Warum Sieg und Rhein einige Überraschungen parat halten

Bertram Münker erzählt skurrile Kurzgeschichten


  • Aus der Region, 14.11.2023
  • Kultur
  • Von Lorena Klein
    Profilfoto Lorena Klein

    Lorena Klein

    Redaktion


    E-Mail schreiben
Topnews
In seinem Buch „An Sieg und Rhein“ erzählt Bertram Münker aus Freudenberg neun außergewöhnliche Geschichten. von privat
In seinem Buch „An Sieg und Rhein“ erzählt Bertram Münker aus Freudenberg neun außergewöhnliche Geschichten. © privat

Freudenberg/Kreis Olpe. Das Leben ist ein Überraschungsei. Das betrifft sowohl das Leben von Bertram Münker aus Freudenberg als auch die neun Kurzgeschichten, die er in seinem Buch „An Sieg und Rhein“ veröffentlicht hat. In jeder seiner „ungewöhnlichen Geschichten“ verbirgt sich mal eine lustige Wendung, mal eine ernstere Botschaft. Und neben Sieg und Rhein spielen auch Handlungsorte und Menschen aus dem Kreis Olpe eine Rolle.


Wer Bertram Münkers Geschichten liest, unternimmt gleichzeitig auch eine kleine Zeitreise. In eine Zeit, in der die Menschen ihr Leben noch mehr nach den Vorstellungen der Kirche ausrichteten. Eine Zeit, in der die Prügelstrafe als normal galt, das erste Moped eine Art Familienheiligtum war und es draußen ein Plumpsklo gab. In eine Zeit, in der vielleicht doch nicht alles besser war. Und über die Bertram Münker so manche ungewöhnliche Geschichte erzählen kann.

Niedergeschrieben habe er sie teils schon vor 30 Jahren, erzählt der Autor im Gespräch mit LokalPlus. Die Haupthandlungsorte sind, wie es der Titel schon vermuten lässt, vorrangig entlang der Flüsse Sieg und Rhein zu finden. Mit ihnen verknüpft der Autor so einige Erlebnisse und Anekdoten – und auch mit dem benachbarten Kreis Olpe.

Ein nicht abzuschüttelnder Verfolger

So verliert der Protagonist in der Geschichte „Verfolgt“ bei einer Wanderung durch die verschneite Lennestadt den Anschluss an seine Gruppe und muss letztlich nach Einbruch der Dunkelheit den Weg zurück nach Altenhundem alleine finden. Ihm wird angst und bange. Doch der befürchtete Verfolger, der ihm auf den Fersen zu sein scheint, ist so harmlos wie der verängstigte Mann selbst.

„Vielleicht ist die Idee dazu damals durch meine Krankheit entstanden“, erzählt Münker. „Etwas, das man an sich hat, aber vor dem man nicht flüchten kann.“ Denn bei Bertram Münker, der schon in jungen Jahren gerne schrieb und fotografierte und eine Zeit lang als freiberuflicher Fotograf und Sachbuchautor arbeitete, waren es vor allem eine Reihe schwerer und lebensbedrohlicher Erkrankungen, die steile Abgründe in sein Leben gruben.

In seinem Buch „An Sieg und Rhein“ erzählt Bertram Münker aus Freudenberg neun außergewöhnliche Geschichten. von privat
In seinem Buch „An Sieg und Rhein“ erzählt Bertram Münker aus Freudenberg neun außergewöhnliche Geschichten. © privat

Hodenkrebs, dann Leukämie und gleichzeitig das Miller-Fisher-Sydrom, das ihn in kürzester Zeit komplett lähmte. Nach den „schlimmsten zwei Wochen seines Lebens“ im künstlichen Koma wieder sprechen, gehen und stehen lernen, später die Stammzellspende und ein „Wundermittel“ aus Amerika. In den vergangenen Jahren sei Ruhe eingekehrt.

„Immer dann, wenn mein Leben mal wieder auf der Kippe stand, war es fraglich, ob ich überhaupt das Rentenalter erleben würde“, schreibt Münker in seinem Vorwort. Heute ist er 67 Jahre alt und Rentner. Und vielleicht blickt man gerade dann dankbar auf jede besondere Geschichte zurück, sei sie noch so ungewöhnlich oder peinlich. „Ich lebe für den heutigen Tag“, betont er im Gespräch.

Schonungslos, unerwartet, persönlich

Denn diese Eigenschaft teilen einige der insgesamt neun Kurzgeschichten in Bertram Münkers Band. Er schreibt schonungslos das nieder, das so manchem die Röte ins Gesicht treibt. Und seine Geschichten erzählen, was andere am liebsten für immer geheim halten würden.

In seinem Buch „An Sieg und Rhein“ erzählt Bertram Münker aus Freudenberg neun außergewöhnliche Geschichten. von privat
In seinem Buch „An Sieg und Rhein“ erzählt Bertram Münker aus Freudenberg neun außergewöhnliche Geschichten. © privat

„Denke ich heute an all die kleinen Fettnäpfchen und manche Riesenfettnäpfe, in die ich aus lauter Übermut, aus jugendlichem Leichtsinn, manchmal auch ungewollt hineingetrampelt bin, kann ich nur mehr den Kopf schütteln“, begrüßt er die Leser auf Seite fünf. Doch nicht alles sei auch eins zu eins so passiert, vielmehr habe er „Erlebtes und Erfundenes kunterbunt gemischt“. Und vor allem könne er heute darüber lachen.

Bei der Frage nach seiner Lieblingsgeschichte muss Münker nicht lange überlegen: „Freund in der Not“ – eine abgewandelte Geschichte, in die viel Persönliches geflossen sei. So stecke in der Hauptfigur zum einem das ängstliche Kind, das er selber war, zum anderen eine Buchfigur, mit der er sich identifizieren konnte. Eine berührende Weihnachtsgeschichte mit ungeahntem Ende. Und das ist Münker besonders wichtig: „Dass die Geschichten überraschende, humorvolle und persönliche Enden haben.“

Das Buch „An Sieg und Rhein“ ist für 15,95 Euro über die örtlichen Buchhandlungen oder online zu beziehen. Es hat die ISBN-Nummer 9783985278268.

Artikel teilen: