Zwischen Fossilien und Faszination: Ein Leben für die Dinosaurier

Ostentrop. „Nerd“ ist eine Bezeichnung für an Spezialinteressen hängende Menschen, schreibt Wikipedia. „Paläo“ ist der Begriff für die Urzeit. Stefan Schröder aus Ostentrop ist ein Nerd. Ein Paläo-Nerd. Seine Leidenschaft ist wie ein Spezialinteresse unter den Spezialinteressen.

Leidenschaft … Ein viel gebrauchtes Wort, doch es scheint keine andere Beschreibung dafür zu geben, die Stefan Schröders Begeisterung für Dinosaurier und die Erdgeschichte widerspiegelt. Denn es ist viel mehr als nur eine Begeisterung. Stefan Schröder ist ganz tief abgetaucht in diese Welt der vergangenen Zeiten.

„Ich war ein typisches Dinosaurier-Kind“, erzählt er. Ein Junge, der sich eben für Dinosaurier interessierte. Wie viele Kinder in dem Alter. Mit einem Buch bei seinem Großvater fing alles an. „Ich wollte mehr wissen und dann hat es einfach nicht mehr aufgehört.“ Während bei den meisten Kindern das Dinofieber mit der Pubertät verschwindet, ging es bei Stefan weiter. „Meine Kumpels fuhren dann Mofa und stapelten Osterfeuer und ich habe immer noch Dinos gesammelt.“

Inzwischen ist das ganze Haus des 47-jährigen Sozialarbeiters und seiner Familie vollgestellt mit Büchern über die Paläo-Zeit, mit Fossilien und Modellen. Es vergeht kein einziger Tag, an dem sich Stefan Schröder nicht mit Dinos beschäftigt.

Er steht im Austausch mit internationalen Wissenschaftlern, ist Moderator eines Dino-Forums mit mehr als 3.000 Mitgliedern, „jagt“ seltene Dino-Modelle, besucht sämtliche Urzeit-Museen, folgt zahlreichen Paläo-Feeds auf Social Media und – die Kirsche auf der Dino-Torte – ist seit sechs Jahren ehrenamtlicher Grabungshelfer in der Balver Ausgrabungsstätte des LWL-Naturkundemuseums. „Dinosaurier sind die Eintrittskarte in die Welt der Wissenschaft“, sagt Stefan Schröder. Er habe sich vom Dino-Fan zum Dino-Profi entwickelt.

„Manchmal fragen mich Geologiestudenten, ob sie einen Stein oder einen Knochen ausgegraben haben. Und ich kann ihnen weiterhelfen. Das freut mich.“ Balve sei für ihn ein Mekka, schwärmt er. „Aus aller Herren Länder kommen Wissenschaftler und Experten hierher, mit denen ich mich austauschen kann. Kürzlich war ein Hai-Experte aus Texas da, der hier nach Fossilien gesucht hat.“

In der Ausgrabungsstätte in Balve findet Stefan Schröder Säugetierzähne aus der Urzeit, Knochenteile von Dinos, Schildkrötenpanzer, Krokodilpanzer und vieles mehr. Die Funde gehen ans Labor und Museum, werden eingemessen und dreidimensional dargestellt.

„Es ist ein Hobby, das verbindet - mit den Menschen neben dir, mit der Erde und der Urzeitgeschichte. Du spürst eine tiefe Verbundenheit mit dem Planeten und der Erdgeschichte - das erdet sprichwörtlich“, sagt Stefan Schröder.

Wenn er dann nach einem Ausgrabungstag abends müde und verdreckt im Zelt sitze, sich seine Ausgrabungen anschaue, dann „ist das ein sehr befriedigendes Gefühl.“ An seinen ersten Dino-Fund erinnert er sich noch sehr gut. „Das war ein Iguanodon-Zahn. Und als ich dann sogar das erste Mal einen nachweislichen Dino-Knochen gefunden habe, war das ein sehr sehr geiles Erlebnis. Da waren meine Träume dann greifbar und sind wahr geworden.“

Es ist klar: Bei Stefan Schröder ist es längst kein Dinofieber mehr. Nach fast 40 Jahren, in denen die Dinos sein Leben bestimmen, kennt er sich so gut aus, dass er ein Buch geschrieben und veröffentlicht hat. Bald wird er es sogar als Hörbuch einlesen. Es ist ein Buch über Dinosaurier und die Urzeit - ein bisschen angelehnt an die heutige Zeit, mit viel Humor und einem guten Schuss Popkultur.

In einer Welt, die sich ständig verändert, hat Stefan Schröder in den Überresten vergangener Zeiten seinen Platz gefunden und erinnert mit seinem Buch vielleicht auch daran, dass die Welt viel mehr ist, als sie auf den ersten Blick scheint.