaftlichen Fiasko“, falls die Menschen nicht in den Arbeitsmarkt eingebunden werden. Unterstützt wurde er von Kreisdirektor Theo Melcher. „Ich glaube, dass wir einen geförderten Arbeitsmarkt für Flüchtlinge brauchen.“ Nur so könne verhindert werden, dass die Menschen „rumlungern“, wie ein Diskussionsteilnehmer sagte.
„Weg ins Arbeitsleben sollte erleichtert werden“
Zielstellung der Veranstaltung war es, die verschiedenen Herausforderungen zu beleuchten, die mit der Versorgung und Integration von Asylsuchenden verbunden sind. „Flüchtlinge sind mit ihren mitgebrachten Qualifikationen für den Arbeitsmarkt interessant. Der Weg in das Arbeitsleben sollte ihnen daher erleichtert werden. Auch beratende Institutionen können und sollten ihre Arbeit verstärkt auf die berufliche Integration der Flüchtlinge ausrichten“, sagten die CJD-Vertreter und Organisatoren der Veranstaltung Wolfgang Langenohl und Michael Weißenfels.
Das Thema solle allerdings nicht nur unter dem Leistungsaspekt für den Arbeitsmarkt erörtert werden, sondern auch aus einer politisch-ethischen Perspektive betrachtet werden. „Es ist eine humanitäre Aufgabe, den Menschen mit einer oft traumatisierenden Fluchtgeschichte Unterstützung anzubieten“, äußerte sich Langenohl. Die Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass viele der Flüchtlinge zwar gekommen sind, um kurzfristig in Sicherheit zu sein, aber langfristig auch bleiben werden. Daher müsse die Integration nun schnell vorangetrieben werden.
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