Thyssenkrupp: Neunjährige Garantie für Jobs und Werke

Stahlkonzern und Arbeitnehmer einigen sich


  • Finnentrop, 22.12.2017
  • Von Sven Prillwitz
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    Sven Prillwitz

    Redaktion

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Finnentrop/Essen. Einigung kurz vor Weihnachten: Im Streit um die geplante Fusion von Thyssenkrupp und Tata haben sich der Essener Stahlkonzern, die Gewerkschaft IG Metall und der Betriebsrat jetzt auf eine knapp neunjährige Jobgarantie für Arbeitnehmer verständigt. Auch die deutschen Werke des Konzerns sollen so lange von Schließungen verschont bleiben.


Im September war bekannt geworden, dass die beiden Stahlkonkurrenten Konkurrenten Thyssenkrupp und Tata in Europa eine Fusion planen. Damit sollten bis zu 4000 Arbeitsplätze gestrichen werden, rund die Hälfte davon bei Thyssenkrupp. Die Stahlkocher protestierten daraufhin gegen das Vorhaben. Jetzt haben sich der Vorstand des Essener Konzerns und die Arbeitnehmer-Seite nach übereinstimmenden Medienberichten darauf geeinigt, betriebsbedingte Kündigungen und auch die Schließung deutscher Werke bis zum 30. September 2026 auszuschließen.

Lediglich für die Betriebsteile in Bochum, Eichen und Hüttenheim steht Ende 2020 eine Wirtschaftlichkeitsprüfung an, für die Werke gilt aber eine Garantie bis zum Jahresende 2021. Ein weiterer Teil der Vereinbarung laut IG Metall: Thyssenkrupp soll seinen 50-Prozent-Anteil bei einer Fusion für mindestens sechs Jahre behalten und jährlich 400 Millionen Euro in die Standorte zu investieren – mindestens.

Im Januar sollen die Arbeitnehmer an den einzelnen Standorten über die jetzt ausgehandelten Bedingungen für die geplante Fusion abstimmen.
Stellungnahme des DGB Südwestfalen
„Auch wenn längst noch nicht alle Fragen, die geplante Fusion von Thyssen-Krupp Steel Europe und Tata Steel Europe betreffend, geklärt sind ist doch die ausgehandelte Einigung zwischen den Arbeitnehmervertretern und der Konzernspitze bezogen auf die Beschäftigungsgarantien und Standortsicherungen ein Meilenstein in der seit längerem andauernden Auseinandersetzung“, sagt Ingo Degenhardt, Geschäftsführer der DGB-Region Südwestfalen.

Der Gewerkschafter freut sich über das nunmehr erzielte Ergebnis vor Ablauf eines Ultimatums seitens der Arbeitnehmervertreter gegenüber dem Vorstand zum Abschluss der Verhandlungen. Degenhardt: „Die zugesagten Beschäftigungsgarantien und Standortsicherungen plus Zukunftsinvestitionen sind ein Lichtblick zum Weihnachtsfest für die Kolleginnen und Kollegen von Thyssen-Krupp in unseren heimischen Werken in Eichen, Ferndorf und Finnentrop und für viele weitere tausende Beschäftigte deren Existenz von den Arbeitsplätzen im Stahlbereich abhängt. Viele können nun Weihnachten und den Jahreswechsel mit ihren Familien friedlich und entspannt feiern und vorerst sorgenfreier in die Zukunft blicken.“

Sicher ist sich der DGB-Mann auch darüber, dass das Verhandlungsergebnis ohne das große Engagement vieler regionaler Akteure, so nicht zu Stande gekommen wäre.
„Resolutionen und Gipfeltreffen sind kein Allheilmittel, aber sie bringen zum Ausdruck, dass eine ganze Region fest zusammensteht und gemeinsame Anliegen und Forderungen artikuliert. Das stärkt den Beschäftigten den Rücken und kann auch von Konzernspitzen nicht einfach ignoriert werden. Wir haben als Region damit auch vorerst einen großen Beitrag in Richtung Beschäftigungs- und Standortsicherung geleistet“, so Ingo Degenhardt.
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