Gefahren des Internets

Auftakt zur Finnentroper Medienwoche


Michael Klein von der Abteilung Kriminalprävention der Polizei NRW informierte über Gefahren und Schattenseiten der virtuellen Welt. von Ina Hoffmann
Michael Klein von der Abteilung Kriminalprävention der Polizei NRW informierte über Gefahren und Schattenseiten der virtuellen Welt. © Ina Hoffmann

Im digitalen Zeitalter ist es kaum zu vermeiden, dass auch im frühen Kindesalter der Umgang mit Smartphones, Tablets und Co. selbstverständlich ist. Die kleine Sozialkonferenz der Gemeinde Finnentrop hat deshalb eine Medienwoche ins Leben gerufen: Eltern werden über mögliche Gefahren informiert, und Kinder lernen Alternativen zur Handynutzung kennen. Bei der Auftaktveranstaltung zur ersten Finnentroper Aktionswoche für Eltern und Kinder stellte Michael Klein von der Kriminalprävention der Polizei NRW am Montagabend, 19. September, in der Mensa des Schulzentrums die Spielregeln im Netz vor.


Dabei informierte Klein über die Gefahren des Internets. „Dabei soll es nicht darum gehen, mit dem Zeigefinger zu drohen und den Kindern Angst vor dem Umgang mit Smartphones zu machen, sondern vielmehr darum, sie aufmerksam zu machen und sie zu sensibilisieren“, erklärte Michael Klein.

„Schließlich sind wir alle schon mit Medien aufgewachsen. Allerdings waren das damals andere Medien wie das Wählscheibentelefon oder der Atari. Im Fernsehen lief nachts nur das Störbild und das Internet war noch lange nicht erfunden“, ergänzte Michael Hunold vom kjk-Haus in Finnentrop. Die Jugendeinrichtung ist einer der Veranstalter der Medienwoche.
 von Ina Hoffmann
© Ina Hoffmann
Michael Klein stellte in seinem Vortrag die Schattenseiten der Internetnutzung dar - immer wieder unterstützt von mitunter bedrückenden Videos, Fotos und Auszügen aus Chatrooms.
Medienerziehung scheitert am mangelnden Know-how
Laut einer Umfrage, die Klein vorstellte, glauben 97 Prozent der Eltern, dass die Medienerziehung ihre Aufgabe sei; dabei geben 80 Prozent zu, dass ihnen das technische Know-how dazu fehle. Zudem sei den Kindern dieser Umstand durchaus bewusst, und sie teilten ihren Eltern nur selten mit, was sie mit ihren Smartphones tatsächlich tun oder mit wem sie Kontakt haben. Denn selbst wenn die Kinder glauben zu wissen, mit wem sie Nachrichten schreiben, könne es sich in Zeiten von Facebook und Whatsapp immer auch um gefälschte Accounts handeln, womit beispieslweise Pädophile versuchten, Kontakt zu ahnungslosen Kindern aufzubauen, warnte Klein.

Trotzdem sei es falsch, Kindern und Jugendlichen den Umgang mit Handy und Internet verbieten zu wollen. „Seien wir mal ehrlich: Es ist doch kaum noch möglich, die Kinder von Smartphones fernzuhalten. Heute haben schon alle Grundschüler ab der 3. Klasse ein Handy. Wenn alle eins haben, will mein Kind auch eins. Das ist ja auch ganz natürlich“, so der Kriminalbeamte.
200 bis 500 Nachrichten am Tag
Allerdings führte der Beamte den Eltern in seinem Vortrag vor Augen, dass es wichtig sei, die Kinder zu sensibilisieren: Immerhin lägen alle geschriebenen Nachrichten - und das sind nach einer Umfrage von Klein im 6. Schuljahr 200 bis 500 Nachrichten am Tag - auf den Servern der Nachrichtendienst-Anbieter und können per IP-Adresse des Handys jederzeit zurückverfolgt werden. „Und wenn das Kind dann Blödsinn mit seinem Handy treibt, sind die Eltern ebenso verantwortlich wie die Kinder“, so Klein.
Für immer gespeichert
Auch sei den Kindern viel zu wenig bewusst, dass alles, was sie im Internet veröffentlichen, für alle Zeiten gespeichert bleibt und irgendwann einmal im Bewerbungsgespräch auf den Tisch kommen kann. „Es ist schon seit Jahren üblich, dass Arbeitgeber sich die Facebook-Profile ihrer Bewerber ansehen. Und wenn der vor Jahren Mitschüler auf das Übelste beschimpft hat und das auch noch gepostet hat, wirft das natürlich ein ganz schlechtes Licht auf denjenigen“, erklärte Klein.
720 Facebook-Kontakte in der 5. Klasse
Bei einem Experiment in einer Schulklasse, von dem Klein berichtete, hatte er einst vorgeschlagen, dass die Schüler ihr gesamtes Facebook-Profil ausdrucken und in der Klasse aufhängen sollten. Alle Fotos, alle Nachrichten, alle Pinnwand-Einträge - Lustiges wie Peinliches. „Da wurden sie ersten schon unruhig“, verriet er. Bei dem Vorschlag, diese Ausdrucke in der Mensa oder im nächsten Schritt auf dem Marktplatz auszustellen und Eltern, Nachbarn, Bekannte und die Presse einzuladen, um zu lesen, was die Schüler alle posten, wurde Protest laut.

