Das sind die größten Energieverbraucher im Haushalt
Identifizieren, sparen und Abhängigkeiten verringern
- Aus der Region, 13.10.2022
- Verschiedenes
Nordrhein-Westfalen. Die Energiepreise so hoch wie noch nie, die Versorgung für die kommenden Monate alles andere als gesichert. In dieser Zeit kann jedes einzelne Watt zum Zünglein an der Waage werden. Doch wo lauern zuhause die größten überflüssigen Verbraucher und Einsparpotenziale?
Es ist eine Nachricht, die noch vor wenigen Monaten nur in Katastrophenfilmen und -romanen vorkam und die jetzt bei so manchem Beklemmung hervorruft: Selbst die EU-Kommission glaubt, es könne im Winter zu Stromausfällen und anderen Notlagen kommen.
Der wichtigste Grund dafür ist eine Diskrepanz zwischen Erzeugung und Verbrauch. Da russisches Gas (über die Hälfte des deutschen Gasverbrauchs) wegfällt, können die Energieverbräuche nicht mehr wie üblich sichergestellt werden. Aktuell sind deshalb die Preise so extrem angestiegen. Kommt nun noch ein stets dunkler und eventuell sehr kalter Winter hinzu, drohen Engpässe.
Da private Haushalte für zirka 30 Prozent des Primärenergieverbrauchs verantwortlich sind, bietet sich hier viel Einsparpotenzial. Das senkt nicht nur die persönliche Kostenbelastung, sondern macht tatsächlich in viel größerem (Europa-)Maßstab energetische Notlagen unwahrscheinlicher. Doch wo wird bei uns besonders viel Energie verbraucht? Unter anderem eine Auswertung des Bundesverbands für Energie und Wasserwirtschaft gibt Aufschluss.
Auf den Stromverbrauch bezogen macht Warmwasser keine 4 Prozent des Gesamtverbrauchs im Haushalt aus. Was jedoch den generellen Energiebedarf anbelangt, schlägt die Heizung mit fast 50 Prozent zu Buche – und ist deshalb der bedeutendste Einzelverbraucher, weit vor allen anderen Geräten.
Insbesondere Besitzer von Gasheizungen sind hiervon betroffen, sind hierbei doch die größten Preissteigerungen zu beklagen und herrscht gleichsam die größte Unsicherheit für die winterliche Versorgung – im Zweifelsfall dürfte der Betrieb von Schlüsseltechniken schwerer wiegen als die dauerhafte Versorgung der Haushalte.
Doch welche Methoden reduzieren den Energieverbrauch am meisten?
- Absenken der Raumtemperatur auf maximal 19°C. Jedes Grad weniger spart bis zu sechs Prozent Energie, wobei der Körper Temperaturunterschiede erst im Bereich mehrerer Grade spüren kann.
- Abschalten sowohl der Heizung als auch der Warmwasserbereitstellung außerhalb der Nutzungszeiten (dies lässt sich an der Heizung einstellen). Wer tagsüber Vollzeit arbeitet, benötigt nur zwischen zirka 6:00 und 8:00 Uhr sowie von 17:00 bis 23:00 Uhr die volle Leistung.
- Isolieren der Heizungsrohre vor allem in nicht dauerhaft genutzten Räumen. Das ist bei unbeheizten Räumen sowieso durch das Gebäudeenergiegesetz vorgeschrieben und in anderen Räumen ebenfalls sinnvoll. Freibleiben sollten nur die Rohre unmittelbar an Heizkörpern.
- Nutzen von wärmeerzeugenden Alternativen: Kerzen und Öllampen etwa sind darin sehr gut, weil sie überdies noch Licht liefern, ohne ein einziges Watt Strom zu benötigen. Wenn es konsequent um Wärme gehen soll, können sogenannte Teelichtöfen insbesondere bei geschlossenen Zimmertüren Erstaunliches leisten.
Mehr als ein Viertel des häuslichen Stromverbrauchs entfällt laut der BDEW-Untersuchung auf Fernseher, Computer, Spielekonsolen und ähnliche Techniken, die hauptsächlich Unterhaltungszwecken dienen.
