Vom Schicksal geprüft, vom Optimismus getragen: Christian Mettes Lebensmut

Leben nach einem schweren Unfall


  • Finnentrop, 16.11.2023
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  • Von Claudia Wichtmann
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Christian Mette aus Schliprüthen hat einen schweren Unfall erlitten und lässt sich davon nicht unterkriegen. von privat
Christian Mette aus Schliprüthen hat einen schweren Unfall erlitten und lässt sich davon nicht unterkriegen. © privat

Schliprüthen/Dortmund. Christian Mette aus Schliprüthen ist 43 Jahre alt, als er 2017 nach Dortmund-Aplerbeck zieht und dort ein neues Leben anfängt. Seine Leidenschaft sind die Pferde und das Kutsche fahren. Eines Tages erfährt er einen Schicksalsschlag, der ihn mehr in ein neues Leben katapultiert, als er es sich hätte ausmalen können.


Im September 2022 verändert sich für ihn alles mit einem Wimpernschlag. Durch einen kurzen Moment der Unachtsamkeit rutscht er nach dem Anspannen seiner Pferde vor der Kutsche aus, die Tiere laufen los, die Kutsche überrollt ihn.

Bis zu diesem Tag ist Christian Mette ein rastloser Mensch. Hauptberuflich ist er Streckenwart bei der Autobahn GmbH, gründet nebenbei sein Unternehmen „Aplerbecker Erlebniskutschen“, mit dem er Hochzeits- und Stadtrundfahrten anbietet und ist erster Vorsitzender des Vereins „Sauerländer Freizeitkutscher“. Immer unterwegs, immer auf dem Sprung.

Lösungen finden statt trauern

Christian Mette merkt unmittelbar nach dem Unfall, dass etwas mit seinen Beinen nicht stimmt. Er kommt ins Krankenhaus, wird operiert. Als er aus der Narkose aufwacht, weiß er, noch bevor er mit einem Arzt gesprochen hat: Er ist querschnittsgelähmt. Es folgen sieben Monate Krankenhausaufenthalt und vier Wochen Reha. Den Rest seines Lebens verbringt Christian Mette nun im Rollstuhl.

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Christian Mette mit seinem Pferd Sturm bei der Alpenüberquerung im Juni 2022, drei Monate vor seinem Unfall.

Der 49-Jährige bezeichnet sich selbst als Optimist. „Und das lasse ich mir von einem Schicksalsschlag nicht nehmen!“ Bereits kurz nach der ersten OP denkt er darüber nach, wie er in diesem Zustand sein Hobby weiter ausführen und wie er weiter arbeiten kann. „Ich wollte mich nicht der Trauer hingeben, ich wollte Lösungen finden.“

Und die findet er. Er baut sein Auto auf eigene Kosten behindertengerecht um, um wieder mobil zu sein. Mit Unterstützung seines derzeitigen Arbeitgebers stellt er Anträge und versucht alles, um wieder arbeiten zu können.

Unabhängig sein

Ehemalige Kollegen der Straßenmeisterei Lennestadt sammeln Geld und schenken ihm einen höhenverstellbaren Rollstuhl, mit dem er zu Hause an hohe Schränke und im Supermarkt an hohe Regale heran kommt. „Damit kann ich mich auch an den Stehtisch stellen und auf Augenhöhe unterhalten“, schmunzelt er. Außerdem baut Christian Mette sich ein Hebegerät, damit er bald wieder im Sattel und auf der Kutsche sitzen kann.

Zwei seiner vier Pferde muss er kurz nach dem Unfall verkaufen, die anderen beiden werden während seiner Krankenhausaufenthalte von Freunden betreut. Er holt sie im Juli wieder zu sich nach Hause in seinen kleinen Stall, 800 Meter von seiner Wohnung entfernt. „Da fahre ich immer zu Fuß hin“, lacht er. Seine Pferde und neun Ziegen, die dort mit im Stall stehen, versorgt er selbst.

Für die Stallarbeit verwendet er ein elektrisches Zuggerät für seinen Rollstuhl. Damit kann er misten, füttern und mit den Pferden spazieren fahren. Christian Mette ist es wichtig, unabhängig zu sein und niemandem zur Last zu fallen.

Bewusster leben

Im vergangenen Sommer fährt er insgesamt 2.500 Kilometer mit dem Handbike, darunter auch eine Radtour mit vier Freunden. Gemeinsam fahren sie in vier Tagen den Ruhrtalradweg von Winterberg nach Duisburg. „Ich habe durch den Unfall gelernt, bewusster zu leben und die Zeit mit netten Menschen zu verbringen. Die Radtouren hätte ich zum Beispiel nie gemacht, wenn ich den Unfall nicht gehabt hätte.“

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Mit Pferd und Handbike durch Dortmund.

Circa viermal im Monat kommt er zurück in den Kreis Olpe und besucht Freunde. „Mein soziales Umfeld ist durch den Unfall eher gestärkt worden. Meine Freunde stehen voll hinter mir, helfen mir und beziehen mich überall mit ein. Meine Kinder unterstützen mich wo sie können und kommen fast jedes Wochenende nach Dortmund.“

Mehr Lebensqualität als vorher

Eine Freundin hat Christian Mette inzwischen auch gefunden. Daniela liebt die Pferde genauso wie er und unterstützt und bestärkt ihn. „Ich habe mehr Lebensqualität als vor dem Unfall,“ sagt er.

Und wie sehen seine weiteren Pläne aus? Christian Mette will unbedingt wieder arbeiten und hofft, dass irgendwann alle Anträge genehmigt sind.

Außerdem will er sich wieder in den Sattel schwingen. Eine Hüft-OP steht noch an, dann will er mit seinem Pferd Sturm nach Tirol fahren und sich dort einen Spezial-Sattel bauen lassen. Denn 2025 will er auf dem Rücken von Sturm wieder die Alpen überqueren - so, wie er es im Sommer vor dem Unfall schon ein Mal getan hat.

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