„Wir pflegen ein gesundes Maß an Lampenfieber“

Interview mit Klaus Gabriel von der Theatergruppe Helden: Überraschende Requisiten und spezielle Anwerbeverfahren


Neben schauspielerischem Talent ist bei der Theatergruppe Helden auch Improvisationstalent gefragt. von Barbara Sander-Graetz
Neben schauspielerischem Talent ist bei der Theatergruppe Helden auch Improvisationstalent gefragt. © Barbara Sander-Graetz

Die Theatergruppe in Helden ist weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannt. Ihre Spezialität: ihr Humor und ihre Improvisationskunst. Diese Eigenschaften wussten die Laiendarsteller auch in der Aufführung der Komödie „Die Gedächtnislücke“ von Bernd Gombold geschickt einzusetzen. So geschickt, dass sie kürzlich in der Stadthalle Attendorn die Theatersaison abschließen durften. Nach dem Gastspiel der kleinen Theatergruppe auf der großen Bühne der Hansestadt gewährte Klaus Gabriel LokalPlus-Reporterin Barbara Sander-Graetz augenzwinkernde Einblicke in das Innenleben der Hobby-Schauspieler.


Erst die Bühne in Helden, dann ein Gastspiel in Oberveischede, nun die große Bühne von Attendorn. Hat Hollywood schon angefragt? Ach, wer braucht von uns Akteuren denn Hollywood nach so tollen Aufführungen wie die in Oberveischede und vor allem Attendorn? Unsere „weite Welt“ erstreckt sich allenfalls bis Gütersloh, wo wir in den letzten Jahren sehr erfolgreiche Gastspiele hatten. Und: Wer wird denn in Hollywood Witze über Attendorner und Olper verstehen? Unsere Art von Humor ist hier im Sauerland schon ganz gut aufgehoben. Apropos große Bühne. Wie ist das mit dem Lampenfieber? Gibt es so etwas noch oder hat die Theatergruppe Helden spezielle Mittel und Techniken, um dagegen anzukämpfen? Im Grunde haben wir nur Mittel und Techniken, vor den Aufführungen eine feine Prise Nervosität zu erzeugen anstatt dieser entgegenzuwirken: Es gehört zu unseren „backstage running gags“ (englisch für wiederholte Scherze hinter der Bühne, Anm. d. Red.), vor allem Neulinge jedes Mal vor den Auftritten darauf hinzuweisen, dass gerade die anstehende 2., 3. oder x. Aufführung „erfahrungsgemäß“ die schwierigste ist. Außerdem pflegen wir ein gesundes Maß an Lampenfieber auch dadurch, dass jeder Akteur damit rechnen muss, auf der Bühne von einem Mitspieler mit unerwarteten Requisiten oder überraschendem Outfit überfallen zu werden. Da ist dann natürlich Schlagfertigkeit gefordert, und genau die macht uns aus! Wer durch diese „harte Schule“ gegangen ist, den wirft theatermäßig nichts so schnell um und der wird auch damit fertig, innerhalb weniger Tage „mal eben“ eine neue Rolle schnell zu lernen, wenn ein Mitakteur krankheitsbedingt passen muss. Auch in dieser Hinsicht sind wir irgendwie Improvisationskünstler, was wir in dieser Spielzeit ganz besonders bewiesen haben. Wer von euch hat das Potential zum George Clooney im Repetal? Zu dieser wahrlich schwierigen Frage fällt mir nur ein: Was ein wenig Theaterschminke und gute Beleuchtung bei den Zuschauern so alles bewirken kann… Spaß beiseite: Bei einer wahrheitsgemäßen Beantwortung dieser Frage würde dies nur Unmut bei meinen Mitspielern hervorrufen, daher lasse ich es lieber…
"Unsere lockere Art überzeugt auch junge Leute"
In eurer Theatergruppe sind auch viele Nachwuchstalente. Wie schafft ihr es, die Jugend so zu begeistern, dass sie bei euch mit macht, während andere Vereine und Organisationen Nachwuchssorgen haben? Unsere lockere Art, zum Teil recht alte und „angestaubte“ Theaterstücke zeitgemäß zu interpretieren, überzeugt wohl die meisten jungen Leute, die sich uns anschließen. Darüber hinaus haben wir ein spezielles „Anwerbeverfahren“ entwickelt, das darin besteht, potentielle Mitspieler spätabends auf Veranstaltungen wie Karneval oder Schützenfest in mehr oder weniger geistreiche Gespräche zu verwickeln, die zumeist mit einem „Vertragsabschluss“ (gerne auch mal auf einem Bierdeckel) enden.
 von KRA2
© KRA2
Was erwartet den Zuschauer in der kommenden Spielzeit? Gibt es schon ein neues Stück, das ihr ins Auge gefasst habt? Nein, derzeit gönnen wir uns eine kleine wohlverdiente „Frühjahrspause“, dann geht es im Mai darum, ein passendes Stück ausfindig zu machen. Eines steht schon fest: es wird wohl wieder etwas Lustiges werden, alles andere würde uns eh niemand abnehmen. (lacht) Parallel zum Probenstart im Spätsommer werden wir dann auch wieder einen Beitrag für die nächste „Burg zu Burg-Wanderung“ der Stadt Attendorn schreiben und einstudieren. An welche Anschrift darf man Autogrammwünsche schicken? Natürlich sind wir nicht so vermessen und bilden uns ein, unsere Autogramme könnten für irgendjemanden von Wert sein. Allerdings: Wer uns für einen Theaterabend engagieren möchte (wir treten bekanntermaßen ja auch außerhalb des Repetals auf – nur nicht in Hollywood), kann sich über unsere Mailadresse info@theatergruppe-helden oder über das Internet (www.theatergruppe-helden.de, www.facebook.com/theatergruppe.helden) sehr wohl an uns wenden.
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