Nun verursachen alle elektrischen Geräte im Betrieb zwar Abwärme, diese steht jedoch in keiner Relation zum Stromverbrauch. Der beträgt in Deutschland nur für diese Produktgruppe knapp 47 Milliarden Kilowattstunden jährlich – inklusive der dahinterstehenden Kommunikationsnetze, Rechenzentren etc. Zum Vergleich: Der gesamte Stromverbrauch der Stadt Köln betrug 2019 lediglich 81,9 Millionen Kilowattstunden.
Doch was wirkt hierbei wirklich?
- Netzverbindung und Einschaltung von Geräten dann, wenn sie benötigt werden. Netzteile verbrauchen selbst bei ausgeschaltetem Gerät Strom – vom Standby-Betrieb ganz zu schweigen.
- Router-Funktion nur bei Anwesenheit (einstallbar via Zugriff über den Browser ins Router-Menü).
- Zusammengefasste und konsequente Nutzungen. Beispielsweise nicht gleichzeitig im Netz surfen und im Hintergrund den Fernseher laufenlassen.
Wer eine relativ neue Waschmaschine und einen ebensolchen Trockner besitzt, spart zwar schon viel Energie. Dennoch machen die Geräte immerhin rund 13 Prozent des häuslichen Energieverbrauchs aus. Zusammengenommen müssen mehrere Kraftwerke laufen, nur damit wir saubere Kleidung tragen. Dabei geht das mit weniger Energie und ohne Hygiene-Einbußen:
- Maximale Befüllung der Waschmaschine.
- Reduzierte Waschtemperaturen nicht über 20°C und bei Hygiene-Kleidung nicht über 40°C – moderne Waschmittel wirken dann bereits vollständig.
- Stete Nutzung möglichst kurzer Energiesparprogramme.
- Trocknernutzung nur in Ausnahmefällen. Selbst bei feuchter Witterung wird Wäsche im Freien immer trocken. Wichtig: Keinesfalls Wäsche zum Trocknen in der Wohnung aufhängen, das kann Schimmelrisiken heraufbeschwören.
Kühl- und Gefrierschränke sind zweifelsohne wichtige Errungenschaften, die maßgeblich dazu beitragen, Lebensmittel länger haltbar zu machen. Doch so groß der Vorteil für die Umwelt ist, so sehr stellen diese Geräte dennoch einen bedeutenden Stromverbraucher im Haushalt dar: Rund 10 Prozent der gesamten Energie wird nur dafür aufgewendet, um den Inhalt dieser Geräte kühl zu halten.
Doch gibt es überhaupt Möglichkeiten, hierbei an der Sparschraube zu drehen, außer nicht benötigte Geräte gänzlich abzuschalten?
- Für den Kühlschrank genügen 7°C. Bei den meisten Geräten entspricht dies im Winter der Einstellung 1 oder 2 – am besten über ein in die Mitte gelegtes Thermometer ausprobieren.
- Für Tiefkühler sind -18°C der Optimalwert.
- Aufstellung weit weg von Wärmequellen. Das gilt ebenfalls für Sonneneinstrahlung.
- Höchste Befüllungsgrade. Umso größer ist das Kältespeicherpotenzial und umso seltener muss der Kompressor laufen.
- Abkühlen lassen warmer Speisen auf Zimmertemperatur. Kühle /gefrorene Speisen hingegen möglichst rasch einfüllen.
- Schnellst- und kürzest-mögliches Öffnen der Türen.
- Entfernen der Leuchtmittel, wenn das Gerät bei geöffneter Tür anderweitig hinreichend ausgeleuchtet wird.
Mit knapp 9 Prozent mag das Kochen zwar kein großer Einzelverbraucher sein. Vernachlässigen darf man es jedoch trotzdem nicht. Zumal es aus hygienischer Sicht vielfach keine Alternative dazu gibt, Speisen sorgsam durchzugaren.
Wichtig aus Sparsamkeitssicht sind vor allem die unterschiedlichen Energieverbräuche der hier verwendeten Geräte. Dabei macht es tatsächlich einen teils erheblichen Unterschied, welche Zubereitungsmethode genutzt wird.
