Marode Infrastruktur - IHK kritisiert „perfekt geregelten Stillstand“

Investitionen in Strukturprojekte


Seit gut einem Jahr ist die Talbrücke Rahmede gesperrt, was große Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft hat. von Autobahn Westfalen
Seit gut einem Jahr ist die Talbrücke Rahmede gesperrt, was große Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft hat. © Autobahn Westfalen

Kreis Olpe/Siegen. „Die Misere um die Talbrücke Rahmede steht sinnbildlich dafür, wie in Deutschland mit wirtschaftlichen Lebensadern umgegangen wird. Bei Infrastrukturmaßnahmen ist Deutschland mittlerweile Klassenprimus im perfekt geregelten Stillstand!“ Die Bestandsaufnahme, die IHK-Vizepräsident Christian F. Kocherscheidt in Vertretung von Präsident Walter Viegener in der jüngsten Sitzung der IHK-Vollversammlung präsentierte, fiel schonungslos und geradezu alarmierend aus.


Die A 45 stand im Zentrum einer lebhaften Debatte. Eine Bilanz zu den vielfältigen Aktivitäten der IHK mit dem Ziel einer Planungsbeschleunigung und eines Nachteilsaugleichs zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit zog Hans-Peter Langer. Wichtig sei, dass sämtliche Aktivitäten unter den regionalen Akteuren abgestimmt seien, betonte der IHK-Geschäftsführer.

Probleme bei Fachkräftegewinnung

Jens Brinkmann (Volksbank in Südwestfalen) hob die Auswirkungen der Brückensperrung auf die Fachkräftegewinnung hervor: „Das ist bei vielen Unternehmen ein Riesenthema. Wo neue, qualifizierte Mitarbeiter nicht mehr gewonnen werden können, sieht es für die Zukunft der Betriebe duster aus!“ Maik Rosenberg (aquatherm GmbH) lobte die unter Federführung der südwestfälischen IHKs erarbeiteten Projektansätze. „Die Vorschläge gehen weit über das Thema der Brücke hinaus und bilden das ganze Spektrum der Betroffenheit des südwestfälischen Wirtschaftsraumes ab. Jetzt liegt der Ball bei der Politik.“

IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener: „Wir sehen bei der Infrastruktur ein Staatsversagen auf vielen Ebenen. Zur Bestandsaufnahme gehören eine marode Straßeninfrastruktur, abgelastete Brücken, ein stockender Ausbau erneuerbarer Energien und nicht durchsetzbare neue Gewerbegebiete. Wir müssen in Deutschland endlich den Vorwärtsgang einlegen. Allein den Stillstand zu verwalten, reicht nicht aus!“

Wirtschaftsentwicklung vorantreiben

Die IHK will hier gegenhalten: Mit Verabschiedung ihres Wirtschaftsplans hat die Vollversammlung abermals erhebliche Finanzmittel für eigene Projekte und Initiativen freigegeben. Mit ihnen will die Kammer die regionale Wirtschaftsentwicklung auch 2023 vorantreiben.

IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener stellte der Vollversammlung die maßgeblichen Projekte der Fachkräftesicherung sowie die verkehrspolitischen und dienstleistungsbezogenen Vorhaben vor, mit denen die IHK 2023 Impulse setzen will. „Alleine für Fachkräfte und Strukturprojekte werden 369.000 Euro freigegeben. Einen besonderen Schwerpunkt bilden dabei Maßnahmen zur Förderung der beruflichen Bildung.“ Beispiele sind die Schulung von „Ausbildungsbotschaftern“, die psychosoziale Unterstützung von Auszubildenden oder Maßnahmen im Bereich des Ausbildungsmarketings.

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