Wenn gut erhaltene Kleidung Menschen hilft - ein Tag im DRK-Kleiderladen
LokalPlus unterstützt das Ehrenamt
- Finnentrop, 20.12.2022
- Verschiedenes
- Von Claudia Wichtmann

Finnentrop. „Jacke wie Hose“ – so heißt der Second Hand-Laden unterhalb des Marktplatzes Finnentrop. Es ist ein gemeinnütziger DRK-Kleiderladen, an den Menschen gut erhaltene Kleidung spenden, die hier sehr günstig weiterverkauft wird. Julia Voges ist die Leiterin des Ladens, zwei Teilzeitkräfte und viele ehrenamtliche Helferinnen unterstützen sie. LokalPlus-Redakteurin Claudia Wichtmann hat ein paar Stunden in dem Laden mitgeholfen.

Es ist ein eiskalter Morgen, -11 Grad, als ich aus meinem warmen Auto steige und zu „Jacke wie Hose“ gehe. Ich trage eine dicke Daunenjacke, warme Winterstiefel und einen kuscheligen Schal.
Ein unangenehmes Gefühl macht sich in mir breit: Es gibt so viele Menschen, die sich diese warme Kleidung, wie ich sie trage, gar nicht leisten können. Die ihre Kinder frierend zur Schule schicken müssen. Und dafür muss man noch nicht mal in die Kriegsgebiete schauen. Die gibt es vermutlich in jeder Stadt, in fast jedem Ort.
Gut, dass es solche Läden wie den DRK-Kleiderladen „Jacke wie Hose“ in Finnentrop gibt, in dem ein schöner warmer Winterpulli circa drei Euro oder eine warme Jacke sechs Euro kosten.

Ich betrete den Laden und werde sehr nett von der Leiterin Julia Voges empfangen. „Wir duzen uns hier alle“, ist ihr erster Satz nach der Begrüßung. Sie zeigt mir die Kaffeeküche und gibt mir von Beginn an das Gefühl, zum Team zu gehören.
Ich schaue mich in dem Laden um. Zahlreiche, gut erhaltene Kleidung sehe ich, teilweise neu. Pullover, Blusen, Arbeitsklamotten, Jeans, Schuhe, Taschen, Spielzeug – alles da, für Damen, Herren und Kinder. Die Spendenbereitschaft vieler Menschen auf einen Blick.
Eine Frau betritt den Laden und bringt selbstgestrickte Babysachen und drei bunte Strickpüppchen. „Manche stellen extra Dinge in Handarbeit für uns her, damit wir es weitergeben können“, sagt Julia. Die Strickpüppchen legt sie an der Kasse aus, damit sie sich jemand kostenfrei mitnehmen kann. Vielleicht als Weihnachtsgeschenk.
Die Ehrenamtlerin Silvia Wolke kommt kurze Zeit später. Sie unterstützt Julia heute, weiß gleich, was zu tun ist und fängt in einem Nebenraum sofort an, Kleidung zu sortieren. Von ihr erfahre ich: „Neben der Kundenberatung sichten wir abgegebene Kleidung, schauen, ob Flecken oder Löcher vorhanden sind, die Reißverschlüsse noch funktionieren und wie der Allgemeinzustand der Kleidung ist.“

Sie drückt mir eine Kiste mit Pullovern in die Hand und bittet mich, diese nach Größe sortiert, im Laden aufzuhängen. Anschließend dürfe ich mich an den Regalen austoben und die Waren wieder ordentlich zusammenlegen, die von Kunden durcheinander gebracht wurden, sagt sie schmunzelnd. Das mache ich gerne und ich habe das Gefühl, dass hier jede helfende Hand gebraucht wird.

Bei einem Altkleider-Container weiß ich nie so richtig, wo die Sachen landen, denke ich, während ich Schlafanzüge zusammenlege. Hier kann ich sicher sein, dass meine Kleidung jemand erhält, der sie wirklich gebrauchen kann und sich daran noch erfreut.

Als ich mit den Regalen fertig bin, hat Silvia schon viele weitere Kisten Kleidung sortiert. Inzwischen hat sie einen routinierten und schnellen Blick. Mit Babysachen schickt sich mich zum Einräumen in die Kinderabteilung.
Bis zum Mittag kommen sehr viele Kunden, die Kleidung abgeben oder kaufen möchten. Julia berät sie und gibt ihnen das wichtige Gefühl, willkommen zu sein. Einkaufen darf hier jeder, doch die meisten Besucher sind besonders froh, dass es hier schöne Kleidung für wenig Geld gibt.

„Man merkt die Energiekrise schon. Es kommt mehr Kundschaft. Und seit dem Ukraine-Krieg sind natürlich viele Ukrainier hier. Sie erhalten von der Stadt einen Coupon, mit dem sie sich hier ihre Grundausstattung aussuchen dürfen“, erzählt mir Julia. Sie ist froh über jede Unterstützung: „Ich liebe meine Ehrenamtler. Ohne sie läuft es hier nicht.“ Und sie freue sich über jeden weiteren Ehrenamtler. Es gäbe immer viel zu tun.
Eine Kundin steht etwas verzweifelt an der Kasse. Ihr Bus fährt erst in 40 Minuten. Ob sie hier warten dürfe? Für Julia keine Frage. Sie bittet die Frau, auf dem Sofa im Laden Platz zu nehmen. Später sehe ich die Dame dort erleichtert mit einer warmen Tasse Kaffee in der Hand sitzen.

Meine kurze Zeit als Ehrenamtlerin bei „Jacke wie Hose“ ist leider vorbei. Als ich durch die Kälte zu meinem Auto gehe, habe ich das schöne Gefühl, ein bisschen geholfen zu haben. Und noch schöner fühlt es sich an, zu wissen, dass es viele gute Menschen gibt, die anderen Menschen helfen. Mit Kleidung, ihrem Einsatz, einem netten Gespräch, einer Tasse Kaffee.
Info
DRK-Kleiderladen Jacke wie Hose Finnentrop
Serkenroder Straße 59
57413 Finnentrop
Tel. 02721/71 78 400
Öffnungszeiten:
Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag: 10 bis 17 Uhr
Mittwoch: 10 bis 13.30 Uhr
Ehrenamtler gesucht:
Wer gerne ehrenamtlich bei „Jacke wie Hose“ in Finnentrop helfen möchte, wendet sich an Julia Voges.