Dietmar Heß zieht nach 23 Jahren als Finnentroper Bürgermeister Bilanz

Letzte Ratssitzung


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Bürgermeister Dietmar Heß erinnert sich an viele positive Dinge. von Furkan Yuvaci
Bürgermeister Dietmar Heß erinnert sich an viele positive Dinge. © Furkan Yuvaci

Finnentrop. Nach 23-jähriger Amtszeit als Bürgermeister und zuvor acht Jahren als Gemeindedirektor verabschiedet sich Dietmar Heß am 31. Oktober aus dem Finnentroper Rathaus. Am Dienstag, 6. Oktober, findet die letzte Ratssitzung seiner Amtszeit statt.


Wenn Sie die Uhr zurückdrehen könnten, würden Sie wieder eine politische Laufbahn einschlagen?

Auf jeden Fall. Das war schon während meines Studiums mein Wunsch, irgendwann mal an der Gestaltung des Lebensumfeldes der Menschen mitzuwirken. Deswegen habe ich bereits in jungen Jahren begonnen, Kommunalpolitik zu betreiben und saß mit 24 Jahren das erste Mal im Kreistag.

Was waren Ihre größten Erfolge bzw. größten Fehler?

Es gibt viele Dinge, an die ich mich positiv erinnere. Beim Durchsetzen von Projekten habe ich mir nicht immer Freunde gemacht. Ich denke insbesondere an das Gewerbegebiet „Unterer Elberskamp". Da gab es parallel eine Diskussion um die Kläranlage Biggetal. Da habe ich mit dem Einen das Andere erzwungen. Ich hatte einen Bürgermeister, der mir den Rücken gestärkt hat, habe mir aber auf Kreisebene böse Leute gemacht. Ich habe mich gegen die Kläranlage so lange gewehrt, bis das Gewerbegebiet „Unterer Elberskamp“ genehmigt wurde.
 von Nicole Voss
© Nicole Voss

Was war das prägendste Ereignis Ihrer Amtszeit?


Ein Thema hat mich die ganze Zeit begleitet. Das war die Beseitigung des Bahnübergangs in Finnentrop. Als Gemeinde hatten wir großes Interesse daran. Die Lösung, die jetzt gebaut worden ist, nehme ich für mich ganz persönlich in Anspruch. Die habe ich erfunden.

Wie steht die Gemeinde Finnentrop da?

Ich finde, sie steht für ihre konkrete Situation gut da. Den demographischen Wandel bekommen wir nicht so zu spüren, wie uns vor ein paar Jahren prognostiziert wurde. Wir haben eine gute Entwicklung bei der Gewerbeindustrie, trotz der Entfernung zur Autobahn, weil wir immer rechtzeitig Angebote an Flächen hatten und haben uns finanziell stets solide verhalten. Dazu zählen auch die geringen Personalkosten im Rathaus. Wir haben trotz geringer Mitarbeiterzahl eine Menge geschafft. Den Blick auf unsere Dörfer zu behalten, ist uns ganz gut gelungen - in den letzten Jahren auch dank erheblicher Fördermittel.
 von Nicole Voss
© Nicole Voss

Was hätten Sie gerne noch umgesetzt/erreicht?


Ich hätte gerne noch an der Regionale 2025 mitgewirkt und das Radwegenetz komplettiert. Der Tunnel ist auch noch ein ungelöstes Thema und die Schulen liegen mir am Herzen. Die Gesamtschule hat ja die Kurve gekriegt. Da ist ein Ruck durch die Schule gegangen. Das ist nicht nur mein Verdienst. Das Kollegium hat mitgemacht.  

Was werden Sie vermissen?

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Rathauses. Dort fühle mich bis heute gut aufgehoben. Auch wenn nicht immer alles konfliktfrei geht. Hochmotivierte Mitarbeiter, darauf bin ich stolz - und die Mitarbeiter können auch stolz sein. Ich bin allenfalls der Trainer. Die sozialen Kontakte, auch überregional, werde ich vermissen. Ich habe viele gute Dinge erlebt.

Was wollen Sie nachholen/erleben?

Ich wollte Samstag nach Peru fliegen und über den Macchu Piccu wandern. Das ist durch Corona nicht möglich. Ein Stück von der Welt erkunden ist ein Ziel. Ich möchte gerne in die Antarktis, bin aber kein verrückter Weltenbummler. Gerne noch einige Radtouren, auch in Deutschland.
 von Furkan Yuvaci
© Furkan Yuvaci
Wie bilanzieren Sie die Anfangszeiten und jetzt aus emotionaler Sicht?

Ich hatte nicht immer so ein dickes Fell, wie ich nach draußen getan habe. Aber ich habe immer gesagt, wir müssen transparent handeln und den Menschen die Vorgehensweise erklären. Wenn es trotzdem Widerstände gibt, möchte ich dafür stehen, das getan zu haben, was ich für richtig und auch der Rat für richtig gehalten hat. Und dann ist es meine Aufgabe, das richtig Erkannte umzusetzen.

Mobilfunk war ein klassisches Thema. Es hat eine Auseinandersetzung gegeben, die mich jahrelang verfolgt hat. Heute fühle ich mich bestätigt. Wir haben es richtig gemacht. Ich habe es ausgehalten.

Was mich immer wieder gestört hat: Politik hat mich oftmals im Stich gelassen. Beim Mobilfunk hat man mich im Regen stehen lassen, bei der Windkraft auch. Ich habe nie gesagt: Ich will Windkraft. Wir werden nicht drum herum gekommen, sie wird kommen.

Was Dietmar Heß sonst noch mag, hört ihr in unserem Kurzinterview:



Zur Person
Dietmar Heß (* 21. März 1955 in Heggen)  studierte nach dem Abitur am heutigen Rivius-Gymnasium ab 1975 Rechtswissenschaften in Gießen und Bonn. 1985 legte er sein zweites Staatsexamen ab und war als Anwalt und Notarvertreter in Attendorn tätig.

Dietmar Heß war bereits während seines Studiums kommunalpolitisch aktiv - von 1979 bis zu seiner Anstellung beim Kreis Olpe 1989 war er für die CDU Mitglied des Kreistags. Als Vizepräsident gehörte er zudem dem Führungsgremium des Städte- und Gemeindebundes Nordrhein-Westfalen NRW an.

Dietmar Heß ist verheiratet und Vater eines Sohnes.
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