Vortrag über Landschaften von Prof. Halbfas
Heimatverein Drolshagen lud ein
- Drolshagen, 24.11.2018
Drolshagen. „Man sieht nur, was man weiß“. Dieser Leitsatz durchzog den Vortrag zum Thema „Landschaft“ von Prof. Dr. Hubertus Halbfas am Mittwoch, 21. November, im Heimathaus Drolshagen. Der Heimatverein für das Drolshagener Land hatte im Rahmen seines Winterprogramms dazu eingeladen. Er würde eine kulturhistorische Darstellung vornehmen, so der Referent, und damit nur einen der vielen Aspekte des Begriffes "Landschaft" umreißen.
In der europäischen Literatur wird die ästethische Qualität von Landschaft erstmals in dem Brief des Dichters Petrarca aus dem Jahre 1336 thematisiert. Petrarca war auf den MontVentoux gestiegen und nahm von dort die unter ihm liegende Landschaft wirklich wahr. Diese Erfahrung werde als ein kulturhistorisches Schlüsselerlebnis an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit gewertet, das ästhetische und kontemplative Aspekte zusammenbringe, so Halbfas.
Als einer der ersten, die Landschaft auch als solche ästhetische genießen wollten, gilt im 15. Jahrhundert Enea Silvio Piccolomini. Als er schon Pius II. war,ließ er sich durch die Landschaften tragen, um diese zu genießen.
Als Beispiel wurde das Bild von Konrad Witz "Der Fischzug am See Genesareth" von 1444 angeführt, das bis heute erkennbar den Genfer See abbildet. Nachdem bis ins 18 Jahrhundert auch topografisch genaue Darstellungen der Landschaft gefragt waren, entwickelte sich in der Romantik u.a. bei C.D. Friedrich eine Verbindung von seelischem Innenleben und dessen Repräsentation in Landschaftsdarstellungen, wie der Referent darstellte.
Einen völlig neuen Umgang mit Landschaft in der Literatur stellte Hubertus Halbfas mit zwei neuzeitlichen Werken schweizerischer Schriftsteller vor. In seinem Roman "Spätholz" beschreibt Walther Kauer die verheerenden Veränderungen in einem Tal im Tessin durch die Macht des Geldes von zugezogenen Villenbesitzern. Auch Gertrud Leutenegger beschreibt den Ausverkauf der eigenen Landschaft und ihre ökonomisch bedingte Zerstörung.
Nicht zuletzt ergab die anschließende Diskussion auch, dass wir nicht in romantisierenden Rückblicken vergangene Verhältnisse idealisieren sollten. Drastische Beispiele machten deutlich, dass vergangene Zeiten nicht unbedingt lebenswerter waren als die Gegenwart. Erleichterungen im Leben gehen auch einher mit Nutzen und Benutzen von Landschaft.
„Es ist uns“, so betonte zum Schluss der Vorsitzende des Heimatvereins Dr. Stephan Schlösser, „und erst recht einem Heimatverein aufgegeben, eine lebenswerte und schöne Welt zu entwickeln“. Der Beifall zu den Ausführungen des Referenten und die Positionierung des Heimatvereins konnte man als Auffordrung verstehen. Der Heimatverein wird auch im Verlauf seines Winterprogramms diese Themen wieder aufgreifen.