Unternehmen: Anbindung der Region gefährdet Arbeitsplätze

Hilferuf aus Drolshagen – Container-Bauer klagt über lange Genehmigungsfristen und marode Straßen


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Hohen Genehmigungsaufwand für den Transport übergroßer Container beklagt Prokurist Jörg Baranek. von s: Rüdiger Kahlke /
Hohen Genehmigungsaufwand für den Transport übergroßer Container beklagt Prokurist Jörg Baranek. © s: Rüdiger Kahlke /

Es riecht nach frischer Farbe. In einer Wolke wie Konfetti rieseln weiße und schwarze Farbchips auf die frisch aufgetragene Zwei-Komponenten-Gießbeschichtung. Letzte Arbeiten an zwei Großcontainern, die die Firma Röpa Römer-Metallbau in Drolshagen gerade fertigstellt. Die Farbchips auf grauem Grund in den Stahlbehältern, die die eine Feuerlöschanlage aufnehmen sollen, machen den Boden rutschfest. Die Spezialität der Drolshagener: Spezial-Container, schlüsselfertig. Das Problem: der termingerechte Transport.


Für die oftmals übergroßen Container wird die Suche nach geeigneten Routen immer schwieriger. Dazu dauert die Genehmigung immer länger, machte Röpa-Geschäftsführer Volker Römer beim Ortstermin mit Vertretern der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) deutlich. Die Problembeschreibung war gleichzeitig ein Hilferuf. Denn: Nicht nur das Drolshagener Unternehmen verzweifelt an den Problemen der Logistik, unterstrich Hermann-Josef Droege, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK.
Groß- und Schwertransporte problematisch
Die 65 Röpa-Mitarbeiter fertigen rund 400 Containereinheiten im Jahr, viele davon mit Breiten von vier Metern und Längen bis zu 16 Metern. „Diese Größenordnungen sind für uns ein Alleinstellungsmerkmal, da sie von den Containerherstellern im Ausland nicht hergestellt werden können“, betont Volker Römer. Genau diese Größen sind es aber, die dem Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten bereiten.
Prokurist Jörg Baranek: „Während unsere Spediteure für Container bis drei Meter Breite, die wir praktisch täglich ausliefern, über eine ganzjährige Ausnahmegenehmigung verfügen, müssen für größere Transporte Einzelgenehmigungen beantragt werden.“ Und dazu muss exakte Fahrtroute angegeben werden. Baranek: „Einen solchen Transport haben wir durchschnittlich jede Woche.“
Kleinteilige Bürokratie
Von zehn Arbeitstagen habe sich die Wartezeit bei Genehmigungen auf etwa vier Wochen verlängert. „Wir brauchen für den Bau von Containern zum Teil weniger Zeit als Behörden für die Genehmigung der Auslieferungstransporte!“, sagt Volker Römer. Das führe teilweise dazu, dass dem Kunden keine termingerechte Auslieferung zugesichert werden könne. Kommt es zu Terminverschiebungen, müssen zum Teil neue Genehmigungen beantragt werden. Die Folge: erhöhter Abstimmungsaufwand und Mehrkosten. Für jeden Landkreis, der passiert werde, müsste ein „Okay“ beantragt werden. Wunsch der Unternehmen: zentrale Genehmigungsstellen.
Verschärft werde die Lage durch den maroden Zustand der Straßen und Brücken. Insbesondere beim Transport schwerer Technik-Container müssen oft erhebliche Umwege eingeplant werden. Sorgen macht dem Unternehmen und der IHK auch der anstehende Ausbau der A45. Die absehbaren Baustellen mit Fahrbahnverengungen machten Transporte auf dieser Route weitgehend unmöglich, so Jörg Baranek: „Es kann nicht sein, dass wir dann nicht mehr wissen, woher wir überhaupt fahren sollen.
Handlungskonzept in der Diskussion
Hermann-Josef Droege, betont, dass die Firma Röpa mit diesen Problemen nicht alleine steht. Jährlich würden in der Region 1.800 Großraum- und Schwertransporte durchgeführt, „zum Teil bis zu 15 von ihnen in einer Nacht“. Eine schnelle Lösung sehen die Vertreter von Röpa und der IHK nicht. Drei bis fünf Jahre, schätzt Hermann-Josef Droege, könne es dauern, bis Handlungsempfehlungen, die mit der Uni Siegen erarbeitet worden sind, umgesetzt werden könnten.
Vorschläge, die in einer Arbeitsgruppe mit dem Verkehrsminister des Landes NRW erörtert werden sind: • Ein Pool, in den Informationen der Logistik-Unternehmen über geeignete Strecken einfließen, statt diese als „Betriebsgeheimnis“ zu hüten, • eine Bündelung der Zuständigkeiten, • eine ganzheitliche Betrachtung des Verkehrsnetzes, auch möglicher Ausweichouten, wenn z. B. Autobahnbrücken saniert oder neu gebaut werden und so „Flaschenhälse“ entstehen, die übergroße Transporte behindern. Als Probleme gelten hier z. B. Kreisel, Ortsdurchfahrten oder Standstreifen an den Straßen.
Für Droege ist es ein Ärgernis erster Ordnung, dass die industriestärkte Region des Landes die miserabelste Verkehrsanbindung hat. Gründe für die langen Bearbeitungszeiten sieht der IHK-Vertreter neben einer Zunahme der Transporte auch im Personalabbau des öffentlichen Dienstes und der Kürzung der Unterhaltsmittel für die Straßen.
Bereits jetzt, so der IHK-Sprecher, gebe es Ansätze, Unternehmen aus der Region abzuwerben und an Binnenhäfen anzusiedeln. Damit wäre das Transportproblem gelöst. Seine düstere Prognose: Gäbe es nicht so viele verwurzelte Familienbetriebe in Südwestfalen, würde dem Lockruf leichter gefolgt.
Standortfrage kein Tabu-Thema
Das sieht auch Volker Römer so. Der Standort steht für den Röpa-Chef nicht zur Diskussion. Wenn man die Produkte aber nicht mehr von Drolshagen aus liefern könne, schließt er neue Überlegungen nicht aus. „Unter diesen Bedingungen stellt sich die Standortfrage“, schlägt die IHK Alarm. Und dann geht es nicht nur um die Unternehmen, die übergroße Teile liefern. „Da hängen noch viele hinten dran“, verweist Jörg Baranak auf Zulieferer und Dienstleister, die mit den Produktionsbetrieben kooperieren. Als kleiner Hoffnungsschimmer gilt die Arbeitsgruppe mit dem Land, die Lösungen suchen soll. Immerhin: die Mittel für die Instandsetzung auch von Ausweichrouten stehen zur Verfügung, so Droege.
• Die Röpa Römer Metallbau GmbH produziert seit 1981 Container für unterschiedliche Einsatzbereiche (Technik-Zentralen, Aufenthalts- oder Sanitärräume, Steuerungsstände, Büro- und Verwaltungsräume) • In der Regel handelt es sich um Spezialanfertigungen, mit denen das Drolshagener Unternehmen eine Nische besetzt. • Die 65 Mitarbeiter fertigen rund 400 Einheiten pro Jahr. • Die Container werden nach Kundenwunsch komplett ausgestattet („alles aus einer Hand“). • Mit den Größen von drei bis vier Metern Breite und bis zu 16 Meter Länge pro Modul hebt Röpa sich von Herstellern im Ausland ab, die billiger produzieren und auf Standard-Abmessungen setzen.
 von Röpa
© Röpa
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