Uli Friedel von „Audio Gun“ über einen Marathonlauf mit Spannungsbögen und Sprintern

Interview vor dem „Rocktoberfest“ in Schönholthausen


  • Finnentrop, 29.09.2018
  • Von Sven Prillwitz
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Sieben Experten in Sachen Rock und Heavy Metal: Die Profi-Musiker von „Audio Gun“ genießen bundesweit Kultstatus. von Audio Gun
Sieben Experten in Sachen Rock und Heavy Metal: Die Profi-Musiker von „Audio Gun“ genießen bundesweit Kultstatus. © Audio Gun

Schönholthausen. Seit mehr als 13 Jahren sind sie unterwegs in Sachen Rock und Metal, haben mehr als 1500 Auftritte gespielt und als Coverband längst Kult-Charakter: Die Rede ist von „Audio Gun“, sieben Profi-Musikern aus dem bayerischen Oberfranken. Am Samstag, 13. Oktober, tritt die Band beim „Rocktoberfest“ in der Schützenhalle Schönholthausen auf. Vorab hat LokalPlus-Redakteur Sven Prillwitz mit Uli Friedel gesprochen, seines Zeichens Gitarrist, Sänger und Konzertplaner der Band. Ein Interview über Schnittmengen und Songauswahl, über unverzichtbare Lieder und No-Gos, über Taktik und das richtige Verhältnis von Sprintern und Marathonläufern.


Vier Stunden Rock und Metal zu spielen, klingt fast schon nach einer Ausdauer- und Belastungsprobe auf der Bühne. Wie haltet ihr das durch?

Genauso wie einen Marathonlauf: mit jeder Menge Training. Aber wir machen das ja auch schon ein bisschen länger. Wir spielen drei Runden mit zwei Pausen á 15 Minuten. Das ist gut für uns und auch gut für das Publikum, denn die Zuhörer halten das auch nicht vier Stunden am Stück durch. Wenn im Kino Filme mit Überlänge gezeigt werden, gibt´s ja auch eine Pause. Und wir arbeiten mit Spannungsbögen: Wir machen eine gute Stunde lang Musik, und wenn die Stimmung auf dem Höhepunkt ist, machen wir kurz Pause – und danach genau da weiter, wo wir aufgehört haben. So wird an einem Abend die Topstimmung aufrechterhalten.

„Audio Gun“ gibt es seit etwas mehr als 13 Jahren. Wird es als Musiker eigentlich nicht langweilig, ständig Lieder zu covern?

Nein, denn es kommen ja immer neue Alben heraus. Wenn jetzt Bands wie „Volbeat“, „Metallica“ oder „Parkway Drive“ neue Platten veröffentlichen, sind wir natürlich am Start und spielen deren neue Songs. Das Covern an sich könnte theoretisch langweilig sein, aber wenn du die Begeisterung im Publikum vor dir siehst, entstehen Emotionen. Die Leute gehen ab und stecken dich damit an. Und du triffst immer neue Leute, spielst in immer anderen Locations, erlebst immer neue Situationen – und das mit eben immer neuen Songs. Es wird also nicht langweilig. Das setzt aber natürlich auch eine gute Sozialstruktur innerhalb der Band voraus.
Zwischen Schnittmenge und Hitlisten
Wie schafft man es denn mit sieben Personen und wahrscheinlich sieben unterschiedlichen Vorlieben in einer Band, sich auf Bands und Songs zu einigen?

Klar, der eine mag mehr Power Metal, der andere steht mehr auf Thrash Metal und der nächste eher auf Hardrock-Nummern von „Judas Priest“. Da muss man schon Zugeständnisse untereinander machen. Generell ist die Schnittmenge bei uns aber groß. Und es funktioniert auch, weil wir vorher schauen: Was ist bei „Spotify“ (Streaming-Portal für Musik, Anm. d. Red.) angesagt? Was ist in den „Metal Hammer“-Charts (Musikmagazin für Hardrock und Metal, Anm. d. Red.) ganz vorne dabei? Und was bringen große Bands heraus?

Youtube-Video: Audio Gun spielt 2017 in Trockau den AC/DC-Hit "Thunderstruck"
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 Ihr aktualisiert eure Setlist also fortlaufend. Gibt es denn Songs, die ihr für absolut unverzichtbar haltet, wenn ihr auftretet?

Ja, die gibt es. „Fear Of The Dark“ von „Iron Maiden“ ist immer drin. Das ist ein Eckpfeiler, da können alle mitsingen. „Bye Bye Beautiful“ von „Nightwish“, der auf YouTube mittlerweile mehr als 95 Millionen Mal abgespielt wurde, gehört fest dazu. Auch „Engel“ von „Rammstein“, „Primo Victoria“ von „Sabaton“ und „Jekyll and Hyde“ von „Five Finger Death Punch“ sind immer dabei. Und „Sickness“ von „Disturbed“ läuft als Zugabe auch immer gut.
Setlists: hammerhart oder kommerzieller
Eine Unverzichtbar-Aufzählung, die ohne die großen Kultbands „AC/DC“ und „Metallica“ auskommt?

Wir unterscheiden bei unseren Setlists nach Anlass, ob wir ein richtig hartes Programm spielen wie beispielsweise auf Biker-Treffs oder ein etwas kommerzielleres. Dann sind natürlich auch „You Shook Me All Night Long“ oder „Rock´n´Roll Train“ von „AC/DC“ mit dabei. Aber klar, „Thunderstruck“ ist natürlich auch ein echter Klassiker.

