Corona und Ukraine-Krise belasten Konjunktur im südwestfälischen Handwerk

Wenig Optimismus in der heimischen Wirtschaft


Unter anderem wegen der rigorosen Null-Covid-Politik Chinas und der damit verbundenen ungelöschten Containerschiffe in Shanghai  sind die Preise für Material und Vorprodukte rapide gestiegen. von Pixabay
Unter anderem wegen der rigorosen Null-Covid-Politik Chinas und der damit verbundenen ungelöschten Containerschiffe in Shanghai sind die Preise für Material und Vorprodukte rapide gestiegen. © Pixabay

Südwestfalen. Die Hoffnung auf eine Erholung im südwestfälischen Handwerk in 2022 wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht erfüllen. Das ist das Ergebnis der Frühjahrs-Konjunkturumfrage, die die Handwerkskammer Südwestfalen gemeinsam mit den Kreishandwerkerschaften Märkischer Kreis, Hochsauerland und Westfalen-Süd unternommen hat.


Einer der Gründe für die schwächelnde Konjunktur ist die Corona-Pandemie, die den heimischen Betrieben im Erhebungszeitraum der Frühjahrs-Konjunkturumfrage erneut Probleme bereitet hat. Zudem wird der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine den Betrieben in den kommenden Monaten spürbar zusetzen.

Störungen der Lieferketten und steigende Energie- wie Rohstoffpreise treffen hier das Handwerk empfindlich. Sowohl auf dem Beschaffungsmarkt - durch steigende Preise bzw. fehlende Rohstoffe - als auch durch zurückhaltendes Investitions- und Konsumverhalten der Kunden.

„Die sehr hohe Inflation wird für das Handwerk und seine Kunden immer problematischer“, verdeutlicht Hendrik Schmitt, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Südwestfalen. „Umso wichtiger ist jetzt, dass die Europäische Zentralbank entschlossen die Inflation bekämpft.“

Geschäftsklima trübt sich ein

Weiterhin sind viele Betriebe mit einer extrem ausgeprägten Preisdynamik konfrontiert. Das führt dazu, dass viele Kalkulationen hinfällig werden. Zudem macht sich auch und vor allem im Bau- und Ausbaubereich der Fachkräftemangel bemerkbar. Aufträge können mangels Personals nicht abgearbeitet werden.

Der Rückschlag in Südwestfalen zeigt sich in den aktuellen Zahlen zwar noch moderat, spätestens beim Blick in die Zukunft wird er aber deutlich sichtbar. Aktuell meldet fast jeder zweite Betrieb noch gute Geschäfte, nur 14 Prozent schätzen die Lage der letzten Monate als schlecht ein.

Die Erwartungen für den Sommer sind allerdings stark eingetrübt. Nur noch 18 Prozent der Betriebe gehen von besseren Geschäften aus, fast ein Drittel aller Unternehmer sieht schlechtere Zeiten auf sich zukommen.

Konjunkturmotoren im Bau- und Ausbaugewerbe

Optimistisch bleiben vorerst nur die Konjunktur-„Motoren“ aus dem Bau- und Ausbaubereich. 64 Prozent der Unternehmen des Bauhauptgewerbes melden gute Geschäfte. Im Ausbaugewerbe liegt der Anteil mit 70,75 Prozent sogar noch höher. Für die Zukunft befürchten jedoch auch 46 Prozent der Baubetriebe eine Eintrübung, im Ausbaugewerbe teilen 27 Prozent diese Meinung.

Ein wichtiger Punkt im Zusammenhang mit der Beschäftigungsentwicklung ist der Fachkräftebedarf, den das südwestfälische Handwerk unzweifelhaft weiterhin hat. Die Kurven für den Fachkräftebedarf wie für den Hilfskräftebedarf haben seit dem vergangenen Frühjahr nochmals einen starken negativen Verlauf genommen.

Abwärtstendenz auf dem Ausbildungsmarkt

Ebenfalls eine Abwärtstendenz gibt es auf dem Ausbildungsmarkt zu vermelden. Diese ist darauf zurückzuführen, dass Betriebe während der Corona-Pandemie kaum Möglichkeiten hatten, sich potentiellen Bewerbern zu präsentieren.

„Wir brauchen Menschen, die mit uns gemeinsam die vor uns liegenden Aufgaben und Herausforderungen angehen“, so die beiden Kreishandwerksmeister Thomas F. Bock und Christian Will von der Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis.

Herausforderungen wegen Null-Covid-Politik Chinas

Eine große Sorge der Unternehmen spiegelt sich auch in den Angaben zur Entwicklung der Leistungspreise wieder. Im Zuge der Ukraine-Krise sowie der rigorosen Null-Covid-Politik Chinas und der damit verbundenen ungelöschten Containerschiffe in Shanghai sind die Preise für Material und Vorprodukte rapide gestiegen. Es ist davon auszugehen, dass die Höchststände noch lange nicht erreicht sind.

Die Entwicklung ist so dynamisch wie selten zuvor. Generell geben fast zwei Drittel aller Betriebe an, dass Preise geklettert seien. Besonders markant ist die Situation im Bau- und Ausbaugewerbe, im Kfz-Sektor und bei den Nahrungsmitteln.

Zurückhaltung bei Investitionen

Die vorgenannten Fakten schlagen sich auch beim Investitionsverhalten der einzelnen Gewerke nieder. Höhere Zinsen lassen die Zahl der Bauvorhaben deutlich sinken.

Besonders stark ausgeprägt sind die Investitionen im Erhebungszeitraum vor allem in den Nahrungsmittelgewerken. Auch im KFZ-Bereich wurde kräftig investiert. Der Trend hin zum E-Auto sorgt hier für die nötige Phantasie.

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