Industrieunternehmen in Siegen-Wittgenstein warnen vor Nationalpark

Wirtschaftliche Bedenken


Von links: Christian F. Kocherscheidt (EJOT), Klaus Gräbener (IHK Siegen), Reiner Jung (Agrodur Grosalski), Andreas Klein (Heinrich Wagner Sinto), Jan Saßmannshausen (Bikar Metalle), Dirk Pöppel (Regupol), Christoph Schorge (Erndtebrücker Eisenwerk) und Nils Benfer (Wittgenstein Gruppe). von IHK Siegen
Von links: Christian F. Kocherscheidt (EJOT), Klaus Gräbener (IHK Siegen), Reiner Jung (Agrodur Grosalski), Andreas Klein (Heinrich Wagner Sinto), Jan Saßmannshausen (Bikar Metalle), Dirk Pöppel (Regupol), Christoph Schorge (Erndtebrücker Eisenwerk) und Nils Benfer (Wittgenstein Gruppe). © IHK Siegen

Siegen/Erndtebrück. Die Debatte um einen potenziellen Nationalpark in Siegen-Wittgenstein stößt auf starken Widerstand von Industrieunternehmen und Arbeitnehmervertretern. In einer kürzlich abgehaltenen Pressekonferenz brachten Vertreter von Firmen mit fast 4.000 Beschäftigten am Standort Wittgenstein sowie verschiedenen Interessenverbänden ihre Bedenken über die möglichen Auswirkungen eines Nationalparks auf die lokale Wirtschaft zum Ausdruck.


Christian F. Kocherscheidt, Geschäftsführender Gesellschafter der EJOT SE & Co. KG, warnte vor den potenziellen Folgen eines Nationalparks für die wirtschaftliche Basis der Region. Er unterstrich die Notwendigkeit einer Politik, die sich an wirtschaftlichen Belangen orientiert, um dauerhaft Beschäftigung, Wohlstand und Lebensqualität vor Ort zu gewährleisten.

Die Vertreter der Industrie kritisierten zudem die Priorisierung von Naturschutzprojekten gegenüber drängenden Infrastrukturfragen und bürokratischen Hindernissen. Dirk Pöppel von REGUPOL Germany GmbH & Co. KG machte auf die bereits bestehende Herausforderung der schlechten Verkehrsanbindung aufmerksam und befürchtete, dass ein Nationalpark zusätzliche Hürden schaffen würde. „Das ist der nächste Sargnagel für Wittgenstein!“, so Pöppel.

Andreas Klein von Heinrich Wagner Sinto GmbH (HWS) betonte die Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Mitarbeitern aufgrund der mangelnden Standortqualität im Vergleich zu anderen Ländern.

Sachliche Diskussion über Folgen gefordert

Die Diskussion über den Nationalpark betrifft nicht nur die Industrie, sondern auch die Bevölkerung vor Ort. Laut Andree Jorgella von der IG Metall Siegen sei es notwendig, einen Ausgleich zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Umweltschutz zu finden. Er warnte vor einer Polarisierung der Gesellschaft und forderte eine sachliche Diskussion über die langfristigen Folgen eines Nationalparks.

Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen, appellierte an den Kreistag, die Debatte schnellstmöglich zu beenden und sagte, dass es zum Thema Nationalpark auch eine Uneinigkeit innerhalb der Landesregierung gebe.

Hintergrund:

Das Umweltministerium hat einen Vorschlag für einen potenziellen Nationalpark im Kreis Siegen-Wittgenstein unterbreitet, der die Flächen des Staatswaldes am Rothaarkamm und die angrenzenden FFH-Gebiete Rothaarkamm und Wiesentäler umfasst.

Diese Flächen decken sich größtenteils mit den typischen natürlichen Lebensräumen des Kreises und werden als geeignet für den zweiten Nationalpark in Nordrhein-Westfalen betrachtet.

Die lokalen Naturschutzverbände sowie der Heimatsgebietsleiter unterstützen den Vorschlag des Umweltministeriums ausdrücklich, die Staatsforstflächen und FFH-Gebiete bei Lützel in einen Nationalpark umzuwandeln.

Ein Nationalpark in diesem Gebiet würde laut NABU den Arten- und Naturschutz in der Region deutlich stärken. Ein spezialisiertes Nationalpark-Team könnte gezielte Maßnahmen zum Schutz von gefährdeten Arten wie der Wildkatze, verschiedenen Spechtarten und dem Schwarzstorch umsetzen.

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