Gastgewerbe leidet unter Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung

Konsumzurückhaltung und Kostendruck belasten Geschäfte


Symbolfoto. von pixabay.com
Symbolfoto. © pixabay.com

Südwestfalen. Die südwestfälischen Gastronomen werden durch die Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung zum 1. Januar 2024 stark belastet. 95 Prozent der Unternehmen spüren negative wirtschaftliche Auswirkungen.


Das geht aus einer aktuellen Befragung der drei IHKs Arnsberg, Hagen und Siegen unter 127 Gastronomiebetrieben hervor. Zahlreiche Betriebe berichten von einem Kundenrückgang, weniger Gewinn und Umsatz sowie einem veränderten Kundenverhalten.

Weniger Kunden, weniger Umsatz

Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen: „Die Gastronomen stecken in einem Dilemma. Auf der einen Seite haben sie es mit Mehrbelastungen, etwa durch hohe Energiepreise und gestiegene Arbeitslöhne, zu tun, zu denen sich nun noch die Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung gesellte; auf der anderen Seite sind die Möglichkeiten, die Kosten weiterzugeben, strukturell begrenzt. Am Ende können sie es eigentlich nur falsch machen.“

Jeder zweite Gastronom berichte bereits von weniger Kunden und von weniger Umsatz je Kunde. Höhere Preise hätten das Verhalten der Verbraucher spürbar verändert. Die zuletzt gesunkene Inflationsrate und die aktuellen Lohnzuwächse konnten die Konsumlaune der Kunden offenkundig kaum antreiben.

Viele Unternehmen erhöhen Preise

Die Folgen sind: Neun von zehn Unternehmen mussten aufgrund der Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung ihre Preise erhöhen. Zudem hat die Branche mit Anpassungen von Produkten und Menüs (43 Prozent) und Einsparungen im Wareneinkauf (19 Prozent) reagiert.

„Zwei von drei Gastronomiebetrieben klagen über eine problematische Finanzlage. Auch die Gefahr einer drohenden Insolvenz ist dreimal so hoch wie in allen anderen Branchen“, betont Dr. Ralf Geruschkat, Hauptgeschäftsführer der SIHK zu Hagen. Die Zukunftsaussichten der heimischen Gastronomen seien weiterhin schlecht. So würden 70 Prozent der Unternehmen aus dem Gastgewerbe rückläufige Gewinne seit Jahresbeginn melden.

Auch gebe es kaum Investitionsbereitschaft in der Branche. Es brauche nun wirtschaftspolitische Impulse, um eine Schließungswelle im Gastgewerbe zu verhindern. „Denn ein attraktives und vielfältiges gastronomisches Angebot trägt wesentlich zur Standortattraktivität in unseren Städten und Gemeinden bei“, so Geruschkat.

Komplexe Vorschriften

Jörg Nolte, Hauptgeschäftsführer der IHK Arnsberg, fordert daher, das Gastgewerbe zumindest bei der Bürokratie zu entlasten: „Schon 2021 hat die Deutsche Industrie- und Handelskammer in einer Studie nachgewiesen, dass die Gastbetriebe durchschnittlich 14 zusätzliche Stunden pro Woche aufbringen müssen, um 100 bis 125 komplexe Vorschriften zu erfüllen. Dabei geht es etwa um die Kassenrichtlinie oder die Datenschutzgrundverordnung. Diese ‚Überstunden‘ fallen meist bei den Firmeninhabern selbst an. Mit Vereinfachungen und mehr Digitalisierungen, zum Beispiel bei der Dokumentation von Hygienevorschriften oder beim Aufbewahren von Unterlagen, könnte die Politik vielen Gastronomen die Arbeit erleichtern.“

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