Wirtschaftsethiker Wolfgang Kessler begeistert mit vielen Anregungen

Mahnende Worte


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Attendorn. „Wir müssen unsere Wirtschafts- und Lebensweise ändern – konsequent und sensibel“, mahnte Wirtschaftsethiker Wolfgang Kessler, bei seinem Referat in der Aula des Rivius-Gymnasiums vor etwa 40 Zuhörern.


Er schlug den Bogen von politischen Rahmenbedingungen wie Baugrundbevoratung oder Finanztransaktionssteuer bis zu persönlichem „Bewusst konsumieren“ oder „Gemeinsam statt einsam leben“. In Krisenzeiten gebe es viel „Fluchtverhalten in der Gesellschaft“ d. h. Rückzug ins Private, so Kessler.

Doch Ukraine-Krieg, Klimawandel und Corona-Pandemie sollten als Weckruf für eine humane Wirtschaft betrachtet werden, die sich nicht auf Profit orientierte Marktmechanismen verlasse und dann soziale Verwerfungen korrigiere.

Politik muss Rahmenbedingungen setzen

Vielmehr sollten von Anfang an die Beziehungen zwischen Wirtschaft, Natur und Menschen in den Blick genommen werden. Für eine solche humane, ökologisch-soziale Wirtschafts- und Lebensweise müsse Politik die Rahmenbedingungen setzen.

Als Positivbeispiel nannte der Referent das Gesundheitssystem in Österreich, das bei gleicher Leistung niedrigere Beiträge als das deutsche brauche, weil es eine gesetzliche Krankenkasse für alle Einkommensarten, auch gebe und etwa Finanzinvestoren keine Pflegeheime betreiben dürfen.

Etwa 40 Zuhörer hörten Wirtschaftsethiker Wolfgang Kessler zu. von privat
Etwa 40 Zuhörer hörten Wirtschaftsethiker Wolfgang Kessler zu. © privat

Die Daseinsvorsorge solle vom „Diktat der Rendite“ befreit werden, forderte Kessler und nannte außer Gesundheit und Pflege den ÖPNV, Wohnungsbau und auch die „digitale Welt“, die von den großen US-Plattformen beherrscht wird.

Zur Eindämmung der Spekulation müsse unbedingt eine Finanztransaktionssteuer eingeführt werden. Um umweltschonendes Wirtschaften und Leben zu fördern, brauche es eine Ökoabgabe auf klimaschädliche Produkte und eine Umverteilung der Einnahmen auf alle Bürger.

„Soziale Entwicklung schafft, wer in Menschen investiert“, so Kessler. Durch Lieferengpässe und Corona-Lockdown habe sich persönliches Verhalten schon in Richtung eines bewussteren Konsums verändert: Es werde mehr regional, vor Ort eingekauft, viele wollen lieber reparieren als wegwerfen. Unter dem Stichwort „Gemeinsam statt einsam leben“ plädierte Kessler dafür, mehr zu teilen – etwa das Auto.

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