Premiere für Linienbetrieb mit automatisiertem Bus auf öffentlichen Straßen
Drolshagener können Mobilität von morgen testen
- Drolshagen, 17.02.2020
- Von Rüdiger Kahlke

Drolshagen/Kreis Olpe. Die Zukunft der Mobilität hat am Montag, 17. Februar, in Drolshagen begonnen. Ein kaum hörbares Surren, fast lautlos setzt sich SAM am St. Gerhardushaus in Bewegung. Vertreter aus Kommunen und Wirtschaft gewinnen einen ersten Eindruck vom automatisierten, bald autonomen Fahren. Seit 13 Uhr am Montag können auch die Drolshagener die Mobilität von morgen testen.
Zweimal stündlich verbindet SAM die Einzelhandelsstandorte im Bereich Gerberstraße mit dem Stadtbad und der Sekundarschule und erschließt dabei umliegende Wohngebiete. Im Sommer soll eine ebenfalls viermonatige Testphase in Lennestadt folgen. Dabei geht es dann um die Anbindung von Wohngebieten in Hanglage an den Bahnhof, im Fachjargon „die Anbindung der letzten Meile“.

Berghof schwärmte nach einer kurzen Testfahrt von dem „wunderbaren Gefühl“ und war „überrascht, wie angenehm die Fahrt ist“. Thomas Damm, stellvertretender Vorsitzender des Zweckverbandes Westfalen-Süd (ZWS), beschreibt die Tour als „komfortabel und ruhig“. Selbst Unebenheiten würden gut kompensiert.

An Pioniergeist erinnerte auch Landrat Frank Beckehoff. Vor gut 125 Jahren sei mit der ersten motorisierten Buslinie in Südwestfalen bereits Verkehrsgeschichte geschrieben worden. Heute wolle man nochmal Pionier sein und „die Technik von morgen heute zum Einsatz bringen“. Neben der Bedeutung für den öffentlichen Personennahverkehr verwies Beckehoff auch auf die Bedeutung der Technik für die zahlreichen Automobil-Zulieferer in der Region.

Bundesweit nimmt der ZWS mit SAM eine Vorreiterolle ein. Damm geht davon aus, dass sich „mittelfristig völlig neue Perspektiven für den ÖPNV auf dem Land eröffnen“. Aber: etwas Geduld ist schon noch nötig. Mit einem Alltagsbetrieb rechnet der ZWS-Vorsteher frühestens „in zwei bis drei Jahren.“
Dr. Stephanie Arens von der Südwestfalen-Agentur sieht in dem Projekt „einen echten Meilenstein“. Das Konsortium aus öffentlicher Hand und privater Wirtschaft „zeigt, dass Südwestfalen eine echte Anpacker-Region ist“ und gemeinsam an der Zukunft arbeite.

Dr. Arwed Schmidt vom betreuendem Unternehmen Nuts One aus Berlin erhofft sich durch den Test ein Feedback, wie sich Menschen die künftige Mobilität vorstellen. Er wies aber auch auf viele Hürden hin. Eine davon ist die Zulassung.
Der weitgehend autonom fahrende Bus in Drolshagen ist mit einer Sondergenehmigung unterwegs. Darin ist die Höchstgeschwindigkeit von 15 km/h festgelegt. Schmidt rechnet frühestens in zwei bis drei Jahren mit einem regulären Einsatz im Linienbetrieb.