Welche Bands oder Songs kommen denn für euch so gar nicht infrage?

Lieder oder Bands, die rechtsradikal sind, kommen logischerweise nicht infrage. Auch Bands wie „Freiwild“ oder die „Böhsen Onkelz“ spielen wir nicht. Deutschrock ist generell nicht unser Ding. Wir setzen mehr auf die US-amerikanischen Bands.

Ihr habt zwei Sänger und eine Sängerin, zudem übernimmst du selbst auch teilweise den Hauptgesang. Bedeutet das, dass irgendwer aus der Mikrofon-Fraktion zwischendurch immer mal wieder pausieren muss?

Unsere Philosophie ist, dass wir nicht nur Lieder covern, sondern die Lieder so nachspielen möchten, dass sie möglichst so klingen wie das Original. Daher gucken wir, welcher Stimmcharakter am besten passt. Das bedeutet auch für die Zuhörer Abwechslung. Außerdem braucht es ja auch Zweitstimmen oder Stimmen für den Background-Gesang. Und manchmal ist es ja auch gar nicht schlecht, wenn ein Sänger zwei, drei Nummern singt, dann einen kurzen Break macht und danach wieder Vollgas geben kann. Die Sänger sind bei uns die Sprinter, die Instrumentalisten die Marathonläufer (lacht).
„Traumhaft, wenn man seinen Beruf gerne macht“
Gibt es irgendein spezielles Erlebnis aus über 13 Jahren Bandgeschichte, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Puh, schwierig… Was immer besonders gut ist, sind die Konzerte, bei denen es eher unverhofft so richtig abgeht. Etwa wenn du freitags in Österreich in einem Festzelt spielst und dann 3000 Österreicher plötzlich so richtig abgehen und durchdrehen. So wird eine Show, kurz vor Salzburg, mitten in den Bergen und an einem Ort, wo die Leute eigentlich skifahren, echt außergewöhnlich.

Der „System Of A Down"-Hit „Chop Suey", live in Trockau 2010.
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 Gibt es Träume, die ihr euch mit der Band erfüllt habt?

Es ist ja schon ein Traum, wenn man seinen Beruf gerne macht. Wenn ich jetzt mal für mich spreche: Ich habe einen sechsjährigen Sohn und seit kurzem eine Tochter. Weil wir in der Regel an den Wochenenden unterwegs sind, habe ich den Luxus, mit den Kindern unter der Woche viel Zeit verbringen zu können. Das ist sehr viel wert. Es ist ein Traum, dass man seine Freizeit so nutzen kann, wie man möchte. Natürlich muss man sich auch um Konzerte und die Sound-Anlage kümmern, aber das kann man sich frei einteilen.

Und für Freunde und Familie ist das kein Problem, wenn ihr am Wochenende mit der Band unterwegs seid?

Nein, die kennen und akzeptieren das. Die kennen das ja auch gar nicht anders (lacht).
„Franken und Sauerländer verstehen sich sehr gut“
Das klingt übrigens so, als ob ihr von der Musik leben könntet. Ist das so?

Teils, teils. Wir haben natürlich auch normal Arbeitende in unserer Band. Unser Bassist beispielsweise betreibt als Freiberufler eine Firma für Garten- und Landschaftsbau, unser Schlagzeuger ist Elektroinstallateur, und unsere Sängerin ist hauptberuflich Sängerin mit eigener Gesangsschule. Ich habe Tontechnik studiert und lebe seit meinem 21. Lebensjahr von der Musik. Ich habe auch ein eigenes Tonstudio und unter anderem Alben von „J.B.O.“ und „Fiddler´s Green“ produziert.

Ihr spielt Klassiker, ihr spielt nagelneue Songs und bewegt euch kreuz und quer durch die Subgenrés der Rock- und Metal-Musik. Wie sieht denn die Altersstruktur bei euren Konzerten aus?

Wir erreichen sowohl die Nachwuchs-Rocker und –Metaller ab 16 Jahren als auch den gestanden Fan über 50. Das Durchschnittsalter unserer Zuhörer würde ich auf um die 27 schätzen.

Letzte Frage: Ist für euren Auftritt in Schönholthausen eher mit einem hammerharten Set für Kenner oder eher mit einer kommerzieller ausgerichteten Song-Auswahl zu rechnen?

In diesem Fall werden wir eine Mischung spielen, die von „AC/DC“ bis „Slipknot“ reicht. Das wird eine gute Mischung, die alle anspricht. Wir freuen uns auf den nächsten Auftritt im Sauerland, denn die Menschen dort sind herzlich, unkompliziert und ehrlich. Franken und Sauerländer verstehen sich sehr gut.
Tickets und Uhrzeiten

Tickets für das Rocktoberfest in Schönholthausen sind im Vorverkauf für 14 Euro erhältlich im TUI-Reisebüro in Finnentrop sowie im Gasthof Steinhoff in Schönholthausen.

Das Konzert beginnt um 20.30 Uhr Einlass in die Schützenhalle ist ab 19.30 Uhr.

Zutritt ab 18 Jahren.

Die Finnentroper Konzertagentur Steelrose veranstaltet das Konzert.
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