Neuer romanischer Kick für alte Kirche

Millionending: Sanierung ist ein kleines Konjunkturprogramm - Künftig weniger Energiekosten


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Chaos auf den ersten Blick - aber gleichzeitig ein Zeichen für eine Erneuerung: Die Basilika der Drolshagener St.-Clemens-Kirche wird saniert. von s: Rüdiger Kahlke
Chaos auf den ersten Blick - aber gleichzeitig ein Zeichen für eine Erneuerung: Die Basilika der Drolshagener St.-Clemens-Kirche wird saniert. © s: Rüdiger Kahlke

Bröselnder Putz. Freigelegte Steine. Staub und Schmutz, der sich in Jahrzehnten wie Patina auf Wände und Gewölbe gelegt hat. Hier, wo der Sebastiansaltar stand, wird der Sanierungsbedarf besonders deutlich, weist Pfarrer Markus Leber auf die Spuren hin, die der Zahn der Zeit hinterlassen hat. „Da hat keiner hinter geguckt“, meint er mit Blick auf die jetzt freie Altarnische. Der Altar selbst ist gut eingehaust, geschützt durch einen Mantel aus Spanplatten. Das Gestühl ist demontiert. Das vermeintliche Chaos ist zugleich das Zeichen für eine Erneuerung.


Die Renovierungsarbeiten an der Basilika in Drolshagen haben in der ersten Adventswoche begonnen. Handwerker sind dabei, die alte Kirche durch große, mit Plastikplanen bespannte Holzrahmen von der großen Kirche abzutrennen. Nur dort werden in den nächsten Monaten noch Gottesdienste gefeiert. Etwa neun Monate sind für die Renovierung der alten Kirche veranschlagt.
Denkmalschutz mit im Boot
Als nächstes wird das Gerüst aufgebaut, um Wände und Gewölbe sanieren zu können. Seit 35 Jahren ist das die erste große Renovierung, weist Pfarrer Leber auf die Notwendigkeit von Sanierungsmaßnahmen hin. Schmutz, Risse im Gemäuer oder nur im Putz sind offensichtlich. Als „arges Problem“ sieht der Hausherr den Chorbogen. Schief war er schon immer. Ob die Risse die Statik beeinträchtigen oder harmloserer Natur sind? - Man wird sehen. Dann, wenn das Gerüst steht und man „sehen kann, was da drunter ist“, sagt Markus Leber.
Und es wird gesichert, was erhalten werden muss. Dazu gehören auch die Fresken. „600 Jahre alt“, sagt der Hausherr und zeigt auf die Wandbilder, wo der Sebastiansaltar stand. „Der Denkmalschutz sitzt bei jedem Pinselstrich mit im Boot“, so Pfarrer Leber. Damit ist auch klar: da müssen Fachleute ran. Restauratoren. Alles muss mit den Architektinnen, mit der Denkmalbehörde und dem Bistum abgestimmt werden. Bevor in dieser Woche mit der Renovierung begonnen wurde, gab es fünf Jahre Vorlaufzeit für die Planung. Bis zu 70 Prozent der Kosten trägt das Bistum, nur 20 Prozent bei der Orgel-Renovierung. Leber: „Etwa 600.000 Euro müssen wir selber tragen.“
Teure Orgel-Sanierung
Ein großer Posten wird dabei die Sanierung der Orgel sein. 230.000 Euro hat die Gemeinde dafür schon angespart. Das Instrument soll in der nächsten Woche ausgebaut und zu einem Fachbetrieb nach Passau gekarrt werden. Der Durchgang neben der Orgel wird vergrößert, um mehr Platz auch für andere Instrumentalisten zu schaffen. Die renovierte Kirche soll nicht nur schöner aussehen, sie wird auch Kosten sparen. Die Heizung wird saniert. Die beiden Kirchen werden energetisch getrennt. In der großen Kirche, die nur sonntags genutzt wird, wird eine Grundtemperatur gehalten. Zu den Gottesdiensten unter der Woche muss dann nur die alte Kirche aufgeheizt werden.
Die bekommt bei der „Verjüngungskur“ auch gleich noch eine Dämmung im Gewölbe und ein neues Lichtkonzept. Damit soll auch das Gewölbe besser ins Blickfeld rücken. „Der romanische Charakter soll mehr zur Geltung kommen“, schildert Pfarrer Leber die Pläne. Entsprechend dezent werde die Farbgestaltung ausfallen.
Auftrag für Heimische Handwerker
Die Kirchen-Sanierung ist zudem ein kleines Konjunkturprogramm für Drolshagen und Umgebung. Wo es möglich ist, kommen heimische Handwerker zum Zuge. Pfarrer Leber verweist auf die guten Erfahrungen, die man bei der Außensanierung vor sechs Jahren gemacht hat: „Das ist für uns die Marschroute.“ Die Bänke sind demontiert und beiseite gerückt. Leber hofft, Gestühl aus einer Kirche übernehmen zu können, die geschlossen wird. Wenn das nicht klappt, wird auch das alte Mobiliar wieder hergerichtet. Klar ist für den Pfarrer: „40.000 Euro für neue Bänke haben wir nicht.“
„Bis zum Erntefest“, hofft Markus Leber, soll alles fertig sein. Dass es ein paar Unwägbarkeiten geben kann, ist schon eingeplant - und eingepreist. Die Arbeiten in der Kirche müssen bereits drei, vier Wochen vor Inbetriebnahme der Orgel abgeschlossen sein. So lange dauert die Intonation. Und dabei würde Handwerker-Lärm nur stören.
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