Moschee- & Kulturzentrum Finnentrop eröffnet

Bürgermeister Dietmar Heß gratuliert und kritisiert


  • Finnentrop, 07.07.2017
  • Von Barbara Sander-Graetz
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    Barbara Sander-Graetz

    Redaktion

Das neugestaltete Gebäude in Finnentrop wurde feierlich eingeweiht. von Barbara Sander-Graetz
Das neugestaltete Gebäude in Finnentrop wurde feierlich eingeweiht. © Barbara Sander-Graetz

Finnentrop. Ein „friedliches Miteinander“, das war der Wunsch aller Redner, die am Freitag, 7. Juli, zur feierlichen Eröffnung des Finnentroper Moschee- und Kulturzentrums gekommen waren. Nach vier Jahren Bauzeit war es endlich soweit und das ehemalige Postgebäude konnte offiziell seiner neuen Bestimmung übergeben werden. Bürgermeister Dietmar Heß brachte neben Glückwünschen aber auch Kritik vor.


Bis das symbolische rote Band durchschnitten wurde, war Geduld gefragt und die Gäste, darunter auch Bekir Altaş, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) und Vertreter von DITIB Köln, mussten unter freiem Himmel der Sonne trotzen. Zunächst sang Achmed Dönmez aus dem Koran vor.

Vorsitzender Ramazan Olmaz ging auf die Geschichte  des Moschee- und Kulturzentrums in der Gemeinde Finnentrop ein und appellierte an die Jugend: „Ihr seid die zukünftigen Repräsentanten eurer Religionsgemeinschaft. Bringt euch ein in die Gesellschaft, in der ihr lebt.“ Gleichzeitig dankte er allen, die den Bau möglich gemacht hatten. „Wir haben keinen Kredit und keine staatliche Unterstützung benötigt, nur Spenden, Sponsoren und Mitgliedsbeiträge.“
Kritische Worte vom Bürgermeister
Pastor Reinhold Kinold zeigte sich beeindruckt von der Umsetzung des Projektes und wünschte sich eine gute Nachbarschaft. Die evangelische Pastorin Warns ging ihrerseits auf die 20-jährige Nachbarschaft in der Lennestraße ein.  „Nun sind sie zu neuen Ufern auf der anderen Seite der Lenne aufgebrochen, aber es gibt ja Brücken und sie sind in Sichtweite geblieben“, sagte sie versöhnlich.

Bürgermeister Dietmar Heß griff das Stichwort auf: „Brücken sind aber keine Einbahnstraßen, über die man ein fremdes Gebiet erreicht und nicht wieder zurückgeht.“ Niemand habe etwas dagegen, wenn man die Kultur und auch die Sprache der Heimat nicht aufgeben wolle. „Aber unsere Gesellschaft erwartet darüber hinaus – völlig zu Recht – dass man sich integriert statt abgrenzt. Mich macht es deshalb besonders traurig, dass sie trotz wiederholter Intervention nach wie vor die türkische Übersetzung ihres Vereinsnamens in einer Weise betonen, die zwangsläufig als Abgrenzung verstanden werden muss (FINEM: FINnentrop Egitim Merkezi, zu Deutsch: Finnentroper Moschee- & Kulturzentrum, Anm. d. R.) Warum nicht schlicht der Hinweis ‚Moschee’ in deutscher Sprache, das würde für Offenheit und Toleranz stehen.“ Ebenso dürfte Heß enttäuscht darüber gewesen sein, dass sein Wunsch zum 30. Jubiläum des Vereins vor zehn Jahren, diese Feier heute vollständig in deutscher Sprache zu feiern, nicht wirklich erfüllt wurde. So wurden die Ansprachen entweder auf Deutsch und Türkisch oder auf Türkisch mit deutscher Übersetzung vorgetragen.
Vom Nehmen und Geben
Als Basis für die Verständigung sei die deutsche Sprache laut Heß schlicht unverzichtbar. Wer sich in einem anderen Land dauerhaft niederlasse und sich dort als Bestandteil der Gesellschaft verstehe, müsse auch die Sprache sprechen. Zudem sei es nicht hilfreich, auf Grundlage der Religion Sonderrechte einzufordern.

Und der Bürgermeister legte noch nach: „Wer bei uns das Grundrecht auf Religionsfreiheit in Anspruch nimmt, muss auch bereit sein, alle anderen in unserem Grundgesetz verankerten Teilhabe- und Freiheitsrechte nicht nur zu respektieren, sondern aktiv zu vertreten. Dazu gehören etwa die Gleichberechtigung der Frau, die Meinungsfreiheit und das Demokratie-Prinzip.“
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Geschenke zur Versöhnung
Außerdem stellte Heß in Frage, ob bei einem offenen Haus, was dieses Moschee- und Kulturzentrum sein wolle, eine so umfangreiche Videoüberwachung in- und außerhalb des Hauses angemessen sei. Eine Kamera, die den öffentlichen Raum vor der Moschee kontrollierte, musste bereits entfernt werden.

Doch Dietmar Heß kam nicht nur mit kritischen Worten, sondern auch mit zwei Geschenken. Zum einen mit dem Wappen der Gemeinde und zum anderen mit einem Bild des amtierenden Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. „Das ist schließlich unser aller Staatsoberhaupt.“
Ein symbolträchtiges Datum
Kreisdirekter Theo Melcher betonte seinerseits die Wichtigkeit der Integration in die Gesellschaft durch Sprache und Bildung. Außerdem wies er auf die Bedeutung des Datums hin: „Die sieben (wegen des Datums, 07.07.17, Anm. d. R.) ist in den Religionen eine wichtige und verbindende Zahl.“ Nachdem schließlich das rote Band zerschnitten wurde, konnte die Moschee besichtigt werden.
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