„Da musste ich ihnen erst einmal klar machen, dass längst Unmengen von Menschen jeden Tag anonym lesen können, was sie im Internet veröffentlichen. Viel zu viele Menschen können verfolgen, was man macht. Immerhin hatte der Spitzenreiter in meiner Befragung 720 Kontakte bei Facebook - und das in der 5. Klasse“, so Klein. 
Cybermobbing verhindern
Auch das Thema Cybermobbing wurde thematisiert. Mit Auszügen aus realen Chatrooms verdeutlichte Klein, wie häufig Mobbing anonym per Internet betrieben wird. „Durch ein Fake-Profil kann man ganz gemütlich andere verspotten und ihnen das Leben zur Hölle machen, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden“, weiß der Kriminalbeamte aus seiner Erfahrung als Ermittler. „Wenn dann Lügen verbreitet werden, kann das zum Psychoterror werden. Daraus kann es nur ein Entkommen geben, wenn Freunde zu dem Mobbing-Opfer halten und die Kinder sich ihren Eltern anvertrauen können, die dann rechtliche Schritte einleiten können“.
Sensibilisierung statt Furcht
Trotzdem ginge es nicht darum, den Eltern Angst zu machen vor dem, was ihre Kinder im Netz tun. Man müsse in einem Gespräch die Kinder sensibilisieren, ohne ihnen Angst zu machen. „Die Kinder müssen sich immer vertrauensvoll an ihre Eltern wenden können. Sobald ihnen ein Kontakt im Netz merkwürdig vorkommt, sollten sie ihre Eltern informieren“, riet Michael Klein. Auch ein gemeinsames Einstellen der Sicherheitsrichtlinien sei wichtig: So könne nicht jeder Nutzer einer sozialen Plattform lesen, was in dem Profil geschrieben wird. „Außerdem müssen die Kinder begreifen, wie wichtig es ist, Persönliches auch persönlich zu halten. Nicht alles, was sie empfinden, muss im Internet gepostet werden“.
Weitere Aktionen in der Medienwoche
Am Donnerstag, 22. September, referiert Verena Stamm, Präventionsfachkraft der Caritas im Kreis Olpe, im Rahmen des Frauenfrühstücks im kjk-Haus über das Thema „Internetnutzung von Kindern und Jugendlichen“. Am Abend beantworten Verena Stamm und Nils Lütke, Suchtberater bei „Aufwind“, in der Mensa des Schulzentrums Fragen darüber, was Online-Sucht ist und wie Eltern etwaige Anzeichen erkennen können.

Während der Aktionswoche nehmen Kinder und Jugendliche an dem Beigleitprogramm des kjk-Hauses teil: Bei einer täglichen Talk-Runde sprechen sie über ihre Internetnutzung und führen ein Tagebuch über ihr persönliches Medienverhalten, um zu reflektieren, wie oft sie Fernsehen und Internet nutzen.

Bei Sport-, Spiel- und Bastelaktionen sollen die Kindern Alternativen zum übermäßigen Medienkonsum kennenlernen und wieder für sich entdecken. So lädt der Fußballverein FC Finnentrop (21.9.) ab 15.30 Uhr zum Schnuppertraining ein, in der Dreifachturnhalle findet (21.9.) ab 15.30 Uhr ein Mädchenturnen statt, bevor am Donnerstag (22.9.) ab 17 Uhr ein spezielles Jungenturnen stattfindet. Am Freitag (23.9.) werden im Pater-Kilian-Heim Gesellschaftsspiele gespielt und ein gemeinsamer Filmeabend veranstaltet. Der Kindergarten Serkenrode lädt für Samstag (24.9.) zu einem besonderen Naturerlebnis ein: Nach einer kleinen Wanderung kann am Lagerfeuer Stockbrot geröstet werden, es werden Spiele veranstaltet und als Höhepunkt soll ein eigener Film gedreht werden.
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