DLRG-Training in Drolshagen: Spaß, der Leben retten kann

Blick hinter die Kulissen


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Belohnung der der "harten Arbeit": Für jeden Schwimmer gab es einen Stutenkerl. von Rüdiger Kahlke
Belohnung der der "harten Arbeit": Für jeden Schwimmer gab es einen Stutenkerl. © Rüdiger Kahlke

Drolshagen. Donnerstag ist Schwimm-Tag bei der DLRG-Drolshagen. Bis zu 20 Betreuer kümmern sich um 100 Kinder und Jugendliche. Damit nicht genug. Die Aufgaben der DLRG sind so vielfältig wie ihre Mitglieder. Ein Blick hinter die Kulissen.


„Wie macht er sich?“, fragt eine Mutter, die ihren Sohn, nennen wir ihn Max, am Stadtbad abholt. Michaela David antwortet der Mutter, überreicht dem Sohn einen Stutenkerl, bittet die Kinder, die zum Ausgang streben, kurz zu warten: „Denkt dran, Montag ist Christkind-Schwimmen.“ Michelas Multitasking. Die Geschäftsführerin der DLRG Drolshagen hat alles im Blick, kennt jeden, ja, das Formular der Beitrittserklärung will sie der Mutter auch noch in den Briefkasten stecken. Später. Jetzt sind erstmal Stutenkerle für die eine Gruppe, die geht, und Training für die nächste angesagt.
Drittgrößter Verein
Und mit Max wieder ein neues Mitglied für die DLRG gewonnen. Über 200 sind es schon. Nach den Fußballern, schätzt Vorsitzender Wolfgang Gräve, sei seine Truppe der drittgrößte Verein in Drolshagen.

Im roten Rettungsschwimmer-Dress, die Baywatch-Serie lässt grüßen, kümmern sich im Stadtbad an den Donnerstagen bis zu 20 Trainer und Betreuerinnen um die Kinder und Jugendlichen. Die einen lernen schwimmen, andere trainieren für die verschiedenen Abzeichen. Strikt nach Plan. Jetzt, am Donnerstag vor Weihnachten, geht es etwas lockerer zu. Warmschwimmen, dann Spaß und Spiel.
Wunsch ist, „dass das Bad erhalten bleibt“
Zwei Türen weiter, in den Vereinsräumen, ist es ruhiger. Gräve hat die gleichen Probleme wie alle Vereine: Führungs-Nachwuchs zu finden. Er gehört dem Vorstand seit 45 Jahren an, davon „über 30 als Vorsitzender“.  Das andere Problem: das Geld. „Es immer ein Spießrutenlauf ans Geld zu kommen“, sagt er. Sein Etat umfasst „einen mittleren fünfstelligen Bereich“. Trainingsbetrieb, das Auto, das Boot für die Rettungswacht müssen unterhalten werden. Die Beiträge reichen nicht. Also geht der Vorsitzende betteln – bei Banken und Unternehmen.

Hilfreich ist dabei, „dass man sich kennt.“ „Kontakte nutzen“, nennt Gräve das. Seine Motivation ist „die Verbundenheit zum Bad“. Mit dem ist der groß geworden. Mit 16 Jahren hat er als Jugendwart im Verein angefangen. Stolz ist der DLRG-Chef darauf, dass die „Nichtschwimmerquote an den Grundschulen geringer ist als anderswo.“
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DLRG-Training in Drolshagen: Spaß, der Leben retten kann
Bis zum  Ende der Wahlperiode will er das noch machen. Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin in Sicht? Gräve antwortet mit einem unausgesprochenen Fragezeichen. Immerhin: Aktive fürs Training und die Freizeitangebote zu rekrutieren, scheint auf dem Land weniger problematisch als in der Stadt. „Es gibt weniger Alternativen“, sieht Gräve als Grund dafür, dass junge Leute als Trainerin oder Betreuer mitmachen. Was wünscht der Vorsitzende zu Weihnachten und darüber hinaus? „Dass das Bad erhalten bleibt.“ Und natürlich die Kameradschaft. „Ohne die ist der Verein nix.“
Erfolg der Kinder ist ihr Lohn
Das erfordert Zeit, Konzentration, verlangt Verantwortungsbewusstsein. „Ich stehe fast den ganzen Tag hier“, blickt Michaela David auf den Donnerstag. Vom frühen Nachmittag bis zum Abend geben sich die Gruppen die Klinke in die Hand. Eine Stunde  Training, dann warten schon die nächsten am Beckenrand. Und mit ihnen die DLRG-Aktiven. Jeweils zwei für eine Bahn. Zur Sicherheit.

100 Kinder und Jugendliche werden donnerstags durchgeschleust. Auf Riegen-Karten stehen die Anforderungen und erreichten Ziele. – Das Metier von Robin Hardenacke. Als Schwimmleiter ist er für alles verantwortlich, was im Bad läuft. Als Sechsjähriger kam er zur DLRG. „Ich bin seit 20 Jahren dabei“, sagt er. Seine Motivation: „Spaß. Man sieht, wie die Kinder schwimmen lernen und sicherer werden.“
 von Rüdiger Kahlke
© Rüdiger Kahlke
„Spaß“. Das ist auch das Stichwort für Ann-Christin Willmes (21). Sie arbeitet gerne mit Kindern und schwimmt auch selbst gerne. Zwei gute Voraussetzungen für den ehrenamtlichen  Job im Hallenbad.  Wenn sie sieht „dass Kinder es schaffen  und weiterkommen“, ist sie zufrieden.

Dabei sind die Ehrenamtlichen auch selbst gefordert. Alle zwei Jahre müssen sie das Rettungsschwimmer-Abzeichen in Silber erneuern. Aus Nichtschwimmern Schwimmer und aus Schwimmern Rettungsschwimmer zu machen - das ist das Ziel. Michaela David  möchte Teenager, die nach der Schule vielleicht wegziehen, um eine Ausbildung zu machen oder zu studieren, an den Verein binden. Die DLRG bietet viele Möglichkeiten, gemeinsam etwas zu machen, Freunde zu finden, sich zu beweisen. Im Rettungsdienst an den Talsperren, als Bootsführer, Strömungsretter, im Katastrophenschutz oder als Verletzten-Darsteller – damit die Feuerwehr realistisch üben kann, listet Michaela David auf.
Wartelisten für Schwimmkurse
Aber zuerst geht es darum, schwimmen zu lernen. Derzeit betreut die DLRG drei Anfänger-Gruppen. Das Interesse ist noch größer. „Wir haben den Platz nicht, noch mehr Kinder aufzunehmen“, sagt die Geschäftsführerin. Manche weichen auf Kurs-Angebote der Schwimmfreunde oder des Stadtbades aus. Es gibt Wartelisten.

Michaela David ist wichtig, dass Kinder überhaupt schwimmen lernen, egal wo. Trotzdem gebe es noch Grundschüler, die nach Verlassen der Schule nicht schwimmen können. Und denen, die es geschafft haben, sieht man die Freude an. Die Kinder zu motivieren ist eine Sache. Die Eigenmotivation die andere. „Ein Mädchen hat ein Jahr gebraucht, bis sie Bronze hatte, weil sie nicht tauchen konnte“, sagt Die DLRG-Geschäftsführerin. Dann „die Freude im Gesicht des Kindes zu sehen, als sie es geschafft hatte, dafür mache ich das“, sagt Michaela David – und wendet sich der nächsten Gruppe zu.
 von Rüdiger Kahlke
© Rüdiger Kahlke
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