Masterplan „Drei Höfe“: Wie Drolshagen ein Dorf komplett neu erfinden will

Arbeit, Wohnen und Freizeit sollen zusammenrücken


  • Drolshagen, 30.10.2024
  • Politik
  • Von Rüdiger Kahlke
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Prof. Dr. Andreas Knie (links) und Bürgermeister Ulrich Berghof stellten den Masterplan mit den drei Höfen vor, die das neue Dorf bilden sollen. von Fotomontage: Rüdiger Kahlke
Prof. Dr. Andreas Knie (links) und Bürgermeister Ulrich Berghof stellten den Masterplan mit den drei Höfen vor, die das neue Dorf bilden sollen. © Fotomontage: Rüdiger Kahlke

Drolshagen. „Technisch ist alles geprüft. Es geht.“ Prof. Dr. Andreas Knie, Autor des Masterplans für das Dorf der Zukunft in Drolshagen, ist zuversichtlich, dass das Konzept funktioniert: Die Bereiche Wohnen, Arbeit und Freizeit sollen in einem Wohngebiet wieder zusammengebracht werden. Am Dienstag, 29. Oktober, stellte er mit Bürgermeister Ulrich Berghof den Plan vor.


Ausgangs des Zentralortes soll oberhalb der B 55 – zwischen Ortsende und der Straße „In der Wünne“ – auf einer Fläche von 40.000 Quadratmetern ein Zukunftsquartier entstehen. Für den Soziologen und Mobilitätsforscher Prof. Dr. Knie vom Berliner Wissenschaftszentrum „eine tolle Idee“. Für ihn ist klar: die Entwicklung von Baugebieten „muss künftig anders laufen.“ Überlegungen, wie das aussehen könnte, laufen seit mehr als zwei Jahren. Bedürfnisse wurden in Bürgerbefragungen und in Rollenspielen ermittelt und konkretisiert.

Vielfältig, nachhaltig, generationenübergreifend

Drolshagen besteht zu 80 Prozent aus kleinen Wohneinheiten (Ein- und Zweifamilienhäuser). Mit zunehmenden Alter passen diese Häuser nicht mehr zu den Wohnbedürfnissen. Zudem suchen die Menschen mehr Gemeinschaft. Die Idee ist deshalb, ein Wohngebiet mit guter Durchmischung zu entwickeln. Es soll unterschiedlichen Generationen Raum bieten, mit seiner Vielfalt auch soziale Abgrenzungen aufheben. Menschen sollen hier, angepasst an ihre Bedürfnisse, dauerhaft und günstig wohnen können.

Das neue Quartier soll durch die Nutzung von Sonnenenergie und Erdwärme energetisch autark sein. E-Autos sollen dabei als Pufferspeicher dienen. Mobilität garantiert eine Flotte von E-Fahrzeugen vom Lastenrad bis zum Auto. Chauffeur- und Taxidienste sollen die Bewohner an Zentren und Verkehrsknoten, beispielsweise Bahnhöfe, anbinden. Gebaut werden soll nachhaltig – das heißt: Holz wird als Werkstoff eine große Rolle spielen.

Drei Höfe, ein Konzept

Der Masterplan für die „Neuerfindung des Dorfes“ bekam einen neuen Titel. Er firmiert jetzt unter „Drei Höfe Drolshagen“. Damit ist zugleich das Konzept grob umschrieben.

Auf einer Fläche am Ortsausgang in Richtung Olpe soll das neue Dorf, genossenschaftlich organisiert, entstehen. von Wissenschaftszentrum Berlin / Screenshot: Rüdiger Kahlke
Auf einer Fläche am Ortsausgang in Richtung Olpe soll das neue Dorf, genossenschaftlich organisiert, entstehen. © Wissenschaftszentrum Berlin / Screenshot: Rüdiger Kahlke

Der Gasthof: Er soll Heimstatt für jene werden, die länger bzw. dauerhaft hier wohnen wollen. Zudem soll ein Hotel- oder Logisbetrieb auch Wohnraum für zeitweise Belegung vorhalten, etwa für Gäste oder Monteure. Zudem wird mit Gastronomie ein Treffpunkt für das Dorf geschaffen.

Der Werkhof: In dem Bereich ist neben dem Wohnen Platz für kleinere Betriebe, Handwerk oder Dienstleister. Die Nutzungen können gewerblicher Art sein oder als Hobby ausgeübt werden.

Der Landhof: Anbau eigener Produkte auf Gemeinschafts- oder singulär genutzten Flächen steht hier neben dem Wohnen im Vordergrund.

Auf ihrer Homepage hat die Stadt Drolshagen den Masterplan veröffentlicht.

Genossenschaft als Träger

So wie früher auf dem Dorf alles vorhanden war, sollen auch die „Drei Höfe“ Aufenthaltsqualität bieten und so gestaltet werden, „dass man nicht jeden Tag wegfahren muss“, erklärt Andreas Knie.

Träger des Dorfes soll eine Genossenschaft sein. Damit können sich auch Mieter in das Quartier „einkaufen“ – ein Konzept, dass breiten Schichten Zugang zu der neuen Wohn- und Lebensform bieten soll. Ob und wie das funktioniert, ist für den Bürgermeister „vor allem eine wirtschaftliche Frage. Die Genossenschaft wird intensiv rechnen müssen.“

Der Zeitplan

In den nächsten Wochen soll die Stadtverordnetenversammlung beschließen, dass ein Bebauungsplan aufgestellt wird. Der, drängt Prof. Dr. Knie, könnte in der zweiten Jahreshälfte 2026 stehen. Parallel müsste die Genossenschaft ein Finanzierungskonzept entwickeln. Der Bedarf, Wohnen und Arbeiten wieder zu vereinen, ist groß, versichert der Wissenschaftler.

Das Konzept selbst, von der Bundesstiftung Umwelt gefördert, stößt schon auf Interesse. 40 Architektur-Studenten der Hochschule in Aachen waren bereits vor Ort, um sich zu informieren und Pläne für das Areal zu entwickeln.

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