„Wir danken euch allen ganz doll“ - Drolshagener Familie bekommt behindertengerechten Wagen

700 Spender gaben insgesamt 66.000 Euro


  • Drolshagen, 18.04.2019
  • Von Wolfgang Schneider
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Bei der Fahrzeugübergabe (von links): Franka Gerbe, Oksana, Palina, Danil und Alexej Schwabecher, Torsten Röcher, Martin Schäfer und Bernhard Hombach. von Wolfgang Schneider
Bei der Fahrzeugübergabe (von links): Franka Gerbe, Oksana, Palina, Danil und Alexej Schwabecher, Torsten Röcher, Martin Schäfer und Bernhard Hombach. © Wolfgang Schneider

Drolshagen/Olpe. Für Familie Schwabecher aus Drolshagen ist am Mittwochnachmittag, 17. April, ein lang gehegter Traum in Erfüllung gegangen: Sie konnte in Olpe einen behindertengerechten Kleinbus mit Spezialausstattung in Empfang nehmen, mit dem der mehrfach schwerstbehinderte Danil Schwabecher (19) ein Stück Mobilität gewinnt. Möglich gemacht haben das viele Menschen mit Herz. Denn der Ford Transit ist komplett durch Spendengelder finanziert.


Initiiert hatte die Spendenaktion Martin Schäfer, der Geschäftsführer des St.-Elisabeth-Hospizes Altenhundem. Er hatte von seiner Tochter Franka Gerbe, die als heilpädagogische Fachkraft den an den Rollstuhl gefesselten Danil betreut, vom Schicksal der Familie Schwabecher erfahren (LokalPlus berichtete). Kurz vor dem Jahreswechsel hatte Schäfer unter dem Motto „Ein Böller für Danil“ den Spendenaufruf gestartet. Die Resonanz war riesig. Innerhalb einer Woche waren damals schon 36.000 Euro eingegangen.
Überwältigende Resonanz
Und die Hilfsbereitschaft setzte sich auch in der Folgezeit fort. „Das war eine überwältigende Resonanz. Es war unglaublich, wie schnell die Menschen gerade im ländlichen Raum zur Hilfe bereit sind“, freute sich Schäfer am Mittwoch bei der Fahrzeugübergabe bei der Firma Ford Weil in Olpe. „Insgesamt haben 700 Spender zwischen drei Euro und 5.000 Euro gespendet“, zog Schäfer Bilanz. „Unterm Strich sind dabei 66.000 Euro zusammengekommen.“
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Von dieser beeindruckenden Summe bekommt Familie Schwabecher 50.000 Euro für ihren neuen Kleinbus. Der Ford Transit kostet 39.000 Euro und der aufwändige Umbau schlug mit 11.000 Euro zu Buche. Die darüber hinausgehenden Spendengelder in Höhe von 16.000 Euro kommen dem St.-Elisabeth-Hospiz zu Gute – und damit ebenfalls schwerkranken Menschen. „Das ist schon eine tolle Geschichte“, strahlte Martin Schäfer.

Auch Alexej und Oksana Schwabecher war die Freunde ins Gesicht geschrieben. „Wir hatten beim Fahrzeugkauf eigentlich auf Stiftungen gehofft, doch das gab nichts. Bei der Spendenaktion hätten wir nie mit einer solchen Resonanz gerechnet“, sagte Vater Alexej. „Mit dem neuen Wagen fahren wir Ende Mai für drei Tage nach Holland. Das wird für Danil ganz besonders. Denn außer in den Kinderkliniken in Ulm und Siegen war er noch nirgendwo“, berichtete Mutter Oksana.
Medikamente überdosiert
Danil, der nach einer Knochenmarktransplantation durch extreme Überdosierung eines Medikamentes schwerste Entwicklungsstörungen bekam, ist seit 19 Jahren an den Rollstuhl gefesselt. Sein Krankheitsbild gleicht einer Aufzählung aus einem Medizin-Fachbuch. Zwar hat er mit seinem Rollstuhl, den er per Stick steuern kann, viel an Lebensqualität gewonnen. Doch richtig mobil waren er und seine Familie bisher nicht. Dafür fehlte das passende Auto.

Der neue Ford Transit macht das möglich. Er hat einen Lifter, der Danil samt Rollstuhl und medizinischer Ausrüstung ins Fahrzeug heben kann. Sechs Sitze bieten den Familienangehörigen und Betreuern genügend Platz. „Alle Sitze sind an Spezialschienen befestigt. Im Auto ist auch eine 220-Volt-Anlage mit Steckdosen verbaut, um das Beatmungsgerät anschließen zu können“, erklärt Bernhard Hombach.
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Er hat mit seiner Firma Toopex (Olpe-Saßmicke) den Spezialumbau des Kleinbusses bewerkstelligt. Den schicken Transit hat das Autohaus Ford Weil geliefert. „Wir haben am Verkauf des Autos keinen Euro verdient, sondern eine großzügige Spende mit eingebracht“, stellt Filialleiter Torsten Röcher klar.

So gab es am Mittwoch nur freudige Gesichter. Ein Herzenanliegen ist den Schwabechers der Dank an die Spender. 200 Danksagungen hat sie an diejenigen verschickt, die ihre Adresse angegeben hatten. „Selbstlos bist du eingesprungen. Der Einsatz ist dir gut gelungen“, heißt es da.
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„Wir danken euch allen ganz doll“, betonte der 19-jährige Danil, als er die Schlüssel in Empfang nahm. Dann fragte er: „Papa, gleich Probefahrt?“ Die Fahrt gab es dann auch kurz darauf, aber nicht nur probeweise.  Denn die sympathische Familie kann den Wagen jetzt dauerhaft nutzen. Auf die Fahrt nach Holland freut sich auch Danils Schwester Palina (16) schon mächtig, denn: „Das wird unser erster Familienurlaub.“
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