Schließung aus Altersgründen: Buchhändlerin hofft auf Nachfolger am Markt

Ruhestand ab Ende Mai


  • Drolshagen, 21.03.2023
  • Wirtschaft
  • Von Rüdiger Kahlke
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Aus Altersgründen will Elisabeth Nierhoff ihre Buchhandlung am Markt Ende Mai schließen. von Rüdiger Kahlke
Aus Altersgründen will Elisabeth Nierhoff ihre Buchhandlung am Markt Ende Mai schließen. © Rüdiger Kahlke

Drolshagen. Die Buchhandlung am Markt schließt. Elisabeth Nierhoff will zum 31. Mai ihren Ruhestand genießen. Für Drolshagen droht damit in zentraler Lage ein neuer Leerstand.


Was eine mögliche Nachfolge angeht, hatte die Buchhändlerin „das Gefühl, die Unterschrift steht“. Dann habe sich das zerschlagen. Sie hoffe immer noch, dass es weitergeht, sei aber nicht mehr im Modus zu sagen „es läuft gut“.

„Mit 66 Jahren fängt das Leben an“, zitiert Elisabeth Nierhoff einen Udo-Jürgens-Hit und hat für sich das Fazit gezogen: „Das musste mal aufhören.“ Künftig will sie mehr Zeit für ihre Enkelkinder haben. Nach 26 Jahren mit der Buchhandlung am Markt ist dann für sie Schluss.

Sie habe ihre Arbeit mit Leidenschaft gemacht, dafür auch 50 bis 60 Stunden pro Woche im Laden gestanden. „Das sieht die junge Generation anders“, bilanziert sie. Sie hatte „tolle Leute, die interessiert waren.“ Letztlich sei aber die Work-Life-Balance der Grund gewesen, den Laden nicht zu übernehmen.

Rückschlag für Belebung der Innenstadt

Während es in den vergangenen Jahren gelungen ist, den Markt mehr in den Fokus zu rücken und zu beleben, ist der drohende Leerstand ein Rückschlag für die Stadt. Mit der Schließung der beliebten Buchhandlung verliert Drolshagen ein weiteres Fachgeschäft.

Ähnlich ist die Situation in Meinerzhagen. Auch dort will der Inhaber aus Altersgründen schließen, sucht aber noch einen Nachfolger. Altersgründe werden jeweils für die geplanten Schließungen angeführt. Das ist typisch für die Branche, bestätigt Anke Naefe, Pressereferentin des Börsenvereins des deutschen Buchhandels für NRW. Es stehe ein Generationswechsel an. „Viele suchen eine Nachfolge“, sagt sie. Es gebe aber auch viele Modelle, wo der Übergang geklappt hat. Das sei im ländlichen Raum etwas schwieriger als in den großen Städten.

Derzeit gibt es noch etwa 5.000 Buchhandlungen, davon sind rund 2.900 kleine Geschäfte ohne Filialen. Die Zahl der Beschäftigten ist nach Berechnungen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels von 27.800 in 2017 auf etwa 25.200 in 2021 zurückgegangen. Neuere Daten liegen nicht vor. Auch die Zahl der Buchhandlungen ist leicht rückläufig, bestätigt Anke Naefe. Von 2012 bis 2020 ging sie von 5.248 auf 4.245, also um fast 20 Prozent, zurück.

Orte des gesellschaftlichen Austauschs fallen weg

Die Ladenschließungen während der Corona-Lockdowns haben dem Einzelhandel zu schaffen gemacht. Insgesamt, so die Einschätzung des Börsenvereins, habe die Krise aber „auch große Energien freigesetzt“. Die Buchhandlungen sieht der Dachverband inzwischen gut aufgestellt. Sie „verbinden die Vorteile des Online-Services (Rund-um-die Uhr-Beratung und -bestellung, E-Books) mit denen des stationären Einkaufs: Beratungskompetenz und persönlicher Kontakt“, heißt es.

Damit könne der Buchhandel „eine wichtige Rolle übernehmen, wenn es darum geht, die Innenstädte nach der Pandemie wieder zu beleben. Buchhandlungen sind Dritte Orte par excellence – Räume des gesellschaftlichen Austauschs, des Miteinanders und des öffentlichen Diskurses.“ Danach sieht es zumindest in Drolshagen derzeit nicht aus.

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