Märchenstunden und „Fliegmodus“ in der Nachmittagsbetreuung
„LokalPlus hilft“: Zu Besuch im Herrnscheider Kindernest
- Drolshagen, 23.12.2017
- Von Sven Prillwitz
Sven Prillwitz
Redaktion
Drolshagen. Zur Vorweihnachtszeit gehört der Adventskalender: jeden Tag ein Türchen öffnen zur Einstimmung auf das frohe Fest. Eine liebgewordene Tradition, die wir in diesem Jahr zum Anlass nehmen, ebenfalls Türen zu öffnen und hinter die Kulissen zu schauen. Wir besuchen Einrichtungen und Vereine im Kreis Olpe, die sich um Menschen kümmern, sich sozial engagieren und vielleicht nicht immer so im Fokus stehen, wie sie es verdient hätten. Wir sprechen mit Menschen, lassen uns herumführen und helfen für ein paar Stunden mit. Hier lest ihr, was Sven Prillwitz im Kindergarten Herrnscheider Kindernest bei der Nachmittagsbetreuung erlebt hat.
Die Spielküche mit Wohnbereich dient heute als Puppenstube. Pia und Melija, beide fünf Jahre alt, kümmern sich erst um eine, dann um drei Babypuppen. Die werden mit Babybrei gefüttert, erklären sie mir. Außerdem erfahre ich, dass die beiden nächstes Jahr in die Schule kommen sollen und sich natürlich schon auf Weihnachten freuen. Haustiere hätten sie auch: ein Pferd, einige Karnickel und einen Löwen. Letzteren kann ich als erfunden abhaken, bei dem Pferd und den Karnickeln bin ich mir nicht sicher. Die beiden sind einfach unglaublich einfallsreich. Fünfjährige Mädchen als charmante Märchentanten.
Jede hat eine Geschichte. Eine sei beispielsweise auf einem Einhorn geritten, eine andere rufe immer nachts an. Beide machen große Augen und grinsen, während sie mir wieder eine Geschichte nach der anderen erzählen. Eine Arbeitsanweisung haben sie dann auch noch: „Du musst jetzt auch mal mit den anderen Kindern sprechen und mal aus der Puppenecke gehen, okay?“, sagt Melija. Okay.
Mathias Kakuschki sitzt in seinem Büro, das gleich rechts hinter der Eingangstür liegt. Vor sich auf dem Schreibtisch den Computer und an der Wand den Schichtplan, hinter sich ein großes Sideboard mit Büchern und Aktenordnern. Der 31-Jährige leitet das Herrnscheider Kindernest zusammen mit Birgit Löcker (siehe Infokasten) seit eineinhalb Jahren – und ist der einzige männliche Angestellte. Immerhin: Einen männlichen Jahrespraktikanten gibt es noch. Im Kindergarten zu arbeiten, sei nach wie vor ein „Frauenberuf“, sagt Kakuschki.
Infokasten
Träger des Herrnscheider Kindernests ist die Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskannerinnen zu Olpe (GFO). Die GFO mit Sitz in Olpe unterhält insgesamt 40 Einrichtungen aus den Bereichen Krankenhaus, Kinder- und Jugendhilfe und Altenhilfe. Neben dem „Kindernest“ in Drolshagen gehören im Kreis Olpe auch die Kindergärten „Löwenzahn“ und „Pusteblume“, beide unter Leitung von Birgit Löcker, zum GFO-Angebot.
28 Erzieherinnen arbeiten im „Kindernest“, einige in Teilzeit, andere in Vollbeschäftigung. Dazu kommen aktuell zwei Anerkennungspraktikanten und ein Jahrespraktikant.
Eltern können wählen, wie groß der wöchentliche Betreuungsbedarf für ihre Kinder sein soll. Zur Auswahl stehen 25, 35 und 45 Stunden pro Woche. Die gebuchten Stunden bilden die Grundlage für den „Betreuungsschlüssel“, aus dem der Gesamtpersonalbedarf ermittelt wird.