Bücherei: Aktualität als Anspruch

20 Jahre KÖB / Generationswechsel problemlos / Junge Leute engagieren sich


 von s: Rüdiger Kahlke
© s: Rüdiger Kahlke

Leihfrist überschritten. Simone Stachelscheidt weist die Schülerin dezent darauf hin. Die erklärt kurz, warum sie säumig ist und fragt im nächsten Satz, ob sie in der Bücherei mitarbeiten könne. Für Simone Stachelscheidt eine Bestätigung ihrer Aussagen. Gerade hatte sie erläutert, wie gut es auch nach 20 Jahren personell in der KÖB läuft.


KÖB steht für „Katholische öffentliche Bücherei“. Die hat 1995 im Heimathaus mit der Ausleihe begonnen. Drei Frauen haben den Laden anfangs geschmissen. Sie ziehen sich jetzt zurück. Was vielfach Sorgen macht, der Generationswechsel und wie es weitergeht, ist für die Bücherei in Drolshagen kein Thema. Sechs Frauen engagieren sich, dazu mehrere junge Leute, Schülerinnen zumeist. Und weitere bekunden schon Interesse an der Mitarbeit. Nachwuchsprobleme gibt es nicht. „Vor einem Jahr haben wir noch händeringend Mitarbeiter gesucht“, sagt die Bücherei-Leiterin. Jetzt könne sie niemanden mehr im Arbeitsplan unterbringen.
Flohmarkt ist ein Hit
Das liegt wohl auch daran, dass die Bücherei einen guten Ruf hat. „Wir haben schon den Anspruch aktuell zu sein“, sagt die Leiterin. Was Romane angeht, sei man gut aufgestellt. Was nachgefragt wird, könne kurzfristig beschafft werden. Den Etat verwaltet das Team selbst. Der Bücherflohmarkt, jeweils im März, „wird richtig gut angenommen.“ Dann werden Bücher aussortiert und verkauft. Das schafft Platz in den Regalen und bringt Mittel für die Anschaffung neuer Medien.
Dazu gehören auch CD und DVD – Medien, die für junges Publikum interessant sind. „Die werden unheimlich gut angenommen“, weiß Die Bücherei-Leiterin. Gerade unter Jugendlichen „hat sich das mit den DVD rumgesprochen.“ Das Angebot an Silberscheiben trägt dazu bei die Hemmschwelle zu überwinden, die Bücherei im Heimathaus aufzusuchen. Simone Stachelscheidt: „Die sind wegen einer DVD gekommen und mit einem Buch gegangen.“
Interesse weckt das Team schon in Kindergärten und Grundschulen für die Bücherei und die Beschäftigung mit dem Buch. Im Regal stehen Leserollen. Die haben Grundschüler gestaltet, ihr Lieblingsbuch in einer Art Steckbrief vorgestellt.
Ausleihe kostenlos
Familien mit Kindern, aber auch viele Rentner gehören zur Klientel in der Bücherei in der Annostraße. „Viele, die lesen, sagen sich: Warum soll ich Geld ausgeben, wenn ich das Buch so haben kann“, sieht Simone Stachelscheidt als Grund für das Interesse. Denn: Die Ausleihe kostet nichts. Weder Leihgebühren, noch Mitgliedsbeiträge fallen an. Nur wer seine Leihfrist überzieht, wird zur Kasse gebeten. Aber auch da lässt die Bücherei-Chefin Milde walten. Wenn Schüler überzogen haben, reicht es, wenn sie das, was sie sich leisten können, ins Sparschwein werfen. Ansonsten werden pro Medium und Woche Verzug 50 Cent fällig.
Auf 5000 Medien schätzt Simone Stachelscheidt den Bestand. Etwa 8000 Ausleihen tätigt das Team pro Jahr. Und das bei nur zwei Nachmittagen in der Woche, an denen geöffnet ist. Noch muss alles per Hand ein- und ausgetragen werden. Karteikarten sind das Ordnungsschema – ganz klassisch, fast schon museal. Das wird sich in Kürze ändern. Dann stellt die Bücherei auf EDV um. Simone Stachelscheidt erwartet sich davon „eine Arbeitserleichterung. Man hat die Tops und Flops besser im Blick und kann dann da auch entsprechend mehr investieren.“
E-Books kein heißes Thema
Danach soll auch entschieden werden, ob sich das Team näher mit E-Books beschäftigt. Da, meint die Bücherei-Leiterin, sei die große Welle aber schon wieder abgeebbt. Das Buch sei wieder im Kommen – und die KÖB damit in gutem Fahrwasser. Einziges „Sorgenkind“ sind für Simone Stachelscheidt die Zeitschriften. Da hinkt die Ausleihe den Erwartungen hinterher. Magazine fürs Reisen, für den Garten, aber auch Sportmagazine liegen im Regal, weist sie auf ein Sportmagazin mit dem Titelbild von Mario Götze hin: „Das müsste junge Leute doch ansprechen“, hofft sie auf mehr Resonanz auch in diesem Bereich.
Mittwochs bis freitags geöffnet
• Die Katholische öffentliche Bücherei in Drolshagen ist mittwochs und freitags jeweils 16 bis 18 Uhr geöffnet. • Beiträge oder Leihgebühren werden nicht erhoben. • 25 bis 30 Besucher verzeichnet das Team jeweils zu den Öffnungszeiten. • Dabei werden 180 bis 200 Medien ausgeliehen – und zurück gebracht. • Ein Schwerpunkt im Sortiment liegt auf Bilder- und Kinderbüchern. Daneben bilden religiöse Bücher, auch zur Vorbereitung von Familiengottesdiensten, und Romane einen Schwerpunkt. • Grundsätzlich können Titel auch über Fernleihe beschafft werden. • Das Bücherei-Team betreut auch den Bücherschrank am Marktplatz betreut, der ebenfalls gut angenommen wird.
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