Vortrag zur Lederindustrie in Drolshagen gut besucht
- Drolshagen, 14.10.2017

Drolshagen. Im sehr gut besetzten Votragssaal des Heimathauses eröffnete am Mittwoch, 11. Oktober, Doktor Peter Vitt mit seinem Vortrag über die Lederindustrie in Dolshagen von den Anfängen bis zur Auflösung und mit einem Blick auf die nachfolgenden Industrien in der kleinen Sauerläder Stadt das Jahresprogramm 2017/2018 des Heimatvereins für das Drolshagener Land.

Es war der Bereich zwischen dem örtlichen Supermarkt an der Gerberstraße, entlang dem Gebiet „Am Reckhammer“ und dem heutigen Stadtpark Lohmühle. In den Gemarkungs- und Straßennamen wird heute noch daran erinnert, dass hier ein historischer Kern der Drolshagener Industrie gestanden hat.
Doktor Vitt zeigte danach anhand von historischen Katasterauszügen die Lage und Entwicklung der 1808 errichteten Lohmühle und der Gerbereien, die zunächst noch Lohhäuser genannt wurden, auf. In der Lohmühle wurde die Eichenrinde aus den umliegenden Wäldern zerkleinert und gemahlen und diente dann aufgrund des hohen Anteils an Gerbsäure den Gerbereien zur Herstellung der groberen Rotleder und feineren Weißleder.

Die verarbeiteten Häute kamen nicht zuerst aus der Umgebung, sondern über den damaligen Handel aus Südamerika, insbesondere Argentinien und nannten sich „Buenos-Aires-Häute“. Nach der Seeblockade im 19. Jahrhundert bezog der Kaufmann Johann Heinrich Richartz aus Köln die Häute der Rinder, Ziegen und anderen Tieren aus Asien, vorzugsweise aus Indien und Indonesien. Von dort landeten die „Kalkutta-Häute“ und „Samarang-Häute“ in Drolshagen.
Die Unternehmer standen in reger Geschäftsbesziehung zu dem Kölner Kaufmann, der einer der Gründer des Kölner Wallraff-Richartz-Museums war. Eine Reise mit der Postkutsche eines der Unternehmer zum Geschäftspartner in Köln, so wies Doktor Vitt auf, kostete zwei Wochenlöhne eines der Arbeiters.
Die Darstellungen von Doktor Vitt sind Teil einer umfassenden Arbeit zur Industriegeschichte von Drolshagen. Er hat die zur Verfügung stehenden Archive der Stadt Drolshagen sowie eine Fülle von Originaldokumenten bei den Nachfolgern der Gerbereien bzw. den heutigen Eigentümern der Wohnhäuser der damaligen Betreiber eingesehen. Er wies stolz auch auf den hervorragenden Erhaltungszustand der Briefe und Siegel hin, mit denen er seine Darstellungen auch anschaulich machen konnte. Das Buch kommt Ende November heraus.
Der Referent lieferte zum Schluss noch ein paar eher feullietonistische Bemerkungen wie den hohen Schuldenstand des damaligen Klosters bei den Gerbereien und zeigte in einer Genealogie auf, wie die Betriebe vererbt wurden und wie oft man dabei auch durch Heirat „unter sich blieb“. Auch eine Form der Industrieentwicklung. Die Teilnehmer des Abends bedankten sich mit begeistertem Applaus.
