Einblicke in die Fischereiökologie

Heimatbund Gemeinde Finnentrop besuchte die LANUV in Albaum


Fischwirt Alexander Schwedt (3.v.r.) führte die Besucher des Heimatbunds über das LANUV-Gelände in Albaum. von privat
Fischwirt Alexander Schwedt (3.v.r.) führte die Besucher des Heimatbunds über das LANUV-Gelände in Albaum. © privat

Einmal im Jahr steht im Terminkalender des Heimatbunds der Gemeinde Finnentrop eine Betriebsbesichtigung auf dem Programm. Die führte die Mitglieder diesmal zum Fachbereich Fischereiökologie des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) in Kirchhundem-Albaum. Der Bericht des Heimatbundes:


„Als Schwerpunkt der diesjährigen Betriebsbesichtigung hatte der Heimatbund Gemeinde Finnentrop e.V. ein ökologisches Thema gewählt und seine Mitglieder und interessierte Gäste zum Fachbereich Fischereiökologie des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) in Albaum bei Kirchhundem eingeladen, um die immer auch zukunftsorientierten Anliegen des Vereins besonders zu betonen. Denn zentrales Ziel der Fischereiökologie sind ökologisch ausgerichtete Bewirtschaftungs- und Schutzmaßnahmen für die Fische in den nordrheinwestfälischen Fließgewässern, die durch menschliche Aktivitäten, Industrie, Landwirtschaft, Schifffahrt und andere Schadstoffe beeinträchtigt werden.
Aufgabenfeld zunehmend erweitert
Fachbereichsleiter Diplom-Biologe Daniel Fey erläuterte den Gästen zunächst den historischen Hintergrund der doch eher abgelegen erscheinenden Außenstelle des LANUV. 1931 wurde an diesem Standort die Preußische Lehr- und Versuchsanstalt für Forellenzucht eingeweiht. Wie der Name der damaligen Einrichtung verrät, war das Hauptaufgabengebiet dieser Einrichtung die Erforschung und Weiterentwicklung der Forellenzucht. Forellen stellen hohe Ansprüche an ihre Haltungsumwelt. Damit sie sich wohl fühlen, benötigen sie genügend Wasser von sehr guter Qualität. Diese Parameter werden von Bächen in den Mittelgebirgslagen NRW´s erfüllt, so auch am Standort Albaum im Sauerland. Im Laufe der Jahre erweiterte sich das Aufgabenspektrum der Versuchsanstalt kontinuierlich. 1951 wurde die Einrichtung durch ein Laborgebäude ergänzt, in den 70er und 80er Jahren erfolgten weitere Vergrößerungen. Heute bedient der Fachbereich Fischereiökologie sämtliche Themenfelder im Bereich Gewässerschutz, Fischartenschutz, Fischgesundheit, Aquakultur sowie fachlicher Aus- und Weiterbildung und gehört mit 34 Mitarbeitern und acht Auszubildenden zu den größten Arbeitgebern am Ort.
„Wanderfischprogramm“ als ein zentrales Projekt
Als eines der wichtigsten Projekte der Fischereiökologie stellte Fey das Wanderfischprogramm NRW vor, das zum Ziel hat, die Lebensbedingungen für ehemals heimische Langdistanzwanderfische, wie z.B. den Lachs, zu verbessern und somit einen selbsttragenden Bestand zu ermöglichen. Da zurzeit die Quote für den Aufbau einer sich selbsterhaltenden Lachspopulation noch unzureichend ist, müssen geeignete Stützungsmaßnahmen durch Besatzfische getätigt werden. Aufgabe der Fischereiökologie ist es dabei, aus den in der Sieg vorkommenden Lachsbeständen künstlich Nachkommen zu vermehren. Mit etwa einem Lebensjahr werden die Junglachse überwiegend wieder in die Sieg besetzt. Ein kleiner Anteil der Nachkommen wird in Albaum bis zur Laichreife in Süßwasser aufgezogen, um den Bedarf an Wildlachseiern in NRW zu sichern. Weiterhin kümmert sich die Fischereiökologie um die Verbesserung verschiedener ökologischer Rahmenbedingungen, wie z.B. die Durchgängigkeit in Wandergebieten durch den Rückbau von Wehren oder ihre Ausrüstung mit einem Fischpass, und um die Dokumentation von Wanderfischbeständen, darunter auch der Aal und der Maifisch, durch verschiedene Monitoring-Methoden.
Alte Teiche, moderne Technik
Im Anschluss an den theoretischen Teil führte Fischwirt Alexander Schwedt die Besucher über die Lehr- und Versuchsteichanlagen und erklärte ausführlich und kompetent die unterschiedlichen Aufzuchtstadien. Trotz wiederholter, beinahe entschuldigender Hinweise, dass die in den 70er Jahren angelegten Teiche überholt werden müssten, staunten die Besucher über die modernen Methoden. Besonders Vereinsmitglied Lioba Hansmann, die 1954 in Albaum ihre Ausbildung zur Biologisch Technischen Assistentin abgeschlossen hat, war sprachlos über die computergesteuerten Fütterungsautomaten und Überwachungssysteme. Diese sehr sensibel eingestellten Apparate schlügen, so Schwedt, leider oft mitten in der Nacht an, wenn sich beispielsweise ein Blatt auf den Sensor gesetzt habe. Gegen aufdringliche Enten allerdings, die sich ebenfalls gern am Fischfutter bedienten, sei man mehr oder weniger machtlos. Trotz allem jedoch bleibt die Arbeit in der Fischereiökologie auch weiterhin körperlich sehr anstrengend, wie die Besucher beim Einholen eines Netzes zur Leerung des Teiches zwecks Reinigung beobachten konnten. Abschließend bleibt festzustellen, dass trotz großer Erfolge bei der Wiederansiedlung der Wanderfische weiterhin Probleme bestehen, wie z.B. die Schadstoffbelastung der Gewässer oder die hohe Sterblichkeit im Übergangs- und marinen Bereich. So wird wohl auch zukünftig der Standort Albaum für den Fachbereich Fischereiökologie des LANUV wegen seiner hervorragenden Wasserqualität für die Aufzucht gesichert sein. (LP)
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