Bauarbeiter aus dem Kreis Olpe bekommen Entschädigung für Weg zur Baustelle

Premiere gegen „Zeitfresser“


Bauarbeiter erhalten eine Entschädigung für den Weg zur Baustelle. von IG BAU
Bauarbeiter erhalten eine Entschädigung für den Weg zur Baustelle. © IG BAU

Kreis Olpe. Der Lohnzettel für Bauarbeiter im Kreis Olpe sieht diesmal in einem entscheidenden Punkt anders aus: Zum ersten Mal bekommen Bauarbeiter im Februar eine Lohnabrechnung, auf der die Kilometer eine Rolle spielen, die sie im Januar auf ihrem Weg zu den Baustellen zurückgelegt haben.


„Das ist eine Premiere für den Bau: Endlich gibt es eine Entschädigung für die Fahrstrecken und damit vor allem für die vielen Stunden, die Maurer, Betonbauer, Kranführer und Co. Monat für Monat auf der Straße unterwegs sind“, sagt IG-BAU Westfalen Mitte-Süd Bezirksvorsitzender Friedhelm Kreft.

„Denn bislang hat ein Großteil der Bauarbeiter Zeit und Nerven investiert, um zu den Baustellen zu kommen. Und das alles zum Null-Tarif. Denn die meisten Bauarbeiter haben ihre Zeit für die Fahrten zur Baustelle dem Chef einfach geschenkt“, so Kreft.

Für ihn ist die Entschädigung der Wegezeit „ein wichtiger Schritt nach vorn, um die Arbeit auf dem Bau vom Lohn her attraktiver und gleichzeitig auch gerechter zu machen“.

Enorme Strecken

Immerhin sind die Strecken, die Bauarbeiter auf ihrem Weg zu den Baustellen zurücklegen, enorm, so die IG BAU Westfalen Mitte-Süd. Die Bau-Gewerkschaft weiß, wovon sie spricht: Sie hat die Fahrstrecken beim Pestel-Institut (Hannover) untersuchen lassen.

Demnach sind rund 1.840 Bauarbeiter – und damit neun von zehn Beschäftigten der Baubranche – im Kreis Olpe an 200 Arbeitstagen unterwegs, um zu den Gebäuden, Straßen und Brücken zu kommen, die sie bauen und sanieren sollen. Für die einfache Fahrt legen sie dabei im Schnitt 54 Kilometer zurück. Die Wissenschaftler vom Pestel-Institut kommen dabei auf rund 39,7 Millionen „Baustellen-Kilometer“ im Jahr.

„Die, die auf dem Bau arbeiten, verlieren viel Extra-Zeit am Steuer vom Pkw oder im Baubulli. Dabei ist die Wegezeit nichts anderes als für den Bau-Job investierte Lebenszeit“, sagt Carsten Burckhardt. Er ist im IG BAU-Bundesvorstand für die Bauwirtschaft zuständig und spricht von „enorm Kilometer-aktiven Bau-Jobs“. Die Fahrten zu den Baustellen seien „echte Zeitfresser“.

Sechs bis acht Euro täglich

Die Zeiten, in denen Fahrstrecken von Bauarbeitern einfach unter den Teppich gekehrt wurden, seien jetzt allerdings endgültig vorbei: Für die Strecken zwischen dem Betrieb und der Baustelle bekommen Bauarbeiter, die Tag für Tag von zu Hause aus anfahren, jetzt – je nach Kilometern – zwischen sechs und acht Euro pro Tag.

„Wer nicht mit dem Baubulli fährt, sondern das eigene Auto nimmt, bekommt weiterhin zusätzlich Kilometergeld. Auch für Fahrten mit Bussen und Bahnen gibt es eine Erstattung“, erläutert Carsten Burckhardt. Wer auf Montage sei und nicht jeden Tag nach Hause fahren könne, bekomme – abhängig von der Strecke – zwischen 18 und 78 Euro pro Woche.

Mehr Infos dazu gibt es bei der IG BAU Westfalen Mitte-Süd: Tel.: 0 23 81/1 20 25 und E-Mail: hamm@igbau.de.

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