Krimi mit Gaumenkitzel und Bahnfahren als letztes Abenteuer
„Aus-Lese“ im Hützemerter Bahnhof
- Drolshagen, 13.10.2018
- Von Rüdiger Kahlke
Drolshagen. Das Gedränge im Gang eines Zuges, eindringlich gelesen, war fast physisch spürbar. Die Macht, die Uniformierte zu haben glauben, greifbar. Der Gleichmut im Bistrowagen bekannt. „Thank you for travelling“, natürlich mit falsch gesprochenem ti-eitsch, war Titel der ersten Geschichte. Und die hätte bei der „Aus-Lese“ passender nicht sein können. Der Waggon im alten Hützmerter Bahnhof diente am Freitagabend, 12. Oktober, als Bühne für ein neues Veranstaltungsformat.
Pointierte Gestik und Mimik, stimmliche Wandlungen und sprachliche Dramaturgie machten die Lesung zu einem Gesamtkunstwerk, zu einem sinnlichen Erlebnis zudem. Zu dem Block mit Geschichten rund um Wein gab es vorab einen roten Primitivo. Der Name hat, wie Ratay und Heuel erklärten, nichts mit primitiv zu tun, wohl aber mit der edlen Rebe aus Italien. Zum Krimi mit vergiftetem Kaffee gab es süß verpackte Kaffeebohnen. Zum Hör- kam so der Gaumengenuss. Das Kaffee-Aroma untermalte das akustische Krimi-Erlebnis mit dem Kitzeln der Geschmacksnerven.
Das Ergebnis nach nur drei Proben überzeugte das Publikum. Im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal des Bahnhofs spannte das Trio den Bogen von Alltagsgeschichten über Krimis bis hin zu Beziehungsklüngel. Die Bräuche der Bahn wurden am Beispiel einer Zugfahrt von Stuttgart nach Göttingen satirisch aufs Korn genommen.
Dorfverein und Akteure haben damit ein Ausrufezeichen gesetzt. Einer Neuauflage dürfte damit nichts im Wege stehen. Und wer vor der ersten Herbstferien-Woche nochmal richtig entspannen und sich gut unterhalten (lassen) will, hat dazu noch am Sonntag, 14. Oktober, eine Chance. Ein Spaziergang zum Bahnhof Hützemert und um 16 Uhr in die „Aus-Lese“.