Kreis Olpe gestaltet Energiewende aktiv mit


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Fossile Energieträger sind umweltschädlich und werden immer knapper. Regenerative Energien sind die Lösung der Zukunft – und könnten im Kreis Olpe bald gegenwärtig werden. von adobe.stock / Achim Banck / 522418938
Fossile Energieträger sind umweltschädlich und werden immer knapper. Regenerative Energien sind die Lösung der Zukunft – und könnten im Kreis Olpe bald gegenwärtig werden. © adobe.stock / Achim Banck / 522418938

Kreis Olpe. Die Nutzung fossiler Brennstoffe sorgt für einen hohen Ausstoß an Kohlendioxid, der auf Dauer für einen Wärmestau auf der Erde sorgt – die Klimaerwärmung. Um ihr entgegenzuwirken, bedarf es einer Energiewende, an der auch kleinere Kommunen und Regionen partizipieren müssen. Bislang aber war eine erneuerbare Energie wie Windkraft beispielsweise tabu in Wäldern. Allerdings ändern jüngste geopolitische Bedingungen sowie lokale Kalamitäten den Status Quo. Der Kreis Olpe ist betroffen und handelt.


Die Energiewende bezeichnet den Übergang von der Nutzung fossiler Energieträger wie Braunkohle, Steinkohle, Torf, Erdgas und Erdöl sowie Kernenergie hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung. Erneuerbare Energien (auch „regenerative Energien“), wie Bioenergie, Geothermie, Wasserkraft, Meeresenergie, Sonnenenergie und Windenergie, sollen diese nachhaltige Energieversorgung ermöglichen.

Nicht nur im Stromsektor, sondern auch, was die Wärmeversorgung sowie den Verkehr betrifft, soll die Energiewende stattfinden und positive Effekte erzeugen. Dabei rief die Bundesregierung zusätzlich das Ziel aus, dass im Stromsektor die sichere Versorgung weiter erhalten bleiben und Strom bezahlbar bleiben müsse.

Die Brisanz der Energiewende

Wie brisant die Notwendigkeit einer Energiewende ist, zeigen diverse Zahlen und Fakten. Die weltweiten Treibhausgasemissionen beispielsweise stiegen von 1990 bis 2019 um ganze 19,02 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent (Maßeinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung der unterschiedlichen Treibhausgase) an. Diese Zahl allein ist beachtlich, wenn man bedenkt, dass es sich hier um einen Zeitraum von gerade einmal 29 Jahren handelt.

Der Klimawandel – hervorgerufen durch diesen enormen CO2-Anstieg – zeigt seine Folgen dann beispielsweise in einem Anstieg von Naturkatastrophen. Auch hier belegen Statistiken drastische Anstiege. Während man im Jahr 2000 noch „nur“ 337 weltweite Naturkatastrophen zählte, waren es zwanzig Jahre später fast 100 Naturkatastrophen mehr.

Das Umweltbundesamt betonte bereits vor Jahren nicht nur die Brisanz die Energiewende, sondern auch „die große Chance einer grundlegenden wirtschaftlichen Modernisierung. So rüstet sich Deutschland vor steigenden Preisen für fossile Energien, schafft neue Arbeitsplätze und wird zur führenden Exportnation umweltschonender Technologien.“


Kreis Olpe unter Druck

Wie bereits erwähnt, war etwa Windkraft in Wäldern stets ein Tabu – das galt auch für den Kreis Olpe. Doch nicht nur der Klimawandel, sondern auch das Thema Versorgungssicherheit sorgen jetzt für einen Umschwung. Was den Klimawandel betrifft, sollte alles verständlich und klar sein. Doch was genau bedroht die Versorgungssicherheit in der Region?

