OP statt Fernsehsessel: Nach Schlaganfall bald wieder auf den Beinen

Schnelle Hilfe in einer Stroke Unit ist wichtig


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Nur zwei Tage nach einem Schlaganfall ist Friedel Kemper schon wieder guter Dinge. In der Stroke Unit am Diakonie-Klinikum Jung-Stilling in Siegen kümmert sich unter Leitung der Chefärzte Prof. Dr. Christian Tanislav (2. von links) und Dr. Gregor Richter (4. von rechts) ein spezialisiertes Team aus Ärzten, Pflegekräften und Therapeuten um den Patienten. von Diakonie in Südwestfalen
Nur zwei Tage nach einem Schlaganfall ist Friedel Kemper schon wieder guter Dinge. In der Stroke Unit am Diakonie-Klinikum Jung-Stilling in Siegen kümmert sich unter Leitung der Chefärzte Prof. Dr. Christian Tanislav (2. von links) und Dr. Gregor Richter (4. von rechts) ein spezialisiertes Team aus Ärzten, Pflegekräften und Therapeuten um den Patienten. © Diakonie in Südwestfalen

Siegen/Sundern. Samstagnachmittag. Gleich läuft Fußball. Köln gegen Dortmund. Friedel Kemper hat es sich im Fernsehsessel gemütlich gemacht, freut sich aufs Spiel. „Doch auf einmal war‘s vorbei mit mir, alles war weg“, erzählt der 79-Jährige. Friedel Kemper hat Glück. Ehefrau und Schwiegersohn sind in jenem Moment in der Nähe, erkennen gleich den Ernst der Lage.


Der schief hängende Mundwinkel, die plötzliche Sprachstörung, der linksseitig gelähmte Arm – ein Schlaganfall! Jetzt zählt jede Minute. Auch der Rettungsdienst zögert nicht, fordert den Rettungshubschrauber an, der Friedel Kemper vom sauerländischen Sundern ins Luftlinie gut 50 Kilometer entfernte Diakonie-Klinikum Jung-Stilling nach Siegen fliegt.

Zum Glück keine Hirnblutung

In der Stroke Unit des Diakonie Klinikums greift ein Rädchen ins andere, um die richtige Diagnose zu stellen. Mithilfe standardisierter Tests wird der Schweregrad der neurologischen Störung erfasst, anschließend zur weiteren Abklärung eine Computertomografie (CT) veranlasst.

„Dabei konnten wir sehen, dass keine Hirnblutung vorliegt, was schon mal ein gutes Zeichen ist“, berichtet Thomas Stein, leitender Oberarzt der Neurologie am „Stilling“. Dennoch bestätigt sich der Schlaganfall-Verdacht: Friedel Kemper hat einen Infarkt der rechten Hirnhälfte erlitten – verursacht durch ein Blutgerinnsel, das eine Hirnarterie verstopft.

Keine Komplikationen

Ein Team um den Chefarzt der Neuroradiologie, Dr. Gregor Richter, leitet umgehend Maßnahmen ein, um den Blutzufluss zum Gehirn schnellstmöglich wiederherzustellen. Mittel der Wahl ist die sogenannte Thrombektomie, ein erst seit etwa zehn Jahren etabliertes Verfahren, bei dem das Blutgerinnsel durch einen vergleichsweise kleinen Katheter-Eingriff durch die Leiste entfernt und die verschlossene Gehirnarterie wieder geöffnet wird. So kann der Thrombus aus dem Hirngefäß beseitigt und damit die Durchblutung schnell wiederhergestellt werden.

Bei Friedel Kemper ist der Eingriff mustergültig ohne Komplikationen verlaufen. Nur zwei Tage nach seinem Schlaganfall sitzt der 79-Jährige schon wieder halbwegs munter auf seinem Krankenbett. Er kann wieder lachen, sprechen und auch den linken Arm wieder uneingeschränkt bewegen.

Keine bleibenden Schäden

Dr. Richter zeigt sich zufrieden: „Der Patient hat sich schon sehr gut erholt und wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keine bleibenden Schäden davontragen.“

Hieran lässt sich gut erkennen, wie wichtig es ist, bei einem Schlaganfall sehr schnell zu handeln, damit gezielt die bestmögliche Therapie eingeleitet werden kann. Am Diakonie-Klinikum in Siegen werden durch die enge, fachübergreifende Zusammenarbeit sämtliche Stufen der Schlaganfall-Versorgung rund um die Uhr abgedeckt.

Hintergrund:
  • In Deutschland erleidet etwa alle zwei Minuten ein Mensch einen Schlaganfall. Das macht ca. 270.000 Schlaganfälle im Jahr.
  • Der Schlaganfall gilt hierzulande nach Herzinfarkt und Krebs als dritthäufigste Todesursache, weltweit sogar als die zweithäufigste.
  • Allerdings haben sich die Behandlungsmöglichkeiten in den vergangenen Jahren dank modernster Diagnostik und Therapien entscheidend verbessert.
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