Holzrücken mit Pferd - Die Leidenschaft von Rainer Jostes

Waldarbeit in Serkenrode


  • Finnentrop, 11.08.2023
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Marli und Rainer Jostes sind ein eingespieltes Team. von Claudia Wichtmann
Marli und Rainer Jostes sind ein eingespieltes Team. © Claudia Wichtmann

Serkenrode. Rainer Jostes aus Serkenrode ist 44 Jahre alt und wiegt 80 Kilo. Seine Partnerin Marli ist 13 Jahre alt und wiegt 765 Kilo. Die Rheinisch-Deutsche Kaltblutstute ist mit Rainer Jostes als Holzrückepferd unterwegs in den Wäldern des Kreises Olpe.


Marli trägt ein Zug-Geschirr und ein leichtes Halfter. Geschickt lenkt Rainer Jostes die große Stute und einen schweren Holzstamm durch die Böschung. Nur mit seiner Stimme und Körpersprache, eine Trense und Zügelführung brauchen die beiden nicht. Die Kommandos sind festgelegt. „Hoiti“ ruft er, wenn Marli nach rechts gehen soll. „Ha!“ bedeutet, sie soll nach links abwenden. Zwischendurch ist ein liebevolles „Na komm, zieh mal ein bisschen“ zu hören. „Man muss die Pferde einladen und freundlich mit ihnen sprechen. Dann arbeiten sie gerne mit“, erklärt er.

Geduldig wartet Marli auf ihren nächsten Einsatz. von Claudia Wichtmann
Geduldig wartet Marli auf ihren nächsten Einsatz. © Claudia Wichtmann

Es geht steil bergauf und bergab auf unwegsamem Waldboden. Marli ist dabei erstaunlich flott unterwegs, langsam kennt sie nicht. Sie atmet schwer, genau wie Rainer Jostes, die Arbeit ist für beide anstrengend. Und dennoch wirken sie unaufhaltsam.

Holzrücken aus Leidenschaft

Wer als Holzrücker arbeitet, braucht viel Geschick, gutes Augenmaß und räumliches Verständnis. Die gefällten Baumstämme sind bis zu 14 Meter lang und liegen durcheinander, so wie sie gefallen sind. Rainer Jostes muss Stamm für Stamm überlegen, wie er ihn an Marlis Geschirr anhängt und wie die Stute ihn ziehen muss, damit keine anderen Bäume beschädigt werden. Am Ende müssen alle Stämme so am Wegesrand liegen, dass ein Traktor sie gut erreichen und abtransportieren kann. Es ist ein bisschen wie überdimensionales Mikado spielen.

Ein starkes Team. von Claudia Wichtmann
Ein starkes Team. © Claudia Wichtmann

Marli wendet fast Millimeter genau, setzt manchmal nur vorsichtig einen Schritt vor den anderen oder einen halben Schritt zurück, so wie Rainer Jostes es braucht und ihr sagt. Holzrücken ist nicht nur körperlich schwere Arbeit, sondern erfordert auch hohe Konzentration von Pferd und Rücker.

Dabei darf Rainer Jostes keine Zeit verlieren, sonst ist es unwirtschaftlich. Er betreibt das Holzrücken im Nebenerwerb oder im eigenen Bestand, aus Liebe zum Wald und zur Waldarbeit. Es ist seine Leidenschaft: „Meine größte Intension das zu machen, ist die Freude daran und an der Teamarbeit mit dem Tier.“

Ein starkes Team

Das Holzrücken ist Rainer Jostes in Fleisch und Blut übergegangen. Als er 13 Jahre alt war, hat er damit angefangen. Damals noch mit Treckern. „Mit Pferden hatte ich nichts am Hut“, lacht er. Bis er seine Frau Christina kennenlernte, sie ist Pferdefreundin und Hufbearbeiterin.

Sie sei es auch gewesen, die Marli als dreijähriges Jungpferd entdeckt hat. Gemeinsam mit der jungen Stute begann Rainer Jostes dann die Ausbildung zum Holzrücken mit Pferden. Inzwischen gehören noch zwei weitere Rheinisch-Deutsche Kaltblüter zum Pferdeteam: Stute Charline und Marlis Sohn Findus, die Rainer Jostes ebenfalls zum Holzrücken einsetzt.

Als Pferdefachmann sieht er sich bis heute nicht, aber mit seinen Pferden ist er zusammengewachsen, sie kennen sich genau und wissen, was der andere meint. Alle vier sind ein starkes Team, die gemeinsame Arbeit verbindet.

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Marli kurz vor ihrem Einsatz als Rückepferd im Wald.

Der letzte Stamm für heute ist gezogen. Marli und Rainer Jostes sehen ein bisschen abgekämpft, aber sehr zufrieden aus. Zur Belohnung gibt es ein Pfefferminz-Bonbon aus der Hosentasche für Marli. Die Sorte mag sie am liebsten. Später darf sie noch eine ordentliche Portion Kraftfutter fressen.

Rainer Jostes streichelt die Stute liebevoll am Hals. „Das hast du gut gemacht“, lobt er sie. „Du warst so brav.“ Und in seiner Stimme schwingt stolz auf die geleistete Arbeit und seine Stute, die ihm so zur Seite steht.

Holzrücken mit Pferden

Mit fortschreitender Technik wurde das Holzrücken mit Pferden immer mehr verdrängt, gewinnt aber mit dem Bewusstsein für das ökologische System wieder an Bedeutung. Holzrückepferde hinterlassen weniger Bodenschäden als schwere Maschinen. Durch das Ziehen der Stämme verjüngt sich der Boden und es können neue Pflanzen nachwachsen. Zudem sind die Rückepferde wendiger und können leichter unwegsame Stellen oder enge Rückegassen erreichen.

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