Da wäre zum einen natürlich die Versorgung mit Gas, die durch den Russland-Ukraine-Konflikt gefährdet ist. Als Gazprom den Gasstrom über Nord Stream 1 stoppte, war die Angst um mangelnde Versorgung landesweit groß. Wie die aktuelle Lage zeigt, war und ist die Angst nicht ganz unberechtigt. Der Kreis Olpe ist von der geopolitischen Problematik selbstverständlich genauso betroffen wie jede andere Region in Deutschland.

Olpe im Winter. Der Klimawandel schreitet voran. von adobe.stock / Laney Glenfoy / 251129710
Olpe im Winter. Der Klimawandel schreitet voran. © adobe.stock / Laney Glenfoy / 251129710

Zum anderen aber kommt ein regionales Problem im Wald hinzu: Vermehrte Stürme, Hitze und Trockenheit (durchaus wieder Auswirkungen des Klimawandels) erlaubten es dem Borkenkäfer, sich in Wäldern der Region stark zu vermehren. Diese Borkenkäferpopulationen bedrohen den Fichtenwald und damit den Holzbestand der Region. Denn die Fichten sind nicht in der Lage, ausreichend Harz zu bilden, um die Käfer abzuwehren. Allein 2020 wurden weit über 600.000 Festmeter Fichtenholz im Kreis Olpe geschädigt.

Aufgrund gestiegener Energiepreise wird Brennholz im Kreis Olpe zusätzlich knapp. Das Regionalforstamt Kurkölnisches Sauerland wies daher ausdrücklich daraufhin, dass die unerlaubte Holzentnahme aus dem Wald einen Diebstahl darstellt. Holzsammel- oder Leseholzscheine, wie sie bis in die 1960er Jahre ausgegeben wurden, um bedürftigen Personen ohne Zentralheizung eine warme Wohnung zu ermöglichen, gibt es (zumindest aktuell) nicht mehr.

Dauerhaft dürften die Symptome des Klimawandels und seine dramatischen Auswirkungen auf die Umwelt und letztlich jeden Einzelnen von uns also nur mit einer Energiewende bekämpfen lassen. Der Grundstein für diese dürfte nun auch im Kreis Olpe gelegt worden sein.

Die Energiewende durch erneuerbare Energien mitgestalten

Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, betonte schon im Februar diesen Jahres, wie wichtig angesichts des russischen Angriffkrieges auf die Ukraine und die damals schon wahrscheinliche Gasmangellage eine Unabhängigkeit im Energiesektor sei:

„Gleichzeitig scheinen mir die dramatischen Umstände zumindest noch deutlicher zu machen, wie wichtig eine stärkere Unabhängigkeit im Energiesektor für Deutschland ist. Und die ist nicht zu machen ohne einen beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien und den dazugehörigen Netzausbau. Das gibt den Kurs vor, den wir unterstützen. Die Bundesregierung und Wirtschaftsminister Robert Habeck werden das Ziel der Klimaneutralität nicht aufgeben, und das ist gut so.“

Qua vadis Energieversorgung? von adobe.stock / ericsan / 84709979
Qua vadis Energieversorgung? © adobe.stock / ericsan / 84709979

Um genannte Unabhängigkeit im Energiesektor zu erreichen, muss im Kleinen begonnen werden. Auch der Kreis Olpe hat das verstanden und im Olper Kreistag bereits Ende Juni mit großer Mehrheit einen ganz bestimmten Antrag mitgetragen. Einen Antrag nämlich, der die Frage der Energieversorgung für den Landkreis vollkommen neu definiert.

Der Antrag, den die CDU erstmals hervorbrachte und der gemeinsam mit den übrigen Fraktionen im Kreisausschuss leicht verändert wurde, besagt: Der Kreis Olpe soll künftig bilanziell aus regenerativen Energiequellen versorgt werden. Das bedeutet, dass eine Energieversorgung durch Wind- und Solarstrom, Wasserkraft, Geothermie und Strom aus Biomasse in den Fokus rücken soll.

