125 Jahre Musikfreunde Schreibershof: Pontifikalamt und Festkommers
Flurprozession gehörte zu vornehmsten Aufgaben / Verein auch Sprungbrett für Musiker-Karrieren
- Drolshagen, 29.04.2017
- Von Rüdiger Kahlke

Schreibershof. Wer auf dem Dorf keinen Draht zum Fußball hat, hat nichts. Thomas Bieker hatte keinen Draht zum Fußball. Sein fußballbegeisterter Vater schickte ihn zum Musikverein. Motto: „Versuch das mal.“ Bieker war begeistert. Seine Heimat wurden die Musikfreunde Schreibershof. Das war vor 35 Jahren. Der Schlagzeuger ist immer noch dabei. „Das ist bei vielen so“, weiß er. Und für die letzte April-Woche hat er extra Urlaub genommen. „Sonst ging es gar nicht“, sagt Thomas Bieker mit Blick auf die vielen Kleinigkeiten, die für das große Fest noch zu regeln sind.



Vor 25 Jahren waren die Jungen Musikfreunde jedoch das erste Jugendorchester seiner Art im Bereich der sinfonischen Blasmusik, die im Kreis Olpe ihren Schwerpunkt hat. Ausdrückliches Lob dafür zollt Bürgermeister Ulrich Berghof dem Verein in der Festschrift: „Musizieren in der Gruppe vermittelt Toleranz und fördert das Sozialverhalten“, schrieb Berghof, der die Nachwuchsarbeit beispielhaft findet.
Das dörfliche Umfeld bietet weniger Freizeitmöglichkeiten, auch weniger Ablenkung als die Stadt. „Das macht die Vereine groß“, sieht Bieker den Musikverein auch als Sozialisationsfaktor. Einen durchaus erfolgreichen dazu. Und aus dem Verein, der in der Gründerzeit von 1892 bis weit ins 20. Jahrhundert eine Männerdomäne war, ist ein gemischter Verein geworden. Etwa ein Drittel der Aktiven sind inzwischen Musikerinnen.

Wurde die Geschichte anfangs nur mündlich überliefert, fanden sich später Hinweise auf schriftliche Belege. 1987 fand sich im Olper Archiv durch Zufall eine Ausgabe des Sauerländischen Volksblattes vom 18. Februar 1927, mit dem Hinweis, dass der Schreibershofer Musikverein einer der ältesten im Kreis Olpe sei und „in diesem Jahr auf sein 35jähriges Bestehen“ zurück blickt. Das Jubiläum sollte im Juni gefeiert werden, „da das 25jährige Bestehen des Krieges wegen nicht gefeiert werden konnte.“

Sie begleiten das Pontifikalamt mit dem Weihbischof am Samstag, 29. April, und spielen anschließend beim Kommersabend ab 19 Uhr im Zelt. Am Sonntag, 30. April, überbringen Gastvereine ihre musikalischen Glückwünsche, bevor die Gäste mit „Friends on Fire“ in den Mai tanzen können.

Zahlen, Daten, Fakten
- Neben den 90 Aktiven gehören den Musikfreunden Schreibershof noch 400 Fördermitglieder an.
- Die Einnahmen und Ausgaben bewegen sich jährlich zwischen 14.000 und 20.000 Euro.
- Der Verein finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge, Honorare aus Auftritten (Schützenfesten), das Frühlingskonzert und Spenden.
- Kosten fallen vor allem für Notensätze (2.500 Euro/Jahr), Instrumente, Reisekosten, Dirigenten und Jugendarbeit an.
- Nach etwa dreijähriger Ausbildung können junge Leute im Orchester mitspielen.
- Für Proben wenden die Musiker wöchentlich zwei bis drei Stunden auf.
- Die individuellen Probenzeiten sind unterschiedlich und werden für Blasmusiker auf etwa 30 Minuten pro Tag taxiert.
- Die Musikfreunde Schreibershof absolvieren 30 bis 50 Auftritte pro Jahr.

