Stadtsportverband vor Zerreißprobe

Vorsitzender Stahl plädiert für Auflösung / Vereine in der "Bringschuld"


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Der SSV-Vorsitzende Ulrich Stahl sprach sich dafür aus, den Verband aufzulösen, stellte Sinn und Nutzen des SSV infrage – und trat vom kurz zuvor verkündeten Rücktritt noch einmal zurück. von s: Rüdiger Kahlke
Der SSV-Vorsitzende Ulrich Stahl sprach sich dafür aus, den Verband aufzulösen, stellte Sinn und Nutzen des SSV infrage – und trat vom kurz zuvor verkündeten Rücktritt noch einmal zurück. © s: Rüdiger Kahlke

Der Rücktritt vom Rücktritt kennzeichnete die Jahreshauptversammlung des Stadtsportverbandes (SSV) am Donnerstagabend, 2. Juni: Der Vorsitzende Ulrich Stahl sprach sich dafür aus, den Verband aufzulösen, stellte Sinn und Nutzen des SSV infrage – und legte sein Amt nieder. Die Mitglieder überredeten ihn weiterzumachen, Stahl bleibt letztendlich bis September, wenn über die Zukunft des Verbands entschieden werden soll.


Alles, was der Stadtsportverband erledige, könnten die Vereine auch direkt machen. Sie seien gut aufgestellt. Aufgaben könnten einfacher strukturiert werden. "Der SSV ist nur Mitläufer ohne Funktion", bilanzierte Stahl rückblickend seine Arbeit in den vergangenen drei, vier Jahren. Im zuständigen Ausschuss der Stadt habe der Verband kein Stimmrecht. Zudem gehe es dort in der Regel nur um schulische Dinge. Volksbank und Sparkasse seien die einzig verbliebenen Sponsoren. An die, so Stahl, könnten sich die Vereine mit Belegen auch direkt wenden, um Geld zu erhalten. Auch die Kontakte der Vereine zur Kommune und Politik seien so eng, "dass der SSV nicht mehr nötig ist als Scharnier".
Vorstand uneins
Die Meinung teilten Stahls Vorstandskollegen nicht. Sie plädierten dafür, den Verband fortbestehen zu lassen, "sonst kocht jeder seine Suppe." Aus Kreisen der Vereine indes kamen unterschiedliche Signale. Vor allem Vertreter kleiner Vereine wollten den Stadtsportverband auch künftig als Ansprechpartner nicht missen. Joachim Stachelscheid vom SC Drolshagen allerdings schlug sich auf Seiten Stahls: "Sinn und Zweck des SSV sind nicht nachvollziehbar. Ich kann auf diese Termine verzichten. Der SSV hilft uns nicht". Auch für die Kooperation der Vereine untereinander brauche man keinen Stadtsportverband.
Ulrich Hilchenbach (Drolshagen Marketing) verwies auf die Flüchtlingskrise und die damit notwendigen Änderungen bei der Hallenbelegung. Die habe gezeigt, dass der SSV eine wichtige Funktion hat, um Meinungen zu bündeln. Das bestätigte Christian Rahrbach. Ohne SSV würden die kleinen Vereine leiden. Vermittlungsaufgaben, meinte der noch amtierende SSV-Vorsitzende, könnte auch die Verwaltung übernehmen.
Rücktritt vom Rücktritt
Nachdem Ulrich Stahl seinen Rücktritt erklärt hatte, weil er keine Perspektive mehr für den SSV und seine Arbeit sah, sah Geschäftsführer Sebastian Bock die Handlungsfähigkeit des Vorstandes gefährdet. Gerangel gab es um die anschließenden Wahlen. Dass sich aus Reihen der Vereine niemand fand, der oder die das Amt des 2. Vorsitzenden übernehmen wollte, sah nicht nur Stahl als Bestätigung seiner Position. Auf Drängen der Mitglieder trat er vom Rücktritt zurück. Bis September sollen die Vereine jetzt Vorschläge machen, welche sinnvollen Aufgaben der Stadtsportverband übernehmen kann.
Entscheidung im Herbst
Sollten sich bis dahin keine Kandidaten für die vakanten Vorstandsposten (2. Vorsitzender und Nachfolge Stahl) ergeben, will der Vorstand Anfang September entscheiden und zu einer neuen Mitgliederversammlung einladen. Dann geht es entweder darum, einen neuen Vorstand zu wählen oder über den Bestand des SSV zu entscheiden. Einziger Tagesordnungspunkt wird dann die Auflösung des Verbandes sein. Bis dahin macht Ulrich Stahl weiter. In der Versammlung betonten Mitglieder, dass nunmehr die Vereine "in der Bringschuld" seien. Zuvor war der Vorstand einstimmig entlastet worden. Christa Schürholz hatte die Kasse tadellos geführt, die Julian Ziegeweit und Christian Rahrbach geprüft hatten. Als Ersatz für Rahrbach wurde Mario Penzkofer zum neuen Kassenprüfer gewählt.
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