Selbstversuch im Grundkurs Felsklettern

Dem Himmel ein Stück näher


  • Finnentrop, 07.05.2017
  • Von Jill Arens
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    Jill Arens

    Redaktion

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Ich mache gute Miene zu bösem Spiel, denn das Klettern hat mich einiges an Überwindung gekostet. von Jill Arens
Ich mache gute Miene zu bösem Spiel, denn das Klettern hat mich einiges an Überwindung gekostet. © Jill Arens

13 gespannte Teilnehmer starren mit mir gemeinsam die hohe Felswand empor und sind motiviert, sie gleich zu erklimmen. Ich persönlich bin mir da noch nicht so sicher, denn meine Höhenangst stellt keine besonders gute Voraussetzung für diesen Selbstversuch dar. Doch warum bin ich überhaupt hier? Der Kreissportbund Olpe bietet in Kooperation mit der DAV-Ortsgruppe Attendorn einen Grundkurs im Felsklettern für Nicht-Mitglieder des Vereins an, sodass Jedermann die Möglichkeit hat teilzunehmen und für den Sport angefixt zu werden.


An diesem Samstag, 6. Mai, begrüßt uns der passionierte Bergsteiger Frank Burghaus gemeinsam mit Bastian Scharioth und Jan-Christoph Tump. Sie wollen uns die Arten des Kletterns, Schwierigkeitsgrade, Kletterkommandos, Konotenkunde u.v.m. näherbringen.
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Erfahrungen im Klettern konnte ich bisher nur im Sportunterricht in der Schule sammeln. Die schuleigene Kletterwand ist allerdings nicht vergleichbar mit dem hier vor mir immens in die Höhe ragenden Felsen. Mit welcher Leichtigkeit Frank Burghaus den Felsen begeht, um für die anstehende Besteigung die Fixseile zu befestigen, begeistert mich. Da wird auch der eingehende Anruf in 30m Höhe einfach mal angenommen.
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Der 39-jährige kann für den wirklichen Beginn seiner Kletterliebe kein Jahr nennen. Im Wanderurlaub mit der Familie in den Bergen begann er, an Touren mit Bergführern teilzunehmen. Mittlerweile ist er seit 2009 Kursleiter beim DAV Gummersbach. Faszinierend sind für ihn vor allem die zahlreichen Fähigkeiten, die zum Klettern benötigt werden, denn „Jogger können einfach loslaufen, aber zum Klettern benötigt man Konzentration, Koordination und die Kraft des gesamten Körpers“.

Die Steine sind von der für uns heute strahlenden Sonne bereits etwas angewärmt. Nachdem ich allen anderen den Vortritt gelassen habe, geht es für mich nun mit Hüftgurt und Hybridhelm ausgestattet den Felsen hinauf.
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Die Strecke hat gerade einmal den Schwierigkeitsgrad 3, während der Weltrekord bei 12 liegt. Trotzdessen ist es für mich als Unerfahrene nicht leicht, den besten Weg nach oben zu finden. Zwischendurch bleibe ich stehen, taste mit Händen und Füßen nach Einkerbungen im Fels, um mich dann hochzudrücken. Auf der Hälfte der Strecke, bei etwa 15 Metern, muss ich aufgeben.
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Die Höhenangst und die nachlassende Kraft zwingen mich in die Knie. Allerdings muss ich mich nun auf meinen sichernden Partner verlassen und in das Seil fallen lassen. Dies kostet einiges an Überwindung, klappt aber letztendlich denn schließlich kann ich schlecht hier oben bleiben.
Nicht jedem Stein trauen
Danach folgen theoretische Anleitungen und Tipps. Nachdem wir selbst mit der Toprope-Sicherung, also einem sichernden Partner am Boden, geklettert sind, lernen wir nun etwas über die Selbstabsicherung und Knoten, wie den Achterknoten, Ankerstich oder Prusikknoten. Das Klettern in der Natur unterscheidet sich vom Hallenklettern vor allem darin, dass jeder Griff und Tritt gut durchdacht sein müssen. Nicht jedem Stein kann vertraut werden. Erst wenn man an ihm gerüttelt hat und er weiterhin fest ist, kann man ihn auch nutzen.
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Sollte man abrutschen ist es wichtig, sich von der Wand wegzutreten, was leichter gesagt ist als getan, denn der Instinkt und das Sicherheitsbedürfnis möchten den Körper zur Festklammerung am Felsen überzeugen.

„Jetzt gehen wir richtig klettern“, übermittelt Kursleiter Frank Burghaus. Meine nächsten Gegner heißen somit After Six, Direkte Köster, Alte Südwand und Nadelkissen. Letztere hat einen Schwierigkeitsgrad von 6+ bis 7- und konnte von keinem der Teilnehmer bezwungen werden. „Wo das Knie hinkommt, kann auch der Fuß hin“, „eben noch“, „nur noch“ sind Zurufe die ich an diesem Tag nicht nur einmal höre. Doch die gegenseitige Motivation der gemischten Teilnehmergruppe treibt an.
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Zuletzt kann jeder der möchte, die Felswand zumindest ein kleines Stück durch die Hinzugabe von Schlappseil hinabstürzen. Weil es nicht so hoch ist und Spaß macht, bin ich natürlich dabei! Oben angekommen, nur noch mit den Zehenspitzen den Abgrund des Felsens berührend, muss ich mich wieder überwinden einfach hinab zu springen. Das Leben liegt schließlich in den Händen des sichernden Partners. Am Ende konnten das Adrenalin und Vergnügen die Angst wieder besiegen.
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Weil die Nachfrage so groß ist und ein weiterer Grundkurs dieser Kooperation im Oktober dieses Jahres bereits fast ausgebucht ist, werden sehr wahrscheinlich weitere Angebote wie auch Aufbaukurse folgen.

Der Tag war sehr aufregend und hat mit der tollen Gruppe viel Spaß gemacht. Leider konnte ich meine Angst nicht ganz ablegen, weshalb ich lieber das Sichern am Boden übernommen habe. Den Mont Blanc oder Mount Everest werde ich daher wenn überhaupt wohl nur aus der Ferne betrachten.
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