Wunsch nach Liste sicherer Herkunftsländer

170 Flüchtlinge sind in Hansestadt untergebracht / Stadt sucht weiteren Wohnraum


  • Attendorn, 07.08.2015
  • Von Kyrosch Alidusti
    Profilfoto Kyrosch Alidusti

    Kyrosch Alidusti

    Redaktion

Im Gespräch mit LokalPlus: (Von links) Christian Pospischil, Christiane Plugge und Klaus Hesener. von Kyrosch Alidusti
Im Gespräch mit LokalPlus: (Von links) Christian Pospischil, Christiane Plugge und Klaus Hesener. © Kyrosch Alidusti

In nur zwei Tagen muss die Stadt Attendorn in der Regel einen Mitbewohner und eine Bleibe für einen Asylsuchenden finden. Die Verwaltung hat dabei meist nur unvollständige Personenangaben - und das, obwohl die freien Plätze in den Unterkünften sowieso schon knapp sind. Kämmerer Klaus Hesener fordert auch aus diesen Gründen eine aktuelle Liste der sicheren Herkunftsländer.


Im Amtszimmer des Verwaltungschefs geben Christiane Plugge (Stellvertretende Amtsleiterin für Soziales, Jugend, Familien und Senioren), Bürgermeister Christian Pospischil und der erwähnte Klaus Hesener an diesem Freitagmorgen bereitwillig und offen Auskunft zum Topthema der vergangenen Wochen. Sehr differenziert, aber nicht distanziert schildert Plugge aus Sicht des Hauses die Probleme, die sich der Verwaltung stellen. Die Anzahl der Flüchtlinge, die in Attendorn derzeit betreut werden, besteht aus 170 Personen. Die Zahl der Menschen, die zwischen dem 1. Januar und dem 31. Dezember 2015 als Neuzuweisung nach Attendorn kommen, dürfte geschätzt bei 150 liegen, sagt Plugge.
Wenig Zeit für Wohnraumsuche
In der Regel lägen zwischen der Benachrichtigung über eine Zuweisung und der Ankunft der Person nur zwei Werktage. Zwei Tage, in denen die Stellvertretende Amtsleiterin für Soziales eine Unterkunft für eine Person suchen muss, von der ihr die Bezirksregierung Arnsberg nur Namen, Alter, Geschlecht und Herkunftsland mitgeteilt hat. Nicht einmal die Religionszugehörigkeit kenne Plugge, obwohl dies mittlerweile für die Zusammensetzung der Bewohner einer Unterkunft wichtiger sei als das Herkunftsland. Man könne leichter zwei Moslems aus unterschiedlichen Herkunftsländern zusammen unterbringen als einen Christen und einen Muslim aus einem Land, weiß sie aus Erfahrung.
Zu wenig kommunale Immobilien
Die Plätze in den bisherigen Unterkünften würden mittlerweile sehr knapp, sagt Plugge, zumal die Stadt bisher ausschließlich kommunale Immobilien für die Unterbringung nutze. Für die Zukunft stehe die Stadt schon in Kontakt mit der Wohnungsgenossenschaft. Man werde versuchen, erst über die Genossenschaft den Bedarf zu decken. Nur wenn dies nicht klappt, werde die Verwaltung an Privatpersonen herantreten, bis wieder städtische Unterkünfte zur Verfügung stehen. Selbst wenn das zukünftig der Fall sein sollte, müssten diese erst umgebaut werden. Dafür wiederum sei eine gewisse Vorlaufzeit nötig, ergänzt Bürgermeister Christian Pospischil. Kämmerer Klaus Hesener hält eine Veränderung der Situation nur dann für denkbar, wenn das Thema der sicheren Herkunftsländer geklärt wird. Darin ist er sich mit der Forderung vieler seiner Kollegen einig. Ein Drittel „unserer Asylbewerber“, erzählt Hesener, komme aus sicheren Herkunftsländern, die aber als solche nicht definiert seien. Da Flüchtlinge aus diesen Ländern zu 99 Prozent nicht anerkannt würden, könnten Städte und Gemeinden entlastet werden, indem diese Menschen erst gar nicht auf die Kommunen verteilt werden.
Ausländeranteil von zehn Prozent
Dass sich die Asylsuchenden später mehrheitlich dazu entscheiden könnten, in Attendorn, als Kommune, die sie kennen, zu bleiben, ist für Pospischil kein Thema. Die Stadt habe eine lange Erfahrung im Umgang mit Ausländern. Attendorn habe einen Ausländeranteil von zehn Prozent. Pospischil setzt nun die Zahlen zur Erklärung in ein Verhältnis. „167 Asylbewerber“ - das ist die aktuelle Zahl der Flüchtlinge - „bei einer Einwohnerzahl von 25.000 ergibt weniger als ein Prozent. Insofern ist es für die Gesamtbevölkerung sicherlich verkraftbar, mit dieser Zahl umzugehen“. Außerdem, fügt der Bürgermeister hinzu, komme aus der einheimischen Bevölkerung ein sehr hohes Maß an Hilfsbereitschaft.
Artikel teilen: