Großeinsatz am Alten Kloster

Schauübung soll Leistungsfähigkeit zeigen / Feuerwehr und DRK bergen Verletzte


 von s: Rüdiger Kahlke
© s: Rüdiger Kahlke

Aus dem Transporter, der in die Tür des Alten Klosters geknallt ist, entweichen Dämpfe. Flüssigkeit läuft aus. Die Fahrerin ist verletzt. Aus den Fenstern im Dachgeschoss winken Menschen, machen auf sich aufmerksam. Hilferufe. 18.29 Uhr: Sirenenalarm. Keine fünf Minuten später rauschen Einsatzfahrzeuge auf den Platz. Die Schauübung der Feuerwehr Drolshagen läuft.


Martinshorn von vorne. Blaulicht von links. Von allen Seiten rückt die Feuerwehr mit sieben Fahrzeugen an. Dazu das DRK mit zwei Krankentransport- und einem Mannschaftswagen. Das Szenario: An dem Kleintransporter haben auf abschüssiger Straße die Bremsen versagt. Der Wagen ist in den Eingang des Alten Klosters geknallt. Ein ätzendes Reinigungsmittel läuft aus, bildet Dämpfe. Die Fahrerin ist verletzt. Im Gebäude sind drei Menschen eingeschlossen.
Drehleiter ein Muss
Thomas Remberg, Benjamin Stracke und Peter Lütticke haben sich die Übung ausgedacht. Der Termin stand seit Januar fest. „Wir wollten zeigen, was wir können“, sagt Thomas Remberg. Die Übung vorzubereiten, sei kein großes Problem gewesen. „Was kann ich zeigen? Das nimmt viel Zeit in Anspruch“, sagt Remberg. Auf jeden Fall sollte die neu angeschaffte Drehleiter zum Einsatz kommen. Mit Leitern seien zwar auch die meisten Gebäude erreichbar. Die können aber zur Bergung nicht abgeknickt werden. Oder man müsste übers Dach klettern.
Risiken für die Einsatzkräfte, die durch die das neue Fahrzeug minimiert werden. „Drei-, viermal“, so Remberg, hat sich das Trio im Vorfeld getroffen. Die entscheidende Frage: „Wo hast du Platz?“ Der sollte zudem so gewählt sein, dass Zuschauer die Übung verfolgen können. Denn, so Stadtbrandinspektor Achim Fahrenkrog: „Wir wollen unsere Leistungsfähigkeit zeigen. Das ist Öffentlichkeitsarbeit."
65 Kräfte im Einsatz
So, als machten sie das jeden Tag, rückten die Fahrzeuge an. Jeder wusste, wohin. Mit der Drehleiter waren auch schnell die drei DLRG-Mitglieder im Dachgeschoss erreicht. Während 50 Meter weiter der Container für den Gefahrgut-Einsatz abgestellt worden war. In Schutzanzügen machte sich ein Trupp daran, die Flüssigkeit aufzufangen. Andere bauten ein Dekontaminations-Becken auf oder bargen die Fahrerin. Routine, so schien es. 65 Einsatzkräfte wurden von den Abschnittsleitern dirigiert wie ein Orchester.
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Großeinsatz am Alten Kloster
Ganz andere Aufgaben als bei ihren ureigenen Einsätzen stellten sich den „Verletzten“ der DLRG. Sie waren mit einer gut haftenden Knete hergerichtet worden. An den Laiendarstellern hätte jeder Theaterprofi seine Freude gehabt. Sie sahen mit der Theaterschminke nicht nur Verletzten täuschend ähnlich, sie jammerten, weinten und verhielten sich auch so. Einige der Mädels hatten schon Routine in der Rolle, hatten das schon mehrfach exerziert.
86-Jähriger aufmerksamster Beobachter
Nach 45 Minuten hatten Feuerwehr und DRK hatten die Lage unter Kontrolle, da vmarschierte der Musikzug der Feuerwehr auf. Noch eine Schau für die zahlreichen Zuschauer. Noch ein Aushängeschild der Feuerwehr Drolshagen. Vorm Alten Kloster gab es ein paar Kostproben des musikalischen Könnens.
Einer der aufmerksamsten Beobachter der Szene war einer, der seit 1943 die Uniform der Feuerwehr trägt. Auch als Zuschauer bei der Übung: Josef Stachelscheidt. Der 86-Jährige „ist immer dabei, wenn es eben geht“. „Alles neu“, meint er mit Blick auf die Geräte: „Da steckt man nicht mehr drin.“ Und auf die Frage, ob es mit neuer Technik heute einfacher ist für die Einsatzkräfte, zollt der ehemalige Stadtbrandmeister seinen Nachfolgern Anerkennung: „Das muss auch geübt werden.“ Wird es auch – aber nicht bei dem Event fürs Publikum. Da „sitzt“ alles schon. So wie am Freitagabend.
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