„Wir rechnen mit 672 Flüchtlingen"


  • Finnentrop, 11.12.2015
  • Von Barbara Sander-Graetz
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Bürgermeister Dietmar Heß informierte die Bürger über die Ideen der Gemeinde. von s: Barbara Sander-Graetz
Bürgermeister Dietmar Heß informierte die Bürger über die Ideen der Gemeinde. © s: Barbara Sander-Graetz

Flüchtlinge und die Parksituation an der B236 sowie an deren Nebenstraßen waren die Schwerpunktthemen bei der Bürgerversammlung am Donnerstagabend, 10. Dezember, in der Schützenhalle Bamenohl. Die Gemeinde Finnentrop mit Bürgermeister Dietmar Heß an der Spitze, sowie Aloys Weber und Nina Klauke hatten geladen und mehr als hundert Bürger folgten der Einladung.


240 Flüchtlinge sind zurzeit der Gemeinde zugewiesen. Dazu kommen die 208 Flüchtlinge in der Jugendherberge Heggen, die der Gemeinde bei der Zuweisung angerechnet werden. Daher ist der Stand zurzeit gleichbleibend. Doch die Jugendherberge ist nur bis Januar von der Bezirksregierung angemietet. Danach werden weitere Zuweisungen folgen. „Wir rechnen mit rund 672 Flüchtlingen bis zur Mitte des kommenden Jahres“, erklärte Dietmar Heß. Zurzeit ist man bemüht, die Flüchtlingen dezentral unter zu bringen. „Wir machen gerade einen Sprint und einen Marathon zusammen. Im Sprint müssen wir kurzfristig die Menschen unterbringen, im Marathon sie langfristig integrieren.“
Investition in Immobilien geplant
Insgesamt gibt es zurzeit 82 angemietete Wohnungen. Davon sind vier in Bamenohl. Dort leben 31 Asylsuchende. Doch um auch in der Zukunft adäquate Wohnungen bieten zu können, ist Handeln gefragt.
So denkt man über den Erwerb und den Umbau der Immobilien Lennefeldstraße 33 nach. Gleiches gilt für den Gasthof Cordes, der am 16. Dezember versteigert wird. Neubaumaßnahmen sind am Totenweg geplant. Hier, wo früher schon einmal Container als Unterkunft standen, sind schon Streifenfundamente und Anschlüsse vorhanden. „Kurzfristig können wir auch Personen im Gästehaus der Jugendherberge unterbringen“, so Heß.
Gespräche über Ideen
Alle Maßnahmen sind bis jetzt nur Ideen. „Wir wollten hier zunächst miteinander und nicht übereinander reden“, betonte der erste Mann der Gemeinde. Zwei Tage zuvor war im Rat diese Marschrichtung vorgegeben worden. Noch ist allerdings keine Immobilie erworben worden. „Wenn wir mit den Umbaumaßnahmen beginnen würden, wären diese Quartiere vor Herbst auch nicht bezugsfertig.“ Bedenken äußersten zum einen die derzeitigen Mieter der Lennefeldstraße 33. Hier sind kleiner Firmen und Werkstätten angesiedelt. „Wir reden zunächst natürlich mit dem Eigentümer“, so Heß, „Aber wir haben auch für Montag mit den Pächtern einen Gesprächstermin angesetzt.“
„Wir suchen Paten“
Dr. Heiner David, wohnhaft in der Nachbarschaft dieses Standortes, äußerte Bedenken und sah hier die Gefahr der Ghettobildung. „Da ist sozialer Sprengstoff vorprogrammiert. In dem Bereich wohnen schon viele mit Migrationshintergrund und Hartz VI Empfänger. Passen sie auf, dass sie an Stelle des Bürgermeisters nicht der Würgermeister vom Rittberg werden.“ Auch beim zweiten Standort, dem Gasthof Cordes, meldete Dr. Heiner David Bedenken an. „Meine Frau kommt aus diesem Traditionshaus. Es bricht mir das Herz, da sollen nun Flüchtlinge rein.“ Heß bot ihm an, das Haus Cordes selber zu ersteigern. „Wenn sie es auf Dauer haben wollen, dann schließt die Gemeinde die Akte Cordes sofort.“ Natürlich suche man auch andere Wohnungen in der Gemeinde. „Wir schauen überall nach notleidenden Objekten und ob wir sie erwerben können.“ Heß bot Dr. Heiner David auch an, sich aktiv um die Integration in seiner Nachbarschaft zu kümmern. „Wir suchen immer Paten, die den Asylsuchenden helfen.“
Weitere Versammlungen geplant
Auf die Frage der Sicherheit beantwortete Heß mit Erfahrung. „Wir haben mit den Flüchtlingen in unserer Gemeinde bis jetzt überhaupt kein Problem. Außerdem, da ziehen Flüchtlinge ein. Die haben viel auf sich genommen um in Sicherheit zu sein. Die wollten bestimmt nicht hierher nach Bamenohl kommen, um dann ein Sicherheitsrisiko zu sein. Sie möchten vor allem als erstes hier einmal zur Ruhe kommen.“ Mit den vorgeschlagenen Objekten will die Gemeinde rund 130 Personen in Bamenohl ansiedeln. Weiter Unterkünfte sind für andere Orte in der Gemeinde geplant. Dazu gibt es jeweils gesonderte Bürgerversammlungen. Die nächste findet in Lenhausen am Montag, 14. Dezember, um 18.30 Uhr statt. Anfang Januar folgt eine weitere Versammlung in Heggen.
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