Stefan Schröders "Buchhaltestelle" in Ostentrop

Büchern ein neues Zuhause geben


  • Finnentrop, 30.07.2017
  • Von Barbara Sander-Graetz
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    Redaktion

Stefan Schröder, hier mit Tochter Lina, hat in seiner Garage eine "Buchhaltestelle" eingerichtet. von Barbara Sander-Graetz
Stefan Schröder, hier mit Tochter Lina, hat in seiner Garage eine "Buchhaltestelle" eingerichtet. © Barbara Sander-Graetz

Ostentrop. In Stefan Schröders Garage ist eine „Buchhaltestelle“ entstanden. Dort können sich Leseratten jederzeit kostenlos mit neuem Lesestoff eindecken- abgeben, stöbern, mitnehmen. Auch auf einen Plausch zwischen begeisterten Lesern freut sich der Ostentroper.


Bücher sind seine Leidenschaft - und Dinosaurier und natürlich Bücher über Dinosaurier und Sachbücher zur Urgeschichte und Bücher von George Simenon und überhaupt: Bücher. „Davon kann man nie genug haben“. Für Stefan Schröder gehören sie zum Leben wie Luft zum Atmen.

Doch was geschieht mit den Büchern, wenn man sie gelesen hat? Das ein oder andere liest man vielleicht nochmal. Ab dann kommen sie ins heimische Bücherregal und bei echten Leseratten vermehren sie sich unaufhörlich. Irgendwann müssen sie Platz für neues Lesefutter machen. Wegwerfen? Für Bücherfans undenkbar. Das weiß auch Stefan Schröder aus Ostentrop und so hat der 39-Jährige seine Garage zu einer "Buchhaltestelle" gemacht.
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„Seit ich lesen kann, lese ich“, erzählt der Sozialarbeiter und Familienvater. „Ich war früher schon Stammgast in der örtlichen Bücherei, bin heute noch gern auf Büchermärkten und schaue, was man so überall an interessantem Lesestoff finden kann. Buchhändler sind für mich die Apotheker für die Seele.“ Seine Garage war schon immer ein Umschlagplatz für alle möglichen Dinge und weniger ein Dach über dem Kopf für sein Auto. Daher war es eigentlich klar, ein Umschlagplatz für Bücher ist die einzig wahre Bestimmung für den Raum. „Meine Buchhaltestelle im Falker 32 in Finnentrop-Ostentrop ist 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr geöffnet.“

Wer möchte, kann hier seine Bücher hinbringen, aber auch neue Lektüre mitnehmen. Kostenlos, aber nicht umsonst, denn „wer möchte, kann auch gern mal eben schellen. Kaffee und Smalltalk sind kostenlos, sollte ich zu Hause sein.“
Abgabe an Bücherschränke oder Antiquariate
Für alle Seiten ist das Angebot eine Win-Win-Situation. Jeder, der möchte, kann hier neuen Lesestoff finden und seine Schätze in gute Hände geben, denn Stefan Schröder verteilt auch die ihm anvertrauten Bücher auf die offenen Bücherschränke in Neu-Listernohl, Altenhundem, Herdringen und in der Arnsberger Altstadt.

„Bücher, die originell sind, aber keinen materiellen Wert mehr besitzen, stelle ich Kennern zur Verfügung. Ich gebe sie in Alfred Knebels Antiquariat „Studio A“ in Attendorn oder in Georg Lehnerts Laden „Leserille“ in Sundern-Allendorf ab“, erklärt Stefan Schröder weiter. „Bücher, die noch wertvoll sind, also alle über zwei Euro pro Stück, verkaufe ich oftmals im Internet und lasse die anfallenden Erlöse dem Förderverein der Katholischen Grundschule Schönholthausen zukommen. Wer möchte, bekommt auch eine Spendenquittung.“
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Natürlich gehen auch einige Bücher in seinen Besitz über, zumindest zeitweise, denn Lesen ist nun mal seine Leidenschaften. Doch was passierte mit dem hundertsten Konsalik, dem Reader‘s Digest mit den vier Büchern in Kurzfassung in einem Band, dem Roman, der schon so zerfleddert ist, dass ihn niemand mehr lesen möchte?  „Bei Büchern an ihrem Lebensende, traut ruhig meinem Urteil, entferne ich den Umschlag und schmeiße sie als Rohstoff für neues Papier in den Container des Sportvereins in der Koltermecke. So verdient der RWO auch noch ein paar Cent am Altpapier.“

Was gemeinhin verpönt ist, hat bei Stefan Schröder Methode: Selbstbedienungsmentalität ist angesagt. Lesen, tauschen, zurückstellen, weiterlesen und neu entdecken – alle, die in Ostentrop vorbeikommen,  können sich mit Lesestoff eindecken oder ihn abgeben. „Ich freue mich über jeden, der das Angebot nutzt“, hofft Stefan Schröder auf viele, die seine Garage zu einem lebendigen Umschlagplatz für Lesefutter machen.
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