In der Skihütte auf dem Fahlenscheid trafen sich gleich nach der Kreistagssitzung, in welcher der Antrag auf den Tisch kam, die wichtigsten Akteure der künftigen Energiewende im Kreis Olpe. So kamen dort zum einen Waldbauern und zum anderen Vertreter von Geldinstituten und der Kommunalpolitik zusammen, die gemeinsam an einem Strang ziehen müssen.

Großes Ziel: Wertschöpfung

Als eines der großen Ziele der Initiative wurde die Wertschöpfung genannt, die bei der Gewinnung erneuerbarer Energien stattfindet. Sie solle unbedingt vor Ort bleiben. Ausdrücklich vermeiden möchte man hingegen, dass die Energiewende der Region von überregionalen Projektierern finanziert werde. Deshalb möchte man nach und nach vor Ort Firmen oder Genossenschaften gründen, die es ermöglichen, dass sich auch jeder Bürger und jede Bürgerin beteiligen können. Das soll die bis dato oft mangelnde Akzeptanz für Windräder, Solarfelder und Biomasse-Anlagen stärken und die Brisanz der Energiewende weiter in den Fokus der Allgemeinheit rücken.

Sowohl CDU, SPD, UWG als auch FDP haben erwähntem Antrag zugestimmt. Lediglich die AfD hielt mit zwei Stimmen dagegen. Die Vertreterin der Grünen, Anita Jung, enthielt sich. Der Grund dafür: Der Antrag gehe nicht weit genug und der Ausbau nicht schnell genug.


Die Gründung der „EBBE“

Ende September 2022 wurde schließlich die „EBBE“, die „Erneuerbare Energien Beteiligungs- und Entwicklungsgesellschaft im Kreis Olpe GmbH“ gegründet. Die Gesellschaft hat das vorrangige Ziel, den Anteil der erneuerbaren Energien im Kreis Olpe zu fördern und ihn auszubauen. Damit soll die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern beendet werden.

Dafür übernimmt die EBBE unterschiedlichste Aufgaben. Vor allem stehen die Koordinierung, Unterstützung, Beratung, Planung und Errichtung von Erneuerbaren-Energien-Anlagen im Fokus. Es soll sich dabei um Anlagen für sowohl Windenergie und Wasserkraft als auch Photovoltaik und Speichertechnik handeln. Sie werden in den Städten und Gemeinden des Kreises Olpe geplant.

„Agri-Photovoltaik“

Mitunter wird es auch möglich sein, landwirtschaftliche Flächen gleichzeitig für die Nahrungsmittelproduktion sowie zur Solarstromerzeugung zu nutzen. Zwar sind dafür einige Herausforderungen zu bewältigen, das Ganze kann sich aber durchaus lohnen. „Agri-Photovoltaik“ nennt sich dieses Verfahren, bei dem Landwirte von der doppelten Nutzung ihrer Ackerflächen profitieren können. Ebenfalls wird man sich nach Flächen umschauen, auf denen es möglich sein wird, Anlagen zur Erzeugung regenerativer Energien zu betreiben.

Wichtig wird künftig sein, die Grundbesitzerinnen und Grundbesitzer sowie die Bürgerinnen und Bürger vor Ort als auch die im Kreis Olpe tätiger Banken und Firmen größtmöglich zu beteiligen. Es gilt als eine der Kernaufgaben der neu gegründeten Gesellschaft, die regionalen Strukturen nicht nur zu berücksichtigen, sondern sie gezielt zu fördern. Deshalb wurden auch die Kommunen gebeten, der Gesellschaft beizutreten.

Vor allem auch die Grundeigentümer werden im Rahmen einer Beteiligung in der Lage sein, an den verschiedenen Projektgesellschaften mitzubestimmen. Dadurch würde ihnen nicht allein der Status von „Verpächtern“ zufallen – vielmehr würden sie zu Mitbetreibern entsprechender Anlagen im Kreis Olpe werden und noch aktiver direkt an der Energiewende mitwirken.

Quellenangaben / weiteführende Informationen:


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