Wie sich Lilli nach einem Autounfall ins Leben zurückkämpft

„Aufgeben war nie eine Option“


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Lilli Steinle hat sich nach einem Autounfall, trotz negativer medizinischer Prognosen, wieder ins Leben zurückgekämpft. von privat
Lilli Steinle hat sich nach einem Autounfall, trotz negativer medizinischer Prognosen, wieder ins Leben zurückgekämpft. © privat

Attendorn. Im Herbst 2018 ereilte Lilli Steinle ein harter Schicksalsschlag. Bei einem schweren Autounfall erlitt die heute 23-Jährige ein starkes Schädel-Hirn-Trauma. Laut konventioneller Medizin hätte sie für immer mit großen Einschränkungen im Alltag leben müssen, doch Lilli war nicht gewillt, diesen Zustand hinzunehmen.


Dabei ging es in Lillis Leben bis zum Unfall stets bergauf. Nach dem Abitur am Attendorner St. Ursula-Gymnasium im Jahr 2016 machte Lilli ein Jahr „Work und Travel“ in Indonesien und Australien und studierte anschließend Physik in Karlsruhe. Durch den Autounfall und das entstandene Schädel-Hirn-Trauma wurde dann alles durcheinander gewürfelt.

Neben permanenten Kopfschmerzen und Schwindel war Lillis Konzentration stark eingeschränkt. Sie konnte sich nicht mehr als 15 Minuten am Tag kognitiv konzentrieren. Aufgaben des Alltags stellten sie damals vor große Herausforderungen und sie war auf Unterstützung angewiesen. An die Fortsetzung des Physik-Studiums war nicht zu denken. Und auch die Ruhephasen waren extrem lang: mindestens zehn bis zwölf Stunden Schlaf nachts und mehrere Stunden tagsüber wurden trauriger Teil von Lillis Alltag.

Mediziner bescheinigten Lilli keine Besserung

Mit diesem Zustand wollte sich die junge Frau nicht zufriedengeben. Die konventionellen Mediziner hatten ihr allesamt bestätigt, dass sich ihr Zustand nicht verbessern würde und sie wohl mit den aktuellen Umständen leben werden müsse.

Doch Lilli wollte sich damit nicht anfreunden und suchte nach alternativen Möglichkeiten. Sie stellte ihre Ernährung auf rein pflanzliche rohe Kost um. Sie begann, ihren Körper zu „entgiften“ und widmete sich ihrer spirituellen Entwicklung. Statt Trübsal zu blasen ging sie den Dingen nach, die ihr Spaß machten. Dazu gehören Yoga, Schamanismus und Pferde.

Auch ihr Islandpferd Stássa gab Lilli die nötige Kraft um ihren Alltag zu bewältigen. von privat
Auch ihr Islandpferd Stássa gab Lilli die nötige Kraft um ihren Alltag zu bewältigen. © privat

Mit diesem positiven Mindset gelangen Schritt für Schritt kleine Verbesserungen. Lilli kann sich nun 90 Minuten kognitiv konzentrieren, ist allerdings immer noch weit davon entfernt, ihr Studium wieder aufzunehmen.

„Normaler“ Arbeitstag momentan nicht umsetzbar

Auch eine Ausbildung oder ein Beruf, der einem „normalen“ 8-Stunden-Arbeitstag entspricht, ist für sie derzeit nicht realisierbar, da ihre kognitive Belastbarkeit nach wie vor sehr eingeschränkt ist. Da sie vor dem Unfall noch keine Chance hatte, einen Beruf auszuüben, fällt sie durch das soziale Raster und hat keine Möglichkeit, staatliche Unterstützung zu erhalten.

Eine Ausbildung zur Yoga-Lehrerin würde Lilli den Weg in ein selbstständiges und unabhängiges Leben ermöglichen. von privat
Eine Ausbildung zur Yoga-Lehrerin würde Lilli den Weg in ein selbstständiges und unabhängiges Leben ermöglichen. © privat

Für Lilli gibt es nun Licht am Ende des Tunnels: Sie hat kürzlich mit einer Yoga-Lehrer-Ausbildung begonnen. Die Yoga-Schule hat ihren Ursprung in Ecuador. Yoga fällt ihr verhältnismäßig leicht und macht ihr Spaß. Nicht zu vergessen bleiben die gesundheitlichen und kognitiven Fortschritte, die ihr dadurch ermöglicht wurden. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich Lilli hierbei ihre Arbeitszeit selbst einteilen, ihr eigenes Geld verdienen und unabhängig werden könnte.

Yoga-Ausbildung kostet Geld

Doch es gibt einen Haken: im Gegensatz zu einer normalen Ausbildung, wo der Auszubildende Geld verdient, muss man erstmal Geld in die Yoga-Ausbildung investieren, bevor diese dann erfolgreich absolviert werden kann. Deshalb sammelt Lilli momentan über die Plattform Gofundme für ihre persönliche Weiterbildung. 10.000 Euro kostet die Ausbildung. Knapp ein Zehntel der Summe ist bereits zusammengekommen, doch für die Gesamtsumme werden noch rund 9.000 Euro benötigt.

Abschließend bedankt Lilli Steinle sich bei allen Menschen, die sie in den schwierigen Zeiten begleitet, unterstützt, motiviert und inspiriert haben und die Hoffnung, dass sie wieder gesund werden kann, aufrechterhalten haben. Lilli empfiehlt allen Menschen in schwierigen Lebenslagen, nie aufzugeben und immer das Beste aus der Situation zu machen. Sie sagt: „Aufgeben war für mich nie eine Option. Obwohl man mir sagte, dass ich nicht mehr zur alten Form zurückkehren werde, so zeige ich, dass das Unmögliche doch möglich ist.“

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