- Nutzung manueller Methoden statt elektrischer Küchenhelfer zum Schneiden, Schälen usw.
- Erhitzen von Wasser unter 500 Milliliter in der Mikrowelle, darüber in einem Wasserkocher – niemals auf dem Herd. Und: Genaues Abmessen.
- Auftauen lassen von Tiefgefrorenem im Kühlschrank. Das senkt dessen Verbrauch und benötigt gleichsam weniger Energie zum Erhitzen.
- Kein Vorheizen des Backofens.
- Ausschalten von Backofen und Herdplatten (ausgenommen Induktion) bereits 5 Minuten vor dem Ende des Garvorgangs und fertigkochen mit der Restwärme.
- Zur Kochplattengröße und Lebensmittelmenge passende Töpfe und Pfannen und Verwendung von Deckeln.
- Öffnen der Backofentür nach dem Backvorgang, um die Wärme für die Raumluft zu verwenden.
Was beim Kochen und Essen schmutzig wird, muss danach gesäubert werden. Dabei jedoch bitte keinen Milchmädchenrechnungen aufsitzen: Selbst umweltschonendes Einweggeschirr (etwa aus Bambus) ist auf lange Sicht teurer als das Abspülen von herkömmlichem Geschirr – von den Auswirkungen auf Natur, Umwelt und Klima völlig abgesehen.
Allerdings ändert das nichts an der Tatsache, wonach das Abspülen fast 8 Prozent des Stromes verbraucht. Ähnlich wie bei der Waschmaschine können jedoch einige Herangehensweisen diesen Wert deutlich reduzieren:
- Spülen kleinerer Geschirrmengen mit kaltem Wasser und Kernseife. Das entfernt sowohl Fett als auch Bakterien.
- Einweichen hartnäckiger Verschmutzungen.
- Betrieb der Spülmaschine nur bei restloser Befüllung und Nutzung von Öko-Programmen.
Egal, ob das warme Wasser mit Netzstrom oder Erdgas erhitzt wird, es ist je nach Haushaltsgröße für 4 Prozent und mehr des gesamten Energieverbrauchs verantwortlich. Klar ist, dass es in der derzeitigen Lage eine wirklich schlechte Idee ist, die Badewanne volllaufen zu lassen. Aber selbst abgesehen davon gibt es Einsparpotenziale – für Hartgesottene umso mehr.
- Duschen wie auf Schiffen: Körper nassmachen, Wasser abdrehen, einseifen und dann rasch abwaschen. Keinesfalls das Wasser dauerhaft laufenlassen. Harte Charaktere setzen dabei auf kaltes Wasser und profitieren so davon, dass sich die Raumluft danach wärmer anfühlt.
- Kombinieren verschiedener Handlungen. Etwa nach dem Einseifen (bei abgedrehtem Wasser) die Zähne putzen oder rasieren.
- Verwenden von Sparbrausen und selteneres Duschen. Alle zwei Tage genügt bei wenig anstrengenden/schweißtreibenden Tätigkeiten im Winter völlig. Gegen Schweißgeruch hilft es, Achseln und ähnliche Bereiche mit medizinischem Alkohol abzureiben.
- Für Paare: Zu zweit duschen und dabei ein Drittel bis die Hälfte der Energie sparen.
Quellenangaben / weiterführende Informationen:
EU-Kommission zu Stromausfällen: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/eu-stromausfaelle-notlagen-energiekrise-100.html
BDEW über Stromverbraucher im Haushalt: https://www.bdew.de/presse/presseinformationen/mehr-als-ein-viertel-des-stromverbrauchs-von-haushalten/
Heizungsrohre nachträglich isolieren: https://www.hagebau.de/beratung-rohre-richtig-isolieren/
Bauanleitung für einen Teelichtofen: https://www.br.de/radio/bayern1/teelichtofen-100.html
Energiereport der Stadt Köln: https://www.stadt-koeln.de/mediaasset/content/pdf26/energiebericht_